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0125 - Der Teufel aus dem Orient

0125 - Der Teufel aus dem Orient

Titel: 0125 - Der Teufel aus dem Orient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kinnbärtchen. Seine Augen leuchteten hell. Er trug keinen Helm. Statt einer schweren Rüstung war er wie die anderen seines kleinen Trupps in Kettenhemden gehüllt. Das seine glänzte golden im Licht der Nachmittagssonne.
    Er hob die Hand.
    »Absitzen!«
    Seine Gefährten folgten der Aufforderung. »Ragnar, kümmert Euch um die Pferde«, befahl der Blonde. »Wir anderen errichten das Zelt!«
    Vater Heinrich beobachtete das Treiben, an einen in den Boden gerammten Pfosten gelehnt. Die Ritter waren schon mit enormer Geschwindigkeit beschäftigt, das Lager zu errichten, doch was er hier sah, setzte allem die Krone auf. Das Tempo, das diese Männer vorlegten, war geradezu gespenstisch. Nun, sie mußten ausgeruht sein, hatten nicht die schweren Rüstungen zu tragen gehabt.
    Ein junger Mann schlenderte heran, etwa zwanzig Lenze alt, und blieb neben Vater Heinrich stehen. Der Alte kannte ihn, hatte sich schon öfters mit Gottfried von Colonia unterhalten, ihm einige Tricks des Lanzenkampfes beigebracht.
    »Na, Vater Heinrich, was sagt Ihr dazu?«
    Der Alte schüttelte den Kopf.
    »Nichts. Kennt Ihr jene Leute?«
    »Ich weiß kaum mehr als Ihr. Der Lange dort hat sich als Fürst Wilhelm von Helleb vorgestellt.«
    »Helleb? Nie gehört«, grummelte Vater Heinrich. »Was ist das für ein Land?«
    Der Kölner blieb ihm die Antwort schuldig. »Sie sind unheimlich schnell, nicht wahr?«
    Vater Heinrich nickte bedächtig. »Wie es aussieht, eine Elitetruppe. Wenn sie im Kampf auch so schnell sind, dann hege ich keine Bedenken mehr…«
    Er beobachtete die Ritter weiter. In einer unglaublichen Geschwindigkeit wurde ein großes Zelt aufgebaut. Vater Heinrich furchte nachdenklich die Stirn. Jener Fürst von Helleb, der Anführer der Leute, packte selbst mit zu, half bei der Arbeit mit, ohne sich selbst auch nur einmal zu schonen. Zudem wurde nur dieses eine Zelt errichtet. Das bedeutete also, daß der Fürst mit den anderen zusammen in einer Unterkunft wohnen würde. Das war mehr als ungewöhnlich, warf ein seltsames Bild auf die kleine Gruppe…
    Der Alte lehnte nach wie vor an dem Pfahl. Unverwandt sah er hinüber, erkannte, daß plötzlich einer der Helleber zu einem Musikinstrument griff, ein paar Töne anschlug und schauerlich zu grölen begann. Augenblicke später heulte der Blonde verzweifelt auf.
    »Du wirst nicht singen, Ritter Erlik«, hörte Vater Heinrich ihn aufstöhnen. »Willst du, daß das Bier in den Fässern schlecht wird?«
    Der Barde, den Wilhelm Erlik genannt hatte, stellte sein Zupfinstrument mit einem harten Ruck auf die Erde. »Banause«, knurrte er. »Kein Kulturverständnis! Meine zarte, wohlklingende Stimme…«
    »Langt bei weitem, die Kümmeltürken schon beim bloßen Anhören in die Flucht zu schlagen!« führte der Mann namens Ragnar den Satz etwas anders zu Ende, als Ritter Erlik es geplant hatte. »Also hör auf damit, und sieh lieber zu, daß wir einen gemütlichen Abend erleben!«
    Grollend zog sich Erlik zurück. »Und ich werde doch noch singen!« knirschte er dabei. Der Fürst sah ihm sinnend nach.
    »Ja«, brummte er. »Dann nämlich, wenn die Mauern von Jerusalem nicht fallen werden. Dann werden wir dich als Trompete verwenden, wie damals bei Jericho.«
    Vater Heinrich schüttelte den Kopf. Komische Ritter waren das. So flink sie waren, so eigenartig benahmen sie sich auch.
    Einige der Helleber schritten zu dem flachen, breiten Troßwagen hinüber, den sie mit sich geführt hatten. Schwungvoll luden sie ein paar kleine Fäßchen ab, in denen es verheißungsvoll gluckerte. Vater Heinrich riß die Augen auf.
    Die Helleber hatten Bier!
    Oh, du lieber Augustin, dachte der Alte. Er zog sich jetzt doch zurück. Das konnte ja noch heiter werden. Denn das Abladen der Fässer bedeutete, daß die Helleber gedachten, sie auch leer zu machen. Der alte Ritter befürchtete eine schlaflose Nacht…
    Auf diese Weise bekam er nicht mehr mit, was weiter geschah. Denn plötzlich erstarrte Fürst Wilhelm mitten in der Bewegung. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    Erlik war das eigenartige Verhalten aufgefallen. »Was ist los?« raunte er. Instinktiv spürte er, daß da draußen etwas war, vielleicht eine Gefahr.
    »Sieh dort«, murmelte Wilhelm. »Gestalten. Sie ziehen an unserem Lager vorbei, auf die Stadt zu. Schau, wie eigenartig sie funkeln. So, als seien sie aus reinem Silber!«
    »Rüstungen?«
    »Vielleicht«, überlegte Wilhelm. Dann straffte er sich. »Erlik, Ragnar, wir reiten hin. Sie

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