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0125 - Der Teufel aus dem Orient

0125 - Der Teufel aus dem Orient

Titel: 0125 - Der Teufel aus dem Orient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geöffnet. Verschlagene Augen in einem feisten Gesicht blitzten ungnädig.
    »Ich muß mit Euch reden, Monsieur de Montagne. Sofort«, sagte der Professor.
    »Ich habe keine Zeit«, beschied ihn der Magier aus dem Loire-Tal und wollte die kostbar verzierte Tür zuschlagen.
    Sie krachte gegen Zamorras Schuh.
    Um die Lippen des Professor spielte ein dünnes Lächeln.
    »Spart Euch Eure Ausreden. Ihr habt Zeit, das weiß ich«, erwiderte er hart. »Also laßt uns ein.«
    »Verschwindet!« bellte Leonardo.
    Zamorra entgegnete nichts mehr. Er holte aus und trat gegen das Türblatt. Die Tür wurde dem Magier aus der Hand gerissen und schwang weit auf. Die Rechte Leonardos zuckte zum Dolch. Aber da war Zamorra schon bei ihm, faßte beide Arme Leonardos und drängte den schmächtigen Mann mit dem widernatürlich dicken Gesicht vor sich her ins Innere des Raumes.
    Nicole folgte und schloß die Tür.
    »Ihr wagt es, Euch an mir zu vergreifen?« schrillte Leonardo. »Das werdet Ihr bitter bereuen, Zamorra! Mein Einfluß ist groß und der König Euch nicht gerade wohlgesonnen. Ein Wink von mir, und Euer Kopf rollt! Ich…«
    »Spart Euch die Mühe, und hört auf mit dem leeren Geschwätz«, brummte Zamorra und drückte Leonardo auf ein Sitzkissen nieder. »Wo ist Alyanah?«
    »Was geht sie Euch an…?« murmelte Leonardo giftig. »Wenn das alles ist, was Ihr…«
    »Ich will sichergehen, daß kein Unbefugter mithört!« herrschte Zamorra ihn an. »Wenn sie da ist, schickt sie fort. Was ich mit Euch zu bereden habe, geht niemanden etwas an als uns.«
    »Und sie?« Leonardo machte eine Kopfbewegung zu Nicole, die an der Tür stehengeblieben war. In seinen Augen glitzerte es begehrlich, als er sie näher musterte. Der dünne, durchscheinende Stoff umspielte weich ihren schlanken, schönen Körper und war geeignet, selbst standhafte Männer schwach zu machen.
    »Sie ist eingeweiht!« konterte Zamorra.
    Leonardos Augen verengten sich. Er sah Zamorra an, sah in das markante Gesicht, in dem kein Muskel zuckte. Sekundenlang schätzte er die Möglichkeiten für einen körperlichen Angriff ab, dann aber schüttelte er unmerklich den Kopf. Nein, dieser Zamorra war ihm körperlich überlegen. Ein kraftstrotzender Hüne, das Idealbild eines Mannes, das Leonardo leider nicht bot. Und die Magie…, nun, sie brauchte gewisse Vorbereitungen.
    Es war sinnlos. Er mußte sich der Gewalt beugen.
    »Alyanah ist nicht hier«, sagte er leise. »Sie ging zum Bazar.«
    Zamorra lachte leise. »Und Ihr seid sicher, daß Eure große Liebe nicht klammheimlich verschwindet?« fragte er spöttisch.
    »Sie gab ihr Versprechen«, erwiderte Leonardo. »Nun, so sprecht. Was wollt Ihr? Aus welchem Grund stört Ihr meine Ruhe?«
    Zamorra sah sich um, nahm jede Einzelheit des Zimmers in sich auf. Es war kärglich möbliert; ein gewaltiger Schrank stand dem Fenster gegenüber, und auf dem Boden lag das Fell eines riesigen Löwen, daneben zusammengerollt ein paar Decken. Hier pflegte Leonardo anscheinend zu nächtigen. Zamorra hatte im ganzen Palast noch nicht ein einziges Möbelstück gefunden, das auch nur annähernd den Vorstellungen entsprach, die ein Neuzeit-Europäer mit dem Begriff »Bett« verband.
    Auf einem niedrigen Tischchen mit drei Beinen stand eine Lampe mit weit ausladendem Schirm. Das Fenster war hell, offen und besaß keine Vorhänge. Im Hintergrund gab es eine massive Tür zu einem Nebenraum. Zamorra sah, daß nachträglich ein schwerer Riegel angebracht worden war.
    »Ich sprach mit dem Schwarzen Ritter«, sagte Zamorra gelassen und beobachtete dabei die Reaktion Leonardos.
    Sie bestand darin, daß der Magier die Augen aufriß. Dann aber hatte er sich wieder unter Kontrolle.
    »Der Schwarze Ritter ist tot«, sagte er.
    Der Professor schüttelte den Kopf. »So, woher wißt Ihr das? Saht Ihr ihn sterben? Ist er nicht einfach nur verschollen?«
    »Ich weiß es, das genügt!« stieß Leonardo hervor. »Und ich habe Euch im Verdacht, ihn getötet zu haben.«
    Seine Augen flackerten.
    Zamorra, der Meister des Übersinnlichen, nickte langsam.
    »Euer Verdacht ist richtig. Ich tötete ihn in der gleichen Stunde, in der Ihr von Achman das Amulett erhieltet.«
    »Das dieser Euch nahm«, vermutete Leonardo.
    Die Vermutung war natürlich. Die beiden Amulette waren identisch, und seit jenem Augenblick hatte Zamorra sein eigenes Zauberwerkzeug nicht mehr offen getragen, es stets sorgfältig vor Leonardo verborgen. Es lag ihm nichts daran, die Gier des Magiers

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