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0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

Titel: 0125 - Wir stutzten ihm die Krallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir stutzten ihm die Krallen
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Hand. Einer muss die gefälschten Bilder malen, der andere soll ein unehrliches Echtheitsgutachten abgeben. Darauf dürfte die Erpressung wohl hinauslaufen.«
    Der Chef nickte.
    »Das nehme ich auch an. Auf jeden Fall erscheint es mir ratsam, wenn ihr diese Angelegenheit zunächst mitbearbeitet. Stellt sich heraus, dass mit unserer Sache kein Zusammenhang besteht, trennen wir sie ab und geben sie ein paar Kollegen. Einverstanden, Jerry? Phil?«
    »Einverstanden«, sagten wir wie aus einem Munde. Dann erkundigte ich mich nach der Wohnung des Professors, aber Mr. High sagte, Holder erwarte uns in seinem Büro. Wir notierten uns die Adresse und machten uns auf den Weg. Der Fall war nun wieder ins Rollen gekommen, und das war schon einiges wert.
    »Wie sah die Frau aus, von der Sie mit einem Wagen abgeholt wurden?«, fragte ich Miss Cell, nachdem wir von ihr die ganze Geschichte gehört hatten. »Wie groß war sie?«
    »Ungefähr einsfünfundsechzig bis einsachtundsechzig.«
    »Was für Schuhe trug sie?«
    »Ich glaube, es waren schwarze Wildlederschuhe.«
    »Wie hoch waren die Absätze?«
    »Nicht sehr hoch. Vielleicht vier oder fünf Zentimeter.«
    Also Körpergröße nur einsfünfundfünfzig bis ungefähr einssechzig, dachte ich. Dass doch die meisten Menschen nicht an die Höhe der Absätze denken, wenn sie von jemand dessen Größe angeben sollen.
    Auf ähnliche Art ließ ich die Beschreibung der Frau vervollständigen. Leider kam nicht die berühmte Narbe irgendwo oder sonst ein besonders auffallendes Kennzeichen vor, durch das uns die Suche nach der Frau wesentlich erleichtert worden wäre.
    »Was für ein Wagen war es, in dem Sie abgeholt wurden?«
    »Ein brauner Cadillac.«
    »Was für ein Modell? Ein neueres, oder haben Sie das Modell im vorigen Jahr auch schon auf den Straßen gesehen?«
    »No. Es war ein ganz neuer Wagen. Ganz neues Modell.«
    »Was für eine Farbe hatte er? Sagten Sie nicht rot?«
    Porty Cell hielt Phils Fangfrage für einen Beweis seines schlechten Gedächtnisses. Mit einem leicht geringschätzigen Blick zu ihm wiederholte sie betont: »Ich sagte braun!«
    »Was für ein Braun?«, wollte ich wissen. »Hell oder dunkel? Ins Rötliche spielend oder dumpfer?«
    »Ach, das war eine ganz verrückte Farbe. Ich möchte sagen, dass es wie ein sehr schmutziges Gelb wirkte.«
    »Das Kennzeichen des Wagens haben Sie nicht gesehen oder gar behalten?«
    »No.«
    »Wie lange waren Sie von hier aus unterwegs, bis Sie aussteigen mussten?«
    »Höchstens zwanzig Minuten.«
    Phil notierte es. Waren es auch lauter Kleinigkeiten, so waren es doch Anhaltspunkte, die sich zu dem bekannten Mosaik des Kriminalisten zusammensetzen ließen. Wenn man das Höchstmaß an Geschwindigkeit, das ein Wagen in Manhattan noch eben fahren kann, in Betracht zog, ließ sich mithilfe eines Zirkels auf einem Stadtplan leicht feststellen, innerhalb welchen Kreises Porty Cell gewesen sein musste. Leider kam bei zwanzig Minuten Fahrtzeit noch immer ein Radius von ungefähr zwanzig Kilometern infrage, sodass immer noch ein recht großer Teil von Manhattan im Kreise des möglichen Fahrtzieles lag.
    Wir stellten noch einige Fragen und bekamen mehr oder minder befriedigende Antworten. Zum Schluss war uns eines absolut klar: In diesem Fall arbeiteten nicht nur Berufsgangster, sondern auch unvorbestrafte Laien. Berufsgangster würden keinen Cadillac von auffallender Farbe verwenden, nicht einmal, wenn sie das Fahrzeug nur gestohlen hätten. Außerdem hätten Berufsverbrecher vermutlich keinen fingierten Rechtsanwalt vorgeschoben. Sie hätten einfach auf Miss Cell vor dem Hause ihres Chefs gewartet und sie dann mit mehr oder weniger Gewalt zum Einsteigen in den Wagen der Gangster gezwungen. Das ist zwar primitiver, aber wirksamer. Miss Cell hätte bei dem eigenartigen Anruf immerhin misstrauisch werden und ablehnen können. Wenn einem aber jemand eine Pistole in die Seite drückt, lehnt man es gewöhnlich nicht mehr ab, seinen Wünschen nachzukommen.
    Als wir alle Fragen gestellt hatten,-die überhaupt gestellt werden konnten, war es bereits elf Uhr vormittags.
    »Gut«, sagte ich abschließend. »Damit wollen wir zum zweiten Teil der Sache übergehen. Herr Professor, haben Sie für Ihre Bank eine Unterschrift, die irgendein geheimes Zeichen zum Beweis der Echtheit enthält?«
    »Ja, ein…«
    »Danke«, unterbrach ich. »Ich will das Geheimnis Ihrer Unterschrift gar nicht wissen. Ich bitte Sie nur, wenn Sie Miss Cell die verlangte

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