0125 - Wir stutzten ihm die Krallen
Beamter vom Nachtdienst hob ab und meldete sich. Nach ein paar Minuten sagte er: »Jerry, für dich!«
Ich nahm den Hörer.
»Ja, Cotton.«
»Hier ist Ripers. Fingerabdruckregistratur. Wir haben Nummer eins, Jerry. Es handelt sich um den einunddreißig jährigen William Serrock, zweimal vorbestraft wegen Bandenverbrechens, derzeitiger Aufenthaltsort unbekannt.«
»Wunderbar«, sagte ich. »Gebt mir doch schnell mal die Nummer seiner Karte, damit ich sein Bildchen dazu schneller finden kann.«
»NY 31-A-6-d-3287.«
Ich notierte mir die Nummer, bedankte mich und gab Phil den Zettel. Anhand der Registernummer, die in allen Registraturabteilungen übereinstimmt, ob es sich nun um die Spitznamenkartei, die Bildabteilung, die Kartei der Arbeitsmethoden oder sonstiger Besonderheiten handelt, war es jetzt ein leichtes, aus den zahllosen Bänden des Verbrecheralbums die Fotos des Gangsters zu finden.
Danach gingen wir in die Hauptkartei. Unsere Registratur gehört zu den wichtigsten Fahndungsmitteln, die eine Polizei nur einsetzen kann. Von jedem Verbrecher werden seine genauen Personalien, seine Fingerabdrücke, seine Fotos und erschöpfende Notizen über seine Gewohnheiten, Arbeitsmethoden, Freunde usw. aufbewahrt. Diese Registratur ist in zahllose Unterabteilungen unterteilt. Weiß man von einem Gangster beispielsweise nur, dass er »Micky« genannt wird, so schlägt man in der Spitznamenkartei nach und nimmt sämtliche Karten heraus, die diesen Namen aufweisen. Auf jeder steht dann nur noch der knappe Hinweis: Siehe Karte Nr… Unter dieser Nummer hängt in der Hauptkartei das gesammelte Material über den Mann. Dadurch hat man alles beisammen, und die zahlreichen Unterabteilungen können mit einem Minimum an Platz auskommen.
Well, wie gesagt, wir suchten uns Serrocks Hauptkarte. Wie vorzüglich eine solche Registratur ist, ergab sich aus dem lakonischen Hinweis: »Er arbeitet fast immer mit Lucky Moore zusammen (Nr. NY 31-C-6-F-2984)…«
Ich suchte auch dessen Karte und unter der gleichen Nummer im Album die Fotos. Wir brauchten nur einen Blick darauf zu werfen, um Bescheid zu wissen. Es waren die beiden Burschen, die Johnny so gut gezeichnet hatte.
Phil rief die Leute in der Fingerabdruckregistratur an und sagte die Nummer des zweiten durch. Ein paar Minuten später lagen Fingerabdruckkarten, Fotos und genaue Angaben über die beiden Gangster auf unserem Schreibtisch im Office.
Ich griff gerade zum Telefon, um den Fahndungsleiter anzurufen, als sich Mr. High über das Haustelefon meldete.
»Jerry? Sind Sie noch da, oder Phil?«
»Alle beide, Chef.«
»Dann kommen Sie beide doch mal eben rüber in mein Office.«
»Okay, Chef. - Komm, Phil! Der Chef will uns sehen.«
Wir gingen zu Mr. High und traten ein, als er uns nach unserem Klopfen dazu aufforderte. Wortlos reichte er uns ein Blatt Papier über den Schreibtisch.
Es war das Fernschreiben der Stadtpolizei, wir lasen es langsam.
»Es gibt wohl kaum noch einen Zweifel«, sagte Mr. High leise, »dass hier ein ganz und gar skrupelloser Mann eine bestimmte außerordentliche Gaunerei vorbereitet. Meine Meinung ist, dass sowohl der in Chicago wie auch der hier ermordete Kunstmaler irgendwelche Fälschungen ausgeführt haben. Nachdem sie die Fälschungen abgeliefert hatten, wurden sie umgebracht, damit sie später nichts ausplaudern konnten. Wie viele junge Künstler sonst noch mit dem Anfertigen von Fälschungen beschäftigt sind und dadurch in Lebensgefahr schweben, sobald sie ihre Arbeit beendet haben, lässt sich nicht sagen. Vielleicht keiner sonst, vielleicht zwanzig. Das ist nun der dritte Mord in dieser Sache, wenn wir Brocksons Ermordung mitzählen, und das müssen wir schließlich, denn Mord bleibt Mord, gleichgültig ob an einem Gangster oder einem rechtlich unbelasteten Menschen. Ich wünsche, dass mit größerer Eile in dieser Sache gearbeitet wird. Ich weiß, dass Ihnen kein Vorwurf zu machen ist. Sie haben getan, was zwei Mann in der Sache tun konnten. Es müssen eben mehr Leute eingesetzt werden, damit mehr Spuren gleichzeitig verfolgt werden können. Ich habe dem Einsatzleiter bereits Anweisung gegeben, dass acht Mann an Sie abzustellen sind. Teilen Sie sie ein und sehen Sie zu, dass Sie diese Bestie bald in Gewahrsam bekommen, die mit den schönsten Gütern der Menschheit ein blutbesudeltes Geschäft machen will.«
Selten hält unser Chef eine so lange Rede. Wenn er es tut, wissen wir, wie nahe ihm eine Sache geht.
»Okay, Chef«, sagte
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