0125 - Wir stutzten ihm die Krallen
Kunstmaler ermordet wurde.«
»Und in New York ist ein anderer Kunstmaler entführt worden.«
»Was?«, schnaufte Wayne. »Ja, meine Güte, was hat man denn mit den armen Teufeln vor? Bei denen ist doch nicht einmal eine Brotrinde zu holen, so arm sind die Burschen.«
»Auf der einen Seite, ja. Auf der anderen Seite stellen sie gewissermaßen eine Art latenten Reichtum dar durch ihr Können.«
»Quatsch!«, schnaufte Wayne. »Das ist es ja gerade! Für ihr Können zahlt ihnen ja kein Mensch einen roten Heller. Vielleicht werden ihre Bilder in hundert oder zweihundert Jahren in purem Gold aufgewogen, aber davon können die armen Teufel jetzt nicht satt werden!«
»Deswegen sind ja ein paar Leute auf den Gedanken gekommen, die Zeit zu korrigieren!«, grinste Dean.
»Die Zeit zu korrigieren? Boys, in was für Rätseln redet ihr eigentlich?«
»Die Sache ist ganz einfach«, sagte van Geeren. »Jemand hat den Einfall gehabt, dass man doch von den jetzigen Malern Skizzen machen lassen könnte, die nach Rembrandt aussehen.«
»Fälschungen?«
»Ja! Mit echten Rembrandtskizzen kann man immerhin kleine Vermögen verdienen, nicht wahr?«
»Keine Ahnung, was solche Dinger heutzutage kosten, aber verdammt teuer werden sie schon sein«, nickte Wayne.
»Dem FBI liegt eine Anzeige folgenden Inhalts vor: Ein junger Kunstmaler aus der 89. Straße wurde von einem ihm unbekannten Mann angehalten, Rembrandtskizzen zu fälschen. Der Maler verständigte das FBI. Zwei Kollegen warteten auf das Aüftauchen des Bestellers .und verfolgten ihn dann. Er wurde vor ihren Augen ermordet. Der Maler, der die Sache angezeigt hat, wurde inzwischen gekidnappt. Und außerdem wissen wir, dass die Sekretärin des größten Rembrandtspezialisten erpresst wird, damit sie eine Unterschrift ihres Chefs beschafft. Wir gehen wohl nicht fehl in der Annahme, dass mit dieser Unterschrift gefälschte Echtheitsbescheinigungen für die gefälschten Skizzen angefertigt werden sollen.«
Wayne legte sich weit in seinen Drehstuhl zurück.
»Auf was für Gedanken manche Leute kommen!«, staunte er. »Junge, Junge', das ist ja eine verzwickte Angelegenheit. Ihr meint, dass Kries irgendwie mit in der Sache drinhängt?«
»Ja, wir nehmen das an.«
Wayne zuckte die Achseln: »Schön, dann hätten wir ein Motiv. Im Augenblick tappen wir nämlich noch sehr im Dunkeln. Unsere Ermittlungen haben nicht viel zutage fördern können. Praktisch ist nur eine einzige Spur vorhanden, die uns weiterhelfen könnte. Der Maler muss so etwas wie eine Freundin oder Geliebte gehabt haben. Leider weiß keiner von den Hausbewohnern, wie sie heißt und wo sie wohnt. Wenn man diese Frau ermitteln könnte, wäre einem sicher geholfen.«
»Ist sie verdächtig?«
Wayne zuckte die Achseln: »Wer weiß? Nach Lage der Dinge ist keiner und jeder verdächtig. No, ich nehme nur an, dass uns diese Frau eine Menge Fragen beantworten könnte. Eine Geliebte weiß in der Regel mehr von dem Mann, den sie liebt, als jeder andere. Deshalb allein ist die Frau für uns interessant. Aber wie gesagt: Wir haben keine Ahnung, wo wir sie finden können, wenn sie sich nicht von sich aus bei uns melden sollte.«
»Existiert auch kein Bild von ihr?«
»No. Wir haben nur mehr oder weniger übereinstimmende Beschreibungen von Hausbewohnern. Demnach muss sie ungefähr mittelgroß sein, schlank, aber mit guter Figur, schwarzem Haar; alles in allem: eine rassige Erscheinung. Aber das ist so vage, dass es auf Tausende von Frauen in New York zutreffen könnte.«
Unsere beiden Kollegen sahen sich an. Ich hatte nun alle Beamte in den bisherigen Verlauf der Dinge voll und ganz eingeweiht. Das muss man schon, denn ein Beamter kann nur dann sinnvoll auf Ermittlungen ausgehen, wenn er weiß, was überhaupt geschehen ist. Also wussten die beiden Kollegen auch von der Sache mit Porty Cell. Und beide dachten in diesem Augenblick an die Frau, die uns Holders Sekretärin beschrieben hatte: eher klein bis mittelgroß, schlank, attraktiv, schwarzhaarig…
***
In jeder Etage hing vor der Fahrstuhltür ein großes Schild: Außer Betrieb!
Deshalb raste er die Treppen hinunter. Als er auf dem Treppenabsatz zur ersten Etage angekommen war, drehte er sich um und schoss zweimal die Treppe hinauf.
Phil und ich warfen uns zurück. Die Kugeln pfiffen hoch über uns hinweg und schlugen irgendwo in die Wand des Treppenhauses.
Ich peilte vorsichtig durch den Schacht zwischen den Treppen. Von dem Burschen war nichts zu sehen.
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