0125 - Wir stutzten ihm die Krallen
ich. »Die Leute können wir gebrauchen, denn wir haben die ersten Mitglieder der Bande endlich identifizieren können. Jetzt müssen wir nach ihnen fahnden.«
Wir gingen zurück in unser Office, wenige Minuten später erschienen die acht Kollegen vom Nachtbereitschaftsdienst. Vier davon notierten sich die Namen und prägten sich das Aussehen der beiden Gangster ein, die wir durch Johnnys listigen Trick identifiziert hatten. Sie sollten sich in den Kneipen der Unterwelt nach den beiden umsehen.
Einen anderen Beamten schickten wir zu Johnny ins Haus. Er sollte die Hausbewohner vernehmen, ob jemand von ihnen vielleicht Johnny mit den beiden Gangstern beim Betreten oder Verlassen des Hauses gesehen hatte. Einen sechsten setzten wir auf die Spur, der wir überhaupt noch nicht hatten nachgehen können: Brockson. Er musste doch, bevor er vor dem Warenhaus erschossen worden war, irgendwo gewohnt haben. Wenn man diese Wohnung ausfindig machen konnte, ließen sich Verhöre mit den Nachbarn anstellen, um herauszufinden, mit wem Brockson verkehrte, ob und was für Besuche er empfing usw. usw.
Die beiden anderen sollten zur Stadtpolizei fahren und sich gründlich über das informieren lassen, was die dritte Mordkommission im Falle Kries bisher ermittelt hatte. Auf diese Weise glich unsere Tätigkeit schon fast dem Wirken eines Polypen, der viele Arme ausstreckt.
Wir selbst setzten uns in den Jaguar und fuhren zu Porty Cell. Wir hatten mit ihr vereinbart, dass wir sie um halb neun aufsuchen wollten, falls bis dahin der Gangster noch nicht aufgetaucht war, um die verlangte Unterschrift Holders gegen die Bilder einzutauschen.
Wir kamen mit ein paar Minuten Verspätung bei Miss Cell an. Den Jaguar parkten wir vier Blocks weiter. Wir selbst gingen in eine Parallel-, straße, überkletterten eine Hofmauer und dann an der rückwärtigen Feuerleiter empor. Diesen Weg hatten wir mit Porty Cell abgemacht. Es konnte ja sein, dass die Bande das Haus von vorn beobachten ließ. Dann hätten wir lange auf das Erscheinen der Gangster warten können, wenn wir es durch den vorderen Eingang betreten hätten. Gangster haben oft einen Instinkt dafür, wer zu ihren Gegnern gehört.
Wir klopften leise gegen das hell erleuchtete Fenster den vereinbarten Rhythmus. Sofort zog Miss Cell den Vorhang zur Seite und machte das Fenster auf. Wir kletterten hinein.
»Hallo!«, sagte ich leise. »Kann uns jemand hören?«
»Nur wenn jemand vorn an der Tür lauschen würde.«
»Okay, dann müssen wir eben leise…«
Ich kam nicht mehr dazu, den Satz zu Ende zu sprechen. Miss Cell hatte die Apartmenttür nicht von innen abgeschlossen. Diese kleine Nachlässigkeit kostete einem Mann das Leben.
Mitten in meinem Satz wurde die Tür mit einem kräftigen Druck aufgestoßen und ein Mann spazierte über die Schwelle.
»Na, Puppe, hast du - verdammt!« Er drehte sich auf dem Absatz um und stürmte hinaus.
»Das ist er!«, gellte Miss Cells Stimme hinter uns her. Wir hörten es kaum noch, denn wir jagten ebenso schnell wie unser Mann die Treppen hinab. Im Laufen rissen wir bereits unsere Pistolen heraus.
***
Roger Dean und Jack van Geeren hießen die beiden Kollegen, die ich zur dritten Mordkommission geschickt hatte, damit sie sich über die Ergebnisse der Ermittlungen unterrichten lassen sollten, die man im Falle des ermordeten jungen Malers Harry George Kries angestellt hatte.
Sie erfuhren am Auskunftsschalter, dass Detective-Lieutenant Wayne die Dritte Mordkommission leitete. Mit dem Lift fuhren sie hinauf ins sechste Stockwerk, gingen den Flur entlang und klopften an die mit Waynes Namen beschriftete Tür.
Ein sonorer Bass forderte sie zum Eintreten auf. Hinter einem völlig kahlen Schreibtisch, der überhaupt nicht nach Arbeit aussah, hockte ein bulliger Kerl von vielleicht vierzig Jahren. Er hatte das Jackett ausgezogen und die Hemdsärmel hochgerollt, sodass seine kräftigen, schwarz behaarten Unterarme sichtbar wurden. Er hatte dicke Lippen und ein Paar enorm buschige Augenbrauen. Mit gerunzelter Stirn sah er zur Tür und brummte: »Was ist los? Zu wem wollen Sie?«
»Wir suchen Lieutenant Wayne«, sagte van Geeren. »Das ist Agent Dean, ich heiße van Geeren. Ebenfalls FBI.«
Wayne stand auf und schüttelte ihnen die Hand.
»Freut mich, eure Bekanntschaft zu machen, Boys. Setzt euch! Na, hat das FBI auf einmal Interesse an unseren jungen Künstlern?«
»Ja«, nickte Dean. »Umso mehr, als in Chicago vor wenigen Wochen auch ein junger
Weitere Kostenlose Bücher