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0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

0125 - Wir stutzten ihm die Krallen

Titel: 0125 - Wir stutzten ihm die Krallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir stutzten ihm die Krallen
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Bude oben in der 89sten Straße auf. Clecelay war ein junger Maler, der zwar viel Begabung, aber wenig Geld hatte. Wenn ihm sein alter Lehrer von der Akademie nicht hin und wieder einen Auftrag für ein Plakat oder eine Werbezeichnung vermitteln würde, wäre Johnny vermutlich längst verhungert.
    »Hallo, Sherlock Holmes!«, grinste er, als er mir die Tür öffnete. »Kommen Sie herein, Meister der kriminalistischen Denksportaufgaben! Betreten Sie ein durch Genialität und Berufung geweihtes Haus mit dem Schaudern der Ehrfurcht!«
    Ich lachte. Langsam kannte ich ja nun seine Art. Eher konnte man einen schweren Panzerwagen mit den bloßen Händen zerdrücken, als aus Johnny ein vernünftiges Wort herausholen.
    »Na, mein Lieber«, sagte ich. »War Ihr Besuch heute da?«
    »Erraten, König der Detektive! Um halb fünf erschien ein Individuum fragwürdiger Art und holte zwei Skizzen ab, die mit Rembrandt so viel gemeinsam hatten wie Shakespeare mit dem Erfinder der Dampfmaschine.«
    »Bezahlte er?«
    »Sie werden es nicht glauben, aber er tat es. Ich war einer Ohnmacht nahe, als er mir dieses Päckchen herrlich bunten Papiers auf den Tisch legte.«
    Johnny zeigte auf ein Päckchen von Banknoten. Es waren Zwanzigdollarscheine, und es mussten mindestens fünfundzwanzig Scheine sein. Ich sah, wie wehmütig Johnny die Scheine betrachtete.
    »Haben Sie…?«, fragte ich und machte eine eindeutige Bewegung.
    »Die letzten Reste meines Gewissens ließen es nicht zu, dass ich mich durch Fälschung bereicherte«, seufzte Johnny. »Obgleich ich fast verrückt bin vor Sehnsucht auf ein saftiges Steak.«
    Ich überlegte. Johnny hatte bei uns Anzeige erstattet, weil ihn ein gewisser Brockson aufgesucht und gefragt hatte, ob er bereit sei, eine Mappe von gefälschten Skizzen anzufertigen. Pro Skizze sollte er dreihundert Dollar erhalten, was einem Bruchteil des Wertes entsprach, den die Skizzen erzielen konnten, wenn jemand so dumm sein sollte, sie als echte Rembrandtskizzen zu kaufen.
    Hätte Johnny die Skizzen angefertigt, wäre es ein Schwindel von einigen Hunderttausend Dollar gewesen, soviel war uns sofort klar. Wir baten ihn deshalb, den Auftrag scheinbar anzunehmen und die Skizzen auch tatsächlich zu liefern. Wir wollten natürlich den Hintermännern dieses Großbetruges auf die Spur kommen. Johnny war sofort einverstanden und malte Rembrandtskizzen.
    »Hören Sie mal, Johnny«, sagte ich nachdenklich. »Dieses Geld kann ich Ihnen nicht geben. Erstens bin ich nicht dazu berechtigt, zweitens brauchen wir die Scheine zum Feststellen von Fingerabdrücken. Aber Sie haben doch, weil das FBI Ihnen den Auftrag gab, zwei Skizzen in der Art von Rembrandt angefertigt. Wie wär’s, wenn Sie dem FBI eine offizielle Rechnung darüber senden würden?«
    Johnny schluckte. Er wurde sehr blass. Reichlich verdattert stotterte er: »Ewiger Rubens, heiliger Rembrandt. Sie wollen doch wohl nicht im Ernst behaupten, dass das FBI Geld für gefälschte Skizzen hergibt?«
    Ich lachte.
    »Natürlich nicht, Johnny! Day FBI bezahlt keine Fälschungen! Das FBI bezahlt Ihnen die Mitarbeit, die Sie bei der Aufklärung eines geplanten Großbetruges durch das Anfertigen von Skizzen geleistet haben, die Ihnen das FBI in Auftrag gab! Verstehen Sie den Unterschied?«
    »Zweimal zwei ist vier, viermal vier ist sechzehn, doch, ich stelle fest, ich bin normal, rechnen kann ich noch«, stöhnte Johnny. »Lieber Himmel, ich werde jetzt schon verrückt, wenn ich nur dran denke, dass ich morgen etwas zu essen kriegen werde.«
    »Haben Sie denn heute noch nichts gegessen?«, fragte ich.
    »No, verehrter Meister. Gestern auch nicht, wenn Sie es ganz genau wissen wollen.«
    »Ich gebe Ihnen einen Vorschuss, Johnny«, sagte ich. »Ich brauch’s heute nicht mehr, und Sie können es mir morgen wiedergeben, wenn Sie sich von unserer Kasse ihr Geld geholt haben.«
    Johnny kniete nieder und deklamierte heiße Dankesbeteuerungen.
    »Was kann ich denn für eine Skizze in Rechnung stellen?«, fragte er dann plötzlich nüchtern.
    Ich zuckte die Achseln.
    »Johnny, ich habe keine Ahnung, wie die Preise in Ihrem Fach liegen. Wären Sie unter normalen Umständen mit fünfzig Dollar pro Skizze einverstanden?«
    Na, ersparen Sie mir eine Schilderung des Gebrülls, in das Johnny ausbrach, als er meinen Vorschlag blitzschnell in Steaks und Zigaretten umgerechnet hatte.
    »Johnny, Sie müssen jetzt mal mit zum Leichenschauhaus«, sagte ich dann ernst. »Der Mann, der Sie heute

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