0126 - Die Schatten greifen an
Er nickte und lächelte dankbar. „Nur wenn ich lache. Pst...! Sie kommen wieder!" Sie lauschte in sich hinein. „Ja, ich fange ihre Gedanken auf. Was für Gedanken! Es ist, wie du dachtest, als ich Kontakt mit dir hielt. Woher kommen sie? Wer sind sie?"
„Niemand weiß das", hauchte Gucky und spürte die unmittelbare Nähe der Unheimlichen. Sie hatten sie wiedergefunden, besaßen also zweifellos telepathische Fähigkeiten. „Wir versuchen, sie sichtbar zu machen. Unsere Schirme werden den Beschuß hoffentlich aushalten." Iltu nickte tapfer. Sie stellte sich neben Gucky mit dem Rücken zur Wand und zog ihren Strahler. In ihren sonst so sanften Augen blitzte es unternehmungslustig. An ihr sollte es nicht liegen ...
Der blaue Energiestrahl blitzte keine zwei Meter vor ihnen auf und traf Guckys Körperschirm. Er verteilte sich und floß ab, ohne Schaden anzurichten.
„Feuer!" rief der Mausbiber und schoß, Iltu schoß ebenfalls.
Die beiden Energieströme trafen sich im Schnittpunkt und flossen an einem unsichtbaren Hindernis ab. Damals auf Barkon waren drei solcher Ströme notwendig gewesen, um den Unsichtbaren sichtbar zu machen. Es klappte nun auch mit zweien.
Allerdings war der Erfolg nicht so durchschlagend und anhaltend.
Die flammenden Umrisse des Unsichtbaren wurden schwach erkennbar. Sein Körper war widerstandsfähig genug, um Energiestrahlen zu reflektieren. In geringem Maße taten sie ihm nichts. Aber wenn er die Energien von vier oder fünf Waffen zu verkraften hatte, starb er. Auch das wußte Gucky von Barkon her.
Mehr aber auch nicht. Der Unsichtbare nahm für eine einzige Sekunde Gestalt an, ehe er sich bückte und den Energieströmen entkam. Seine Gestalt war durchaus menschenähnlich, wenn auch kein Gesicht zu sehen gewesen war. Zwei Arme, ein Rumpf, zwei Beine - das war alles. Es genügte. Demnach mußte er doch materiell sein.
Gucky sprang vor und griff, die Waffe in der Hand, nach dem schemenhaften Schatten. Er griff ins Nichts. Seine Hand fand keinen Widerstand. Bösartige Gedanken strömten auf ihn ein, so haßerfüllt und voller Wut, daß er unwillkürlich zurückschrak. Noch nie in seinem Leben hatte er so haßerfüllte und böse Gedanken erlebt.
Er sprang zurück und drang dank des eingeschalteten Neutralisationsfeldes in Iltus Körperschirm ein. Er nahm sie bei der Hand.
„Ich Teleportiere und nehme dich mit. Du brauchst nichts zu tun."
Er sprang - und landete direkt zwischen dem konzentrischen Feuer von sechs oder sieben Energiewaffen mit blauen Strahlen.
Der nun doppelt wirksame Körperschirm der beiden Mausbiber reflektierte die Strahlenbündel zwar, aber die kleinen Aggregate wurden bis zur Leistungsgrenze strapaziert.
Gucky war viel zu verblüfft, um sofort richtig zu reagieren. Er hob seine eigene Waffe, um den Beschuß zu erwidern.
Da war es Iltu, die ihnen beiden das Leben rettete.
Sie konzentrierte sich nicht unnötig auf die Gegenwehr, sondern auf eine Kurz-Teleportation. Bruchteile von Sekunden, bevor ihr Körperschirm zusammenbrechen konnte, verschwanden die beiden Mausbiber und rematerialisierten in einem der Korridore der Außenbezirke.
„Das war knapp', knurrte Gucky und ließ Iltus Hand los. „Gut gemacht, Kleine." Iltu wollte etwas erwidern, aber sie schwieg. Ihr genügte es, daß Gucky ihre Tat anerkannte, auch wenn er sie „Kleine" nannte. Vielleicht war das sogar eine Auszeichnung.
„Ich muß die Kontrollen umschalten, Iltu. Erst dann kann die Entermannschaft an Bord kommen. Wenn die Unsichtbaren schneller als wir sind, rauben sie die Schiffe, und wir haben das Nachsehen. Wartest du hier, oder kommst du mit?"
Die Frage war überflüssig, Iltu kam mit.
Die Kommandozentrale war, soweit Gucky feststellen konnte, leer. Die Unsichtbaren mußten sich alle auf der Suche nach ihm und Iltu befinden. Demnach waren sie nicht sehr zahlreich.
Im Nebenraum war die Hauptschaltung. Mit einer Sicherheit, die Gucky selbst überraschte, fand er die Kapsel hinter dem Verschluß und entfernte sie. Von nun an war das gewaltige Schiff auf die bedienenden Hände intelligenter Wesen angewiesen. Selbst wenn es irgendwo noch selbständige Automaten an Bord gab, waren sie von dieser Sekunde an ausgeschaltet.
Ein weiterer Sprung brachte sie in die Hauptschleuse, wo Kadett Wilkowski immer noch gegen die Wand lehnte, den Strahler in der Hand und wartete.
„Rufen Sie Oberst Sukril", befahl Gucky und schaltete den Körperschirm ab. „Er soll die Übernahme des Schiffes und
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