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0126 - Merlin, der Magier

0126 - Merlin, der Magier

Titel: 0126 - Merlin, der Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aussichtslos. Es würde nur ein blutiges Gemetzel geben, das den Rittern Vorteile brachte. Es war besser, die Ungläubigen angreifen zu lassen und zurückzuschlagen. Mochten sie sich an den Stadtmauern die Schädel einrennen. So schnell war Jerusalem nicht zu besiegen.
    Achman atmete tief durch. Er war in die Ansicht von Stadtplänen vertieft, trank hin und wieder einen Schluck aus einem Weinbecher, der neben ihm auf einem kleinen Tischchen stand und sinnierte, wo die Befestigungen der Stadtmauer noch zu verbessern waren, als einer der Diener sich verneigend näherte.
    Achman sah auf.
    »Was ist?«
    Der Diener verneigte sich abermals. Es war ein ehemaliger Negersklave, von Achman freigelassen, der sich aber entschieden hatte, weiterhin im Palast zu arbeiten, weil es ihm draußen nur schlechter ergehen konnte. Hier hatte er Unterkunft, Verpflegung und Geld sowie eine fest umrissene Arbeit, die er kannte und beherrschte. Was woanders auf ihn wartete, vermochte er nicht abzuschätzen. Zudem wurden Neger, auch wenn sie Freie waren, von den Arabern, Ägyptern, Syrern, Juden und wie sie alle hießen, stets wie der letzte Dreck der Straße behandelt. Aus diesem Grunde war Marbu bei seinem Herrn geblieben. Und Achman hatte nichts dagegen einzuwenden; er schätzte Marbu als zuverlässige Kraft.
    »Mein Kalif«, sagte Marbu unterwürfig, »ich bitte um Verzeihung, Euch um diese Stunde zu stören, doch kam ein Mann in den Palast, der alt und weise aussieht und von einer Gefahr spricht, die Euch bedroht und größer ist als die Gefahr durch die Giaurs vor der Stadt.«
    Achman griff zum Becher und leerte ihn endgültig. »Ein Sektierer«, vermutete er. »Wie kam er in den Palast? Haben die Wachen geschlafen, die mir solche Subjekte vom Leibe halten sollen? Ich habe zu arbeiten, mir aber nicht das hirnlose Geschwätz irgendwelcher wirrer Propheten anzuhören, die zum tausendsten Male den Weltuntergang verkünden! Allah hat wahrlich einen großen Zoo unter der Sonne.«
    »Verzeiht, mein Kalif, doch die Wachen ließen ihn nicht ein. Sie sahen ihn nicht einmal. Er war einfach da, mitten im Palast. Niemand weiß, wie er hereinkam.«
    »Wo ist er jetzt?« fragte Achman und erhob sich von seinem Sitzkissen.
    »Er wartet im Audienzraum auf Euch«, berichtete Marbu. »Er sagte, er müsse Euch dringend sprechen.«
    Achman trat neben den ehemaligen Sklaven und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Sage ihm, ich halte um diese Tagesstunde keine Audienz. Er soll morgen früh nach dem ersten Gebet wiederkehren. Jetzt aber will ich den Kommandanten der Palastwache sprechen. Er soll mir erklären, wie es möglich ist, daß jemand in den Palast spaziert, ohne auch nur von eines einzigen Menschen Auge dabei gesehen zu werden.«
    Marbu wandte sich um, murmelte »Ich eile, Herr« und wollte gerade Achmans prachtvoll ausgestattetes Arbeitszimmer verlassen, als die Tür von außen geöffnet wurde. Sie schwang nach innen auf, und Marbu sprang mit einem gewaltigen Satz zurück, um das Türblatt nicht gegen die Stirn geschmettert zu bekommen.
    »Was soll das?« fragte Achman verärgert. »Klopf an, Bursche!«
    Doch der Mann, der jetzt in der schwungvoll aufgestoßenen Tür stand, war kein Bursche. Er trug ein togaartiges Gewand, von einem goldenen, breiten Gürtel tailliert, leichte Sandalen und einen gewaltigen, weißen Bart. Seine Augen spiegelten die Ewigkeit des Universums wieder, sein Gesicht war uralt und jung zugleich. Als er sprach, klang seine Stimme warm und sympathisch.
    »Kalif Achman, verzeiht mein Eindringen. Ich störe Euch nur ungern, doch der Grund meines Kommens ist gewichtig. Ich bin Merlin.«
    Achman hatte eine heftige Erwiderung auf der Zunge, wollte den Alten zurechtweisen und wieder fortschicken, doch die Augen dieses Mannes bannten ihn. Er sah Marbu an. »Ist dies der Mann?«
    Der Neger nickte und zog sich etwas zurück.
    Merlin sprach weiter.
    »Es ist nicht nötig, daß Ihr mit dem Kommandanten der Palastwache redet. Es gibt eine einfache Erklärung, daß niemand mich sah. Es geschah so.«
    Und mit diesen Worten wurde er unsichtbar, um ein paar Sekunden später aus dem Nichts wieder aufzutauchen. Achman furchte die Stirn.
    »Ein Zauberer«, sagte er. »Du bist also einer jener geheimnisvoller Männer, die sich der Magie verschrieben haben und die mit Dämonen und Djinns paktieren.«
    »Sie bekämpfen«, korrigierte Merlin gelassen. »Wollt Ihr mir keinen Platz anbieten? Ich bin ein alter Mann und stehe nicht gem.«
    Marbu

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