0126 - Satans Razzia
höher, während ich mit dem Knie dagegendrückte. Mit dem linken Arm half ich nach.
Das Knirschen, das ich endlich vernahm, war Musik für meine Ohren. Im nächsten Moment brach das Genick des Scheusals.
Ich hatte es geschafft.
Der Knochenmann streckte sich. Plötzlich war keine Kraft mehr in ihm. Die Arme, die er hochgerissen hatte, klapperten auf den Boden.
Er war erledigt.
Von ihm drohte keine Gefahr mehr.
Keuchend ließ ich von ihm ab. Vor mir lag nichts weiter als ein in Unordnung geratenes Gerippe, mehr nicht.
Abgekämpft erhob ich mich.
Plötzlich ein Schrei, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Morton! schoß es mir durch den Kopf.
Ich riß meine Beretta aus der Schulterhalfter und wollte dem Mann zu Hilfe eilen. Während des Kampfes war die Badezimmertür zugeknallt.
Ich beförderte sie mit einem Tritt zur Seite.
Meine Augen und meine Beretta suchten den Knochenmann.
Was sie fanden, war aber nicht das Skelett, sondern Eddie Morton.
Er lag in der Badewanne!
Seine Beine und die Arme hingen heraus. Die weiße Wanne und die Fliesen waren mit Blut bespritzt.
Eddie Morton starrte mich mit glasigen Augen an. »Sinclair! Er hat mich…!« Morton röchelte schauderhaft.
»Wo ist er?« keuchte ich.
»Weg. Durch das Fenster…«
»Ich rufe sofort einen Krankenwagen.«
»Den brauche ich nicht mehr, Sinclair. Mit mir geht es zu Ende. Ich spüre es…«
»Unsinn, Morton…«
»Ich bin sicher, daß auch mein Vetter nicht mehr lebt. Und nun haben die Rekruten des Satansgenerals mich geholt. Wie hatte ich nur annehmen können, in London vor ihnen sicher zu sein? Was ist mit dem andern…?«
»Den habe ich erledigt«, sagte ich.
»Sie haben zwei Skelette ausgeschaltet. Das gibt Rache, Sinclair. Der Satansgeneral wird Sie auf seine Totenliste setzen. Genau wie mich und Boris Binns, weil wir es gewagt haben, ihm bei seinem Teufelsfest in der schwarzen Abtei zuzusehen.«
Ein heftiges Zittern ging durch Eddie Mortons Körper.
Er blutete stark.
»Die Schmerzen… Kaum auszuhalten …«, röchelte er. »Tun Sie mir einen Gefallen, Sinclair!«
»Welchen?«
»Machen Sie ein Ende. Sie haben eine Pistole…«
»Das dürfen Sie von mir nicht verlangen, Eddie.«
»Aber es tut so schrecklich weh…«
Ich hastete aus dem Bad. Vielleicht war er noch zu retten. Er gab sich zwar schon selbst auf, aber er konnte sich irren.
In großer Eile wählte ich die Nummer der Rettung.
Wenig später betrat ich das Bad wieder, um zu sehen, ob ich etwas für Eddie Morton tun konnte.
Sein Kopf war nach vorn gesunken. Er hatte die Augen geschlossen. Erschrocken fühlte ich seinen Puls.
Da war nichts mehr. Ich hob ein Augenlid und stellte fest, daß sein Blick gebrochen war.
Die Rekruten des Satansgenerals hatten doch noch erreicht, was sie sich vorgenommen hatten. Und jetzt stand auch ich auf ihrer Liste.
Okay, ich war bereit, den Kampf zu bestreiten. Es machte mir nichts aus, die Herausforderung anzunehmen. Angesichts von Eddie Mortons Leiche brannte ich geradezu darauf, dem Satansgeneral zu begegnen und ihn zur Hölle zu schicken.
Daß ich damit gleichzeitig auch Asmodina eins auswischte, konnte mir nur recht sein.
***
Der Satansgeneral!
Er lachte höhnisch. »Die Hölle braucht Seelen! Also werde ich sie euch nehmen!«
Mo Perkins’ nervöser Blick suchte nach einem Ausweg aus dieser schrecklichen Situation. Er wollte nicht sterben. Aber gab es noch eine Möglichkeit, dies zu verhindern?
Sie waren vom Feuer eingeschlossen, und da, wo die Flammen nicht prasselten, stand Ko van Hoek!
Konnte man den Satansgeneral überrennen?
Einer von Perkins’ Freunden kam auf dieselbe Idee und führte sie auch sofort aus. Er hielt den nervlichen Streß nicht mehr aus.
Schreiend stürmte er los.
Der Satansgeneral wich keinen Schritt zur Seite. Eiskalt wartete er auf den Mann. Vier Schritte war er noch von ihm entfernt.
Der Verzweifelte beschleunigte sein Tempo, um mit mehr Wucht gegen den unheimlichen Offizier zu prallen.
Drei Schritte…
Der Mann rannte, so schnell er konnte.
Zwei Schritte…
Einer…
Der Mann wuchtete sich vorwärts. Er spannte die Muskeln, drehte sich, winkelte den rechten Arm an und wollte Ko van Hoek mit der hochgezogenen Schulter zur Seite stoßen.
Der Aufprall war so hart, daß der Mann vor Schmerz aufschrie.
Ihm war, als hätte er sich gegen einen Granitblock geworfen.
Und jetzt handelte der Satansgeneral.
Ein Faustschlag beförderte den Unglücklichen zu Boden. Aus.
Mo Perkins
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