0126 - Satans Razzia
was sich ereignet hatte. Dem Doc und seinen beiden Begleitern standen die Haare zu Berge.
»Das ist ja furchtbar, Mr. Sinclair«, sagte Dr. Sallari, nachdem ich geendet hatte. Er warf einen beunruhigten Blick auf das Gerippe.
»Daß so etwas überhaupt möglich ist. Unfaßbar.«
»Aber leider wahr.«
»Was werden Sie tun?«
»Erst mal werde ich meine Kollegen anrufen, damit sie sich um Eddie Morton und um diesen skelettierten Schurken kümmern.«
»Geh ich recht in der Annahme, daß Sie sich nach Hastings begeben werden?«
»Und wie Sie recht gehen«, sagte ich.
»Also, da kann man Ihnen wirklich nur Glück wünschen.«
»Das werde ich brauchen«, erwiderte ich und ging zum Telefon.
Diesmal rief ich die zuständige Mordkommission an.
***
Mo Perkins rannte um sein Leben.
Er wußte nicht, wohin er laufen sollte. Er hetzte einfach aus dem Hinterhof und dann die Straße entlang. In seiner grenzenlosen Erregung verlor er völlig die Orientierung. Vielleicht wollte er nach Hause laufen, aber ob das der richtige Weg war, wußte er nicht.
Er war fix und fertig.
Sid Mayo und die anderen Freunde fielen ihm ein.
Er wünschte sich, daß auch ihnen die Flucht gelingen würde.
So wie ihm!
Aber war sie ihm schon gelungen? War er bereits in Sicherheit?
Gab es überhaupt einen Ort, an dem man sich vor dem Satansgeneral sicher fühlen konnte?
Ja! O ja! So einen Ort gab es!
Die Kirche!
Zum erstenmal blickte sich Mo Perkins um, und er erkannte zu seiner großen Freude, daß er zufällig den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Zwei Straßen weiter war die Kirche.
Das konnte er schaffen. Trotz des schmerzhaften Seitenstechens, das ihn quälte. Gott, wann war er zum letztenmal gerannt? Das war schon nicht mehr wahr. Kein Wunder eigentlich, daß er falsch atmete und das Gefühl hatte, nicht vom Fleck zu kommen.
Dabei wäre es gerade jetzt besonders wichtig gewesen, das Gotteshaus so schnell wie möglich zu erreichen.
Die Kirche war seine einzige Rettung.
Erst wenn das Tor sich hinter ihm geschlossen hatte, wenn er den heiligen Ort betreten hatte, darin konnte er erleichtert aufatmen.
Vorher nicht.
Er keuchte an geschlossenen Fenstern vorüber. Hastings hatte sich schon lange zur Ruhe begeben. Die Menschen schliefen und hatten keine Ahnung, was für grauenvolle Dinge sich außerhalb ihrer vier Wände abspielten.
Am liebsten hätte Mo Perkins sie alle wachgeschrien. Aber er mußte mit seiner Luft haushalten, sonst reichte sie nicht mehr bis zur Kirche.
Eine Straße nur noch.
Perkins fragte sich, was der Satansgeneral inzwischen mit seinen Freunden angestellt hatte.
Er darf sie nicht umbringen! pochte es in seinem Kopf. Er darf ihnen ihre Seelen nicht nehmen. Dazu hat er kein Recht.
Perkins lief an der grauen Gebäudefassade entlang. Endlos lang kam sie ihm vor. Er hielt sich nur noch mit großer Mühe auf den Beinen.
Er war so sehr entkräftet, daß er befürchtete, jeder Schritt könnte sein letzter sein. Dann würde er umfallen.
»Alles, nur das nicht!« stöhnte der verzweifelte Mann.
Er mobilisierte die letzten Kraftreserven.
»Du mußt es schaffen! Du kannst es schaffen! Beiß, die Zähne zusammen!« redete er sich zu.
Und er lief weiter. Taumelnd. Aber er blieb nicht stehen.
Als er endlich die Ecke des Gebäudeblocks erreichte, baute ihn die Hoffnung noch einmal auf. Neue Kräfte flossen in seine Beine.
Er konnte wieder schneller laufen.
Dort war die Kirche. Ein kleines Gotteshaus mit zwei Türmen und einer verwitterten Vorderfront. Jede Woche machte der Pfarrer von der Kanzel aus die gläubige Schar darauf aufmerksam, daß es höchste Zeit wäre, die Kirche zu renovieren. Aber das Geld, das bei der Kollekte danach zusammenkam, reichte nicht aus, um dieses teure Vorhaben in nächster Zeit in Angriff nehmen zu können.
Es gab einen kleinen Platz vor der Kirche.
Stufen führten zum Tor hinauf.
Mo Perkins rannte darauf zu.
Er wußte, daß das Gotteshaus auch bei Nacht niemals geschlossen war. Hier gab es keine wertvollen Dinge, die vor Dieben verschlossen werden mußten, wie es in anderen Gotteshäusern der Fall war. Und der Pfarrer stand auf dem Standpunkt, daß der Mensch rund um die Uhr zu Gott gelangen sollte.
Auch nachts, wenn es dringend war.
Perkins’ Atem rasselte.
Er erreichte den Kirchenplatz.
Jetzt brauchte er nur noch die Stufen zurücklegen, dann…
Doch der Satansgeneral hatte vorgesorgt, daß Mo Perkins sein Ziel nicht erreichen konnte.
Eine kleine Flamme hatte sich von der
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