0127 - Die Eisvampire
zurücklassen konnte Myxin ihn auch nicht. Natürlich paßte diese Unterbrechung nicht in Myxins Pläne, aber was sollte er tun? Er konnte den Mann nicht sterben lassen. Also lud er ihn sich auf den Rücken und machte sich an den Abstieg.
Es war eine Quälerei, die Myxin auf sich nahm. Jetzt pfiff er sogar auf die Sicherheitsvorkehrungen und sah zu, daß er den ins Tal führenden Weg erreichte.
Hier kam er besser voran.
Der Weg beschrieb oft scharfe Kurven, die gleichzeitig noch ein starkes Gefälle aufwiesen. Myxin hatte Mühe, den Mann auf der Schulter zu halten, denn bei dem Gefälle rutschte der Verletzte leicht ab.
Auch dieser Weg führte durch den dichten Wald. Und trotz seiner wirklich schweren Last ließ Myxin die Umgebung niemals aus den Augen. Das Mißtrauen steckte einfach in ihm.
Deshalb sah er auch links vom Weg, wo abgefallene Fichtenzweige einen dichten Teppich auf dem Boden bildeten, eine hastige Bewegung.
Dort war jemand!
Myxin blieb stehen.
Er drehte sich leicht, und unwillkürlich fuhr seine Hand unter die Jacke, wo der Eichenpfahl steckte. Als er dann wieder hinschaute, war die Person verschwunden.
Eingetaucht in den dichten Wald.
Seltsam…
Myxin ging weiter. Er war jetzt noch vorsichtiger, und er spürte, daß irgendwo in der Nähe etwas lauerte.
Eine Gefahr vielleicht…
Der kleine Magier fühlte sich beobachtet. Leider konnte er sich wegen seiner Last nicht so schnell bewegen und auch kein hastiges Umdrehen riskieren. Er wurde nur das Gefühl nicht los, daß man ihn nicht aus den Augen ließ.
Als er Stimmen hörte, schlug er sich seitwärts zwischen zwei dicht belaubte Bäume.
Eine Wandergruppe passierte sein Versteck. Sie kamen von oben und redeten von einem kühlen Bier im Hotel.
Myxin ließ die Leute vorbei und ging weiter.
Seltsamerweise hatte sich das Gefühl, beobachtet zu werden, eingestellt. An eine Täuschung glaubte er jedoch nicht. Dazu waren seine Sinne zu sehr geschärft.
Myxin ging weiter.
Hin und wieder hatte er einen freien Blick und konnte bereits den See sowie den Ort Hallstadt erkennen. Die schmucken Häuser glänzten im letzten Licht der Tagessonne.
Auch wurde der Weg breiter. Er war jetzt wesentlich besser zu begehen. Ein Zeichen, daß die Talstation nicht mehr weit entfernt lag.
Allerdings ahnte der Magier nicht, welch eine Überraschung ihn dort erwartete…
***
Max Berger fuhr einen Jeep.
Ich nahm neben ihm Platz, während sich Suko in den Fond klemmte. Der Wagen stand vor dem Hotel, Berger startete und scheuchte das Gefährt los.
Er fuhr sehr schnell, riß den Jeep hart in die Kurven, so daß wir von einer Seite zur anderen flogen. Die harte Federung schüttelte uns durch, nein, dieser Wagen war nichts für mich.
Berger nahm nicht die Hauptstraßen, sondern fuhr über Nebenwege, die wohl nur die Einheimischen kannten.
Hinter dem Ort tauchten wir in ein Waldstück ein. Über einen pistenähnlichen, aufgerissenen Lehmweg kurvten wir weiter und erreichten bald die offizielle Straße, die zur Seilbahnstation führte.
In Kehren wand sie sich dem Ziel entgegen, war gut ausgebaut und auch für Busse passierbar.
Noch eine Kurve, und wir sahen die Parkplätze.
Berger fuhr quer über den Platz, zog den Wagen dann herum und bremste ihn hart ab.
Wir standen.
»Kommen Sie!« rief Max Berger und sprang aus dem Jeep.
Wir folgten ihm in das Gebäude der Seilbahnstation.
Hier war die Aufregung deutlich zu spüren. Ich sah zwei Polizisten, die mit Einheimischen diskutierten. Einer der Beamten deutete immer wieder durch ein großes Fenster hinaus in die Höhe.
Als die Männer Max Berger sahen, unterbrachen sie ihre Gespräche und schauten ihn an.
»Habt ihr schon eine Spur?« fragte Max.
»Nein.« Einer der Zivilisten trat vor. »Es tut mir leid, aber dein Vater ist noch nicht erschienen.«
»Dann müssen wir einen Suchtrupp zusammenstellen!« rief der junge Berger.
»Darüber sprechen wir gerade.«
»Der Spengler Josef ist auch noch nicht zurückgekehrt«, erklärte der Polizist und rieb sich seinen Oberlippenbart.
Max Berger schlug sich auf seinen rechten Oberschenkel. »Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu«, schimpfte er. »Da ist was passiert.«
Die Männer nickten.
»Wer geht mit mir?« fragte Max.
Sofort schnellten mehrere Hände hoch.
»Okay, dann müssen wir uns beeilen, bevor es dunkel wird und wir nichts mehr sehen.«
Die Männer nickten.
Suko und mich interessierten die Gespräche nicht sonderlich. Die Leute wußten schon,
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