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0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Rostbomber-Fahrer.
    »Darf man schon gratulieren, Miß Hedgeson?« fragte Zamorra förmlich. April zeigte sich weniger förmlich.
    »Danke, Zamorra, aber können wir nicht beim Du bleiben? Es ist so schön unkompliziert, oder hat sich zwischen uns etwas verändert?«
    Zamorra konnte nur verneinen.
    Fragend sah er dann den Lord an. Sir Francis verstand den Blick, deutete auf den Mann neben April und stellte vor: »Mik Hansen. Und bevor Sie weiterfragen, Monsieur Zamorra: Er ist nicht der Verlobte meiner Tochter!«
    Dabei schmunzelte er verstohlen.
    Himmel noch mal, was hat den verknöcherten Alten, der wie ein Mittvierziger aussieht und doppelt so alt ist, denn so verändert? fragte sich Zamorra verzweifelt und stellte dabei fest, daß Hedgeson trotz seines freundlichen Gebarens rein äußerlich immer noch so erschöpft und blaß aussah wie am Abend zuvor.
    Welche Funktion dieser Mik Hansen nun innehatte, wurde nicht erklärt. Weder vom Lord noch von seiner Tochter.
    Während des nun endlich mit zwanzigminütiger Verspätung beginnenden Frühstückes hatte Zamorra Gelegenheit, diesen Mik Hansen eingehend zu betrachten, der nicht zum Hauspersonal gehören konnte, weil er sonst garantiert nicht am gleichen Tisch wie der Lord gefrühstückt hätte. Zamorra schätzte ihn auf knappe fünfzig Jahre und wettete im stillen mit sich, daß dieser Hansen einmal Berufsboxer gewesen sein mußte, weil seine Nase einem Pfannkuchen mehr glich als einem Riechorgan. Dunkle Augen mit einem Ton zwischen Schwarz und Braun lagen unter buschigen Brauen. Dichtes, schwarzes Haar umrahmte den Kopf mit den wie gemeißelt wirkenden Zügen. Der Mund war ein schmaler Strich mit Neigung zum Zynismus. Und wenn dieser Hansen nicht unproportional gewachsen war, mußte er ein Hüne sein - groß und schlank und damit sowohl dem Lord als auch Zamorra leicht ähnelnd.
    Einmal funkelten seine Augen kurz auf, und Zamorra glaubte darin Ablehnung zu erkennen, dann aber produzierte Hansen ein leichtes Lächeln und fragte: »Musterung beendet, Monsieur?«
    Zamorra nickte und würgte am letzten Stück Toast. Wie die Engländer dieses hartgebackene Zeug essen konnten, war ihm ein Rätsel, und der Tee war tatsächlich kalt. Damit konnte man nur Leute verscheuchen, das Frühstück aber nicht zu einem Genuß werden lassen. Den Leuten fehlt eben die französische Lebensart, dachte der Professor.
    Mik Hansen schüttelte leicht den Kopf. »Sie sind Besseres gewöhnt?«
    Zamorra sah auf. Hatte dieser Ex-Boxer seine Gedanken gelesen? »Wie kommen Sie darauf?« fragte er schnell zurück.
    »Nun, Ihr Gesichtsausdruck…«, murmelte Mik Hansen.
    Zamorra lehnte sich zurück. »Besseres nicht, aber anderes…«, wich er diplomatisch aus, um sich dann dem Lord zuzu wenden.
    »Sir, wie kommt es, daß Sie plötzlich mir gegenüber so zuvorkommend sind? Hat sich etwas in den Beziehungen zwischen uns verändert?«
    Sir Francis antwortete nicht. Mit keiner Regung zeigte er, Zamorras Frage auch nur gehört zu haben.
    April, die neben ihm saß, stieß ihn mit dem Ellenbogen leicht an, weil sie dieses Nichtantworten wieder für eine Unverschämtheit ihres Vaters hielt. Sir Francis zuckte zusammen wie jemand, der eingenickt ist und von seinem Chef überraschend geweckt wird. »He…?«
    »Der Professor hat dich etwas gefragt, Dad«, erinnerte April. »Kannst du dich nicht wenigstens an meinem Geburtstag unseren Gästen etwas höflicher widmen?«
    Sir Francis, der Blasse, sah seine Tochter erstaunt an, dann pendelte sein Kopf, einer Schlange nicht unähnlich, langsam herum, und seine fast starren Augen richteten sich auf Zamorra. Der Lord sah plötzlich gar nicht mehr so jung und gesund aus.
    »Monsieur Zamorra, ich habe Ihre Frage nicht verstanden«, sagte er förmlich.
    Der Meister des Übersinnlichen furchte die Stirn. Mehr und mehr reifte in ihm die Überzeugung, daß hier etwas nicht stimmte, daß mit dem Lord etwas geschehen sein mußte, das sein Denken und Handeln in völlig andere Bahnen geworfen hatte. Immer deutlicher wurden diese Anzeichen, denn normalerweise mußte Hedgeson Zamorras Frage verstanden haben.
    Der Professor wiederholte sie. »Ich hätte die Fronten gern klar abgesteckt«, fügte er hinzu, »damit ich mich darauf einrichten kann, Ihnen künftig weiter aus dem Weg zu gehen oder eben nicht, Mylord.«
    Hedgeson schluckte.
    »Ich möchte mit Ihnen darüber unter vier Augen sprechen, Professor«, verlangte er. »Sie haben doch Zeit?«
    Zamorra nickte

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