Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0128 - Die Hexe aus dem Fluß

0128 - Die Hexe aus dem Fluß

Titel: 0128 - Die Hexe aus dem Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
hereinzulassen, und diese Öffnung hatte das Unheimliche ausgenutzt hereinzukommen!
    Was war das, das da hockte, jetzt erschrocken aufquiekte, weil es das gleißende Licht nicht vertrug und plötzlich abhob?
    Eine geflügelte Schlange?
    Zamorra konnte es nicht erkennen. Zu rasch ging alles vor sich. In diesem Moment wünschte er, das Flammenschwert noch zu besitzen, jene geheimnisvolle Wunderwaffe, die ihm im Jerusalem der ersten Jahrtausendwende und in der Dimension der Chibb so gute Dienste geleistet hatte. Doch hier war er ohne Waffe, überhaupt ohne jegliche Vorbereitung auf Angriffe der Geisterwelt.
    Quiekend und flügelschlagend verschwand das Ding am Nachthimmel, das ebensogut Vogel wie auch Flugschlange sein konnte. Zamorra verzichtete darauf, dem Ungeheuer nachzulaufen und sich beim aus dem Fensterstarren den Nacken zu verrenken. Einholen konnte er das Unwesen doch nicht mehr. Dafür aber sah ihn Nicole jetzt schreckensstarr an.
    Mit ein paar Schritten war er bei ihr am Bett, saß auf der Kante und schloß sie tröstend und schützend in seine Arme. »Ganz ruhig bleiben, Mädchen«, murmelte er leise. »Es ist alles okay, ich bin hier!«
    Sie schluchzte trocken auf.
    »Du hast geträumt, ja?« fragte er sanft und hatte damit ins Schwarze getroffen.
    Nicole nickte knapp.
    »Ja«, hauchte sie. »Geträumt… Ich tötete dich… Ich war eine Schlange! Und Nebel war da und eine endlose Ebene…«
    Zamorras Hand, die so fest zupacken konnte, glitt leicht wie eine Feder durch ihr prächtiges Haar. Instinktiv schmiegte sich das Mädchen an den Mann.
    Seine Gedanken arbeiteten. Nebel, Schlange… und das Flug-Ungeheuer auf dem Fensterbord, das ihr diesen Traum geschickt haben mußte. Eine Flugschlange!
    Nebel!
    Yanaa, die Nebelhexe, sollte einer Frau die Seele geraubt haben. Und Nicole hatte davon geträumt, eine Schlange zu sein und Zamorra zu töten!
    Er suchte nach Zusammenhängen. Sie waren zu offenkundig. Warum er gerade in diesem Augenblick an den Telepathen denken mußte, wußte er selbst nicht zu sagen.
    Er küßte sie zart auf die Stirn.
    »Es ist doch vorbei, Nici«, sagte er beruhigend. »Du wirst wieder einschlafen, aber diesmal machen wir die Fenster zu, weil dieses Flug-Ungeheuer dir keinen neuen Alptraum schicken soll!«
    Seinem Vorsatz ließ er die Tat folgen. Fast lautlos schlossen sich die Fensterflügel. Währenddessen fragte Zamorra sich, warum niemand kam. Der helle Angstschrei der aus dem Alptraum erwachenden Nicole mußte doch im ganzen Haus zu hören gewesen sein.
    In der Verbindungstür blieb er stehen und sah zu ihr hinüber. Wie ein hilfloses Kind saß sie im Bett und sah ihn an, die kleinen Fäuste verkrampft.
    »Ich habe Angst«, flüsterte sie.
    »Der Traum kommt nicht wieder«, versicherte Zamorra.
    Da erhob sich das schlanke, schöne Mädchen plötzlich und eilte in ihrem hauchzarten Neglige auf ihn zu.
    »Chef, ich brauche dich«, flüsterte sie und lehnte sich gegen ihn. »Ich habe Angst, entsetzliche Angst!«
    Schützend legte er den Arm um ihre Schultern. Er fühlte unter seinen Fingern die Gänsehaut, die sich auf ihrem Nacken gebildet hatte. »Komm, Nicole«, bat er.
    Gemeinsam durchschritten sie die Tür zu seinem Zimmer.
    Der gräßliche Traum kehrte nicht zurück.
    ***
    Lautlos glitt der Schatten durch die Nacht, durchstieß nach sehr kurzem Flug massive Wände, glitt einfach hindurch auf eine nebelhaft verschwommene Frauengestalt mit langem schwarzem Haar zu. Triumphierendes Lachen stand in ihrem Gesicht geschrieben, während aus den Facettenaugen ein geisterhaftes, unwirkliches Licht sprühte.
    Weit öffnete die Nebelhexe Yanaa den Mund, ließ weiße, spitze Zähne sichtbar werden und beobachtete mit immer noch funkensprühenden Augen, wie die geflügelte Schlange, der Alptraum-Sender, von einem Moment zum anderen schrumpfte, Daumengroße erreichte, um dann in ihrem geöffneten Mund zu verschwinden.
    Die Schlange fand zur Schlange zurück…
    Wildes, irr hallendes Gelächter toste durch den Raum, drang durch jenen Teil des Gebäudes, in dem sich Yanaa aufhielt und schreckte einen großen, dunkelhaarigen Mann aus seinem leichten Schlaf.
    Instinktiv verkrampften sich seine Fäuste. Unruhe packte ihn. Abermals war Yanaa stärker geworden. Doch die Nacht eignete sich nicht zum Handeln. Er brauchte Zeugen…
    Er fand keinen Schlaf mehr in dieser Nacht. Unruhig wälzte er sich von einer Seite auf die andere. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um eine Möglichkeit zu finden,

Weitere Kostenlose Bücher