0128 - Hände hoch, Chef!

Herzschlag lang stand Bob noch in seiner leicht vorgeneigten Haltung, dann sackte er langsam zusammen, rollte den Hang herunter, guer über die Straße und verschwand ohne einen Laut in der Tiefe des Canons.
    Ich wandte mich dem Steuer zu. Vor meinen Augen verschwamm alles.
    »Hay, zum Teufel, wann fahren wir endlich zurück, wie es abgemacht wurde?« schrie irgendeiner von den anderen.
    Ich riß mich zusammen. Kupplung, Rückwärtsgang, ein wenig Gas — verdammt schwierig, einen beladenen Truck im Rückwärtsgang auf einer Serpentinenstraße möglichst schnell ein paar hundert Yards zurückzubringen.
    Als die Gangster merkten, daß wir uns rückwärts aus ihrer Umklammerung ziehen wollten, wurden sie nervös und vergeudeten reichlich Munition. Ich hörte ein paarmal, wie ihre Kugeln die Stahlplatten über unseren mit Wasser gefüllten Benzinkanistern trafen. Später sahen wir, daß sie siebzehn Kugeln durch die Platten hindurchbekamen. Aber nur eine von diesen siebzehn kam als platt gedrücktes Geschoß bis durch die Kühlerhaube, mußte aber schon alle Durchschlagskraft verloren haben, denn sie richtete überhaupt keinen Schaden an.
    Unsere Leute erwiderten das Feuer, obgleich es, Unsinn war. Aber ich selbst war mit dem Steuern des Trucks viel zu sehr beschäftigt, als daß ich mich auch noch um die Männer hätte kümmern können.
    Ich brauchte ein paar Minuten, bis ich den Truck mitten im Feuer der Banditen ungefähr tausend Yards zurückgesetzt hatte. Soweit ich jetzt die ganze Lage überblicken konnte, kamen alle Schüsse nunmehr von vorn. Das bedeutete, daß wir den Rücken frei hatten.
    Ohne Bob waren wir immer noch neun gut bewaffnete Männer. Jeder von uns war zu den Wachmannschaften genommen worden, weil er alle dafür erforderlichen Fähigkeiten mitbrachte. Und dazu gehörte natürlich, ein guter Schütze zu sein.
    Damit standen unsere Aussichten gar nicht übel. Wenn die Banditen nicht mit einer erdrückenden Übermacht anrücken konnten, mußten wir uns gegen sie einigermaßen halten können.
    Ich stieg zur Seite des Abgrunds hinaus, lief am Wagen entlang und brüllte:
    »Alle Mann vom Wagen! Auf die Canon-Seite!«
    Sie kamen herab. Einige Gesichter waren verschmiert vom Pulverdampf ihrer Gewehre.
    »Einer fährt mit dem Wagen in-Höchstgeschwindigkeit zurück«, brummte ich. »Der Wagen bleibt im Lager. Unsere Kollegen sollen ihn bewachen. Immerhin sind noch für zweihunderttausend Dollar Kisten mit Uran drauf. Ein anderer Truck muß uns Verstärkung bringen. Soviel Mann, wie irgend zu entbehren sind. Wer fährt freiwillig?«
    Niemand meldete sich. Nach einem kurzen Schweigen sagte einer:
    »Jerry, bestimm einen! Es will sich keiner freiwillig melden, weil keiner dadurch in den Verdacht geraten will, daß er feige wäre.«
    »Okay«, sagte ich. »Wer von euch hat diesen Truck schon häufiger gefahren?«
    »Ich!« sagte ein kleiner, drahtiger Bursche.
    »Dann setz dich in die Kiste, geh zurück bis dort unten, wo die Ausweichstelle in die Straße einbezogen ist, wende und gib Gas! Je schneller du mit Verstärkung wieder hier bist, um so besser ist es für uns.«
    »Ich werde fahren wie der Teufel!« versprach er und kletterte in den Wagen.
    »Warte ein paar Minuten, bis wir alle in Deckung sind!« rief ich ihm nach. Dann deutete ich auf den ersten der mir verbleibenden Kameraden. »Los, wir geben dir Feuerdeckung. Du versuchst, irgendwo im Hang hinter einen Felsen zu kommen. Wenn du es geschafft hast, feuerst du mit, und der zweite spurtet den Hang hoch. So geht es weiter. Alles klar?«
    Sie nickten.
    Wir verteilten uns unter dem Wagen und hinter der Kühlerhaube. Aus sechs Gewehren und einer Maschinenpistole beschossen wir die entfernten Felsblöcke, hinter denen die Wölkchen von 'abgefeuerten Gewehren aufgestiegen .waren. Es dauerte nur wenige Minuten, Da waren wir selbst alle Mann im Steilhang hinter Felsbrocken in Deckung gegangen und arbeiteten uns langsam an die Banditen heran.
    Tief unten brauste der Wagen gerade ab. Wir hörten deutlich das Aufdröhnen des schweren Motors.
    Ich hätte versuchen sollen, im Lager fein Fernrohr aufzutreiben. Nun war es dazu zu spät. Ich nahm die Winchester an die Schulter und wartete, bis ich hinter einem bestimmten Felsblock etwas auftauchen sah.
    Bei der großen Entfernung konnte es eine optische Täuschung sein. Ich ließ es darauf ankommen, zielte sorgfältig und zog durch.
    Gleichzeitig mit dem Knall des Gewehres gellte drüben, weit entfernt, aber doch