0129 - Nur über meine Leiche
zweite Gangster auch noch folgte, merkte ich schon allein daran, dass sich der Lauf der Maschinenpistole in meinen Rücken bohrte, und zwar mit Nachdruck.
»Sie können die Arme wieder runternehmen, G-man«, brummte Bobby nach einem Stück Weges.
Verwundert registrierte ich die plötzliche Höflichkeit des Gangsters. Ich sagte nichts. Sein Angebot nahm ich ohne Widerspruch an.
Der Weg führte in vielen Windungen durch den reichlich verwilderten Park zu einer etwa 500 Yard vom Eingangstor entfernten Villa, deren Türmchen und Aufbauten bizarr in den Abendhimmel ragten. Es ist nötig, Ihnen zu erklären, wie es kam, dass ich dermaßen eskortiert jetzt diesem altertümlichen, geschmacklosen Gebäude zustrebte.
Seit einigen Tagen waren Phil und ich mit einer ziemlich langweiligen Sache betraut. Es war so der übliche Kleinkram, der zwischen größeren Fällen liegt. Nicht jeden Tag jagen wir Revolverhelden. Es sind da auch die Fahndungen mit ihrem Papierkrieg durchzuführen. In einem derartigen »Halb - Urlaub«, steckten wir gerade.
Der FBI-District San Francisco hatte sich an Mr. High mit der Bitte gewandt, einmal den Lebenswandel eines gewissen Slim Brooter unter die Lupe zu nehmen.
Phil Decker und ich waren dazu ausersehen worden, diese Routineaufgabe zu übernehmen. Ohne echte Begeisterung, jedoch mit gebührendem Anstand, hatten wir bis jetzt die »Verschnaufpause« hinter uns gebracht.
Seit gestern wusste Slim Brooter offensichtlich, dass sich das FBI für ihn interessierte. Nun, wir konnten Mr. Brooter nicht daran hindern, uns Schwierigkeiten zu machen. Noch war es sein gutes recht, seine von Staatswegen bestellten Verfolger abzuschütteln. Heute Nachmittag war ihm das dann auch mit vollem Erfolg geglückt.
Kurz vor Feierabend hatte mich dann im Office ein Anruf aus Richmond erreicht. Ein Mister Brown hatte sich gemeldet und mir in dürren Worten mitgeteilt, dass er wisse, wo sich Slim Brooter versteckt halte. Wenn ich den Aufenthaltsort erfahren wolle, müsse ich allerdings zu ihm - Mr. Brown -hinauskommen. Aus bestimmten Gründen, die er jetzt nicht näher erläutern könne, hielt er es für wünschenswert. Er würde sich in der Zwischenzeit nochmals bei seinem Gewährsmann erkundigen, ob die Information auch tatsächlich zuträfe, aber er zweifle nicht daran. Es sei lediglich eine Vorsichtsmaßnahme, denn er wolle nicht durch die Schuld seines Informanten dem FBI eine falsche Nachricht zukommen lassen. Da ja das FBI ein so starkes Interesse für Slim Brooter bekunde, nehme er - Mr. Brown - an, dass wir uns den Tipp nicht entgehen lassen würden. Er handelte nur als pflichtbewusster Staatsbürger und vollkommen uneigennützig. Er wolle, dass der Gerechtigkeit Genüge getan werde. Er habe gute Drähte und wisse einiges über den nicht gerade sehr ehrenwerten Mr. Slim Brooter.
Nun, ich glaubte diesem Mr. Brown keineswegs auf Anhieb seine Motive, aber er behielt zweifellos recht, dass wir uns mit seinem Tipp befassen würden. Da ja in diesem Falle eine volle Namens- und Adresseangabe vorhanden war, bestand kein Grund, irgendwelche Bedenken zu haben.
Ich hatte also im Districtbüro hinterlassen, wohin ich mich begeben würde, und war mit meinem Jaguar davongefahren.
Dass der seltsame Telefonanruf und der noch seltsamere Empfang am Gartenor der Brown’sehen Villa der Auftakt zu einem ganz großen Fall war, wusste ich noch nicht, als ich über den Kiesweg schritt.
Plötzlich raschelte es hinter mir.
Wir waren an der Villa angelangt. Neben der Haustür hingen zwei Ampeln, die einen schwachen Lichtschein verbreiteten.
Ich drehte mich um. Es war immerhin so hell, dass ich die Gesichter meiner Bewacher hätte erkennen können. Draußen am Gartentor war es leider nicht möglich gewesen, die Straßenlaternen hatten in viel zu weiter Entfernung gestanden.
Das Rascheln hinter mir fand eine sehr einleuchtende Erklärung. Die beiden Schwerbewaffneten hatten Strumpfmasken über ihre Köpfe gezogen.
Na schön, dachte ich, und zuckte die Achseln. Vielleicht sind eure Gesichter so hässlich, dass ihr euch unverhüllt nicht unter die Menschen wagt. Ich hütete mich aber, meine Gedanken laut auszusprechen. Ich war nämlich durchaus nicht mehr so unbekümmert wie vorhin am Gartentor. Der Mummenschanz gab mir zu denken.
Wenig später lernte ich noch einen dritten maskierten Mann kennen.
Mr. Brown.
Er saß an einem schmiedeeisernen Kacheltisch in der Halle, in die ich hineingeführt worden war. »Nehmen Sie doch
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