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013 - Das Milliarden-Heer

013 - Das Milliarden-Heer

Titel: 013 - Das Milliarden-Heer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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das Wesen wirklich bewusst erfuhr und empfand und benennen konnte: Angst.
    Und diese Angst war steigerungsfähig. Zur Panik.
    Panik, die das Wesen kennen lernte, als mehr und immer mehr der anderen auftauchten.
    Panik, die das Handeln des Wesens diktierte. Die es zur Flucht trieb.
    Und was immer ihm im Wege stand, als es durch scheinbar endlose, verwirrend gekrümmte Gänge und Tunnel hetzte, lernte die Schärfe deiner Glieder kennen.
    Tote pflasterten den Weg des Wesens. Aber die Zahl seiner Jäger schien dennoch nicht abzunehmen. Zunächst.
    Bis es ihnen, endlich, entkommen war. Vorerst.
    Es war am Ende jener Kräfte, die es doch eben erst gewonnen hatte. Jeder Schritt, jede noch so geringe Bewegung zehrten spürbar am kläglichen Rest dieser Kraft, als das Wesen jene Welt verließ, in der es geboren worden war, und hinaus trat in eine andere, entsetzlich große und weite.
    Und die Angst folgte ihm in diese neue Welt, war sogar zu sehen. Hing ihm an als dunkles Abbild seiner Selbst.
    So nannte das Wesen seinen Schatten Und sich selbst Ch'zzarak.
    ***
    Sie hatten bis zum Morgengrauen gewartet, bevor sie sich auf den Weg in die Stadt hinunter gemacht hatten. In der Nacht wäre es zu gefährlich gewesen. Aruula hatte versucht, Matt zu erklären, was sie beim ersten Anblick der Stadt empfunden hatte. Aber es war ihr kaum möglich gewesen, ihre Eindrücke in Worte zu fassen. Weil sie zu fremdartig gewesen waren, vollkommen anders als alles, was menschliche Sinne wahrnehmen konnten. Als hätte sie den Gedanken von Geistern gelauscht.
    Doch was immer Aruula empfangen hatte, es hatte sie erschöpft. Ausgelaugt.
    Sie war in tiefen Schlaf gefallen. So hatte Matt sie schlafen lassen und selbst ein waches Auge auf ihre Umgebung gehabt. Erst als der neue Tag anbrach und das Schwarz des Himmels einem bleiernen Grau zu weichen begann, hatte er Aruula geweckt.
    Jetzt bewegten sie sich auf die Stadt zu, in der nach Aruulas Meinung Geister umgingen.
    Nebel war aufgestiegen und trieb in bizarr geformten Schwaden zwischen den Ruinen und Bauten einher. Die Sicht war kaum besser als in der Nacht. Trotzdem hatte Matt nicht darauf verzichten wollen, der Stadt - oder dem, was davon übrig war - einen Besuch abzustatten. Wenn sie nicht den Rest der Strecke bis zur Kanalküste zu Fuß zurücklegen wollten, mussten sie sich nach einem Gefährt umsehen, das er in Gang setzen konnte.
    »Schau!«, sagte Aruula und streckte den Arm aus.
    Erst schien es, als deute sie ins Nichts, denn zunächst sah Matt nur das Grau des Nebels. Dann, als er die Augen schmälte, entdeckte er den kleinen See, über dem Dampf wogte wie über einem gewaltigen Hexenkessel.
    Sie gingen näher heran. Der schweflige Geruch, den Matt schon in der Nacht vage wahrgenommen hatte, wurde stärker.
    Am Ufer des Sees ließ sich Aruula in die Hocke nieder und tauchte die Hand ins Wasser, nur um sie mit einem leisen Aufschrei gleich wieder zurückzuziehen.
    »Heiß?«, fragte Matt amüsiert. Aruula nickte. »Woher weißt du…?«
    »Aachen war bekannt für seine Thermalquellen«, antwortete er, während er den Blick über das Wasser schweifen ließ. Der See war von fast kreisrunder Form.
    »Ich nehme an, dass hier ein Bruchstück des Kometen niedergegangen ist. Sieht jedenfalls nach einem Kraterloch aus. Und irgendwie entstand wohl eine Verbindung zu den unterirdischen Quellen.«
    »Riecht, als säße Orguudoos Brut da unten - mit furchtbaren Blähungen«, meinte Aruula naserümpfend.
    »Das Wässer soll aber sehr gesund sein«, entgegnete Matt. »Das wussten schon die alten Römer.«
    »Die Menschen deiner Zeit müssen ein sehr sonderbares Volk gewesen sein, Maddrax«, konstatierte Aruula mit immer noch hochgezogener Nase.
    Matt lächelte versonnen. »Ja, das waren sie wohl.«
    Er ließ den Blick schweifen. Viel war nicht zu sehen. Aber immerhin konnte er feststellen, dass im Umkreis des Sees kaum ein Stein auf dem anderen geblieben war. Was seine Vermutung, dass hier etwas mit Brachialgewalt eingeschlagen war, noch unterstrich.
    Sie gingen weiter in die Richtung, wo hinter dem Nebelgrau zumindest dunkle Schemen auszumachen waren, die sich beim Näherkommen tatsächlich als Häuser erwiesen. Häuser, die zu Matts Zeit schon als alt gegolten hatten. Es musste sich um die einstige Altstadt handeln, den historischen Kern Aachens.
    Matt fühlte sich wie ins Mittelalter versetzt. Und zugleich wie in einer Geisterstadt.
    Gespenstische Stille herrschte um sie her. Die Dunstschwaden

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