013 - Frankensteins Geburt
teilte sich immer mehr und sah plötzlich wie die Karikatur eines Menschen aus. Allmählich waren deutlich Füße zu erkennen, zwar missgestaltet und ohne Zehen, aber doch Füße.
Dann formte sich ein Kopf; eine grausige ineinander fließende Verbildung, die einen riesigen Mund hatte. Und dann bildete die Masse auch Augen und eine lange Nase. Aber nichts war endgültig, immer wieder änderte sich der Kopf. Mal quollen die Augen hervor und waren übernatürlich riesig, dann wieder nur stecknadelkopfgroß.
Das Wesen bildete auch Arme, aber nicht einen, sondern mehrere, zehn tentakelartige Arme, die aus Gummi zu bestehen schienen und wie Schlangen auf einem Medusenhaupt zu wanken begannen. sich drehten und nach Birgit greifen wollten. Einer dieser Arme wurde immer länger, er schlug auf den Boden und schlängelte sich auf das Mädchen zu. das mit weit aufgerissenen Augen in der Ecke des Raumes kauerte.
Der schlangengleiche Arm kroch immer näher.
Er peitschte den Boden, dann griff er nach Birgits rechtem Bein, krümmte sich zusammen und schlug nach ihr. Das Mädchen konnte im letzten Augenblick zur Seite springen. Der Arm wurde dicker und versuchte sie nochmals zu packen. Wieder konnte sie im letzten Augenblick entkommen.
Doch das Ungeheuer gab sein Tun noch nicht auf. Die anderen Arme wurden ebenfalls länger, und das schädelartige Ende veränderte weiterhin sein Aussehen. Jetzt war das ganze Gesicht voll von Augen, die alle verschiedene Größe und Form hatten.
Vier Arme krochen auf Birgit zu. Sie schloss kurz die Augen und presste ihre Hände gegen die Wand. Schweiß rann über ihr Gesicht. Einer der Arme berührte sie, und sie brüllte auf.
Es war, als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen. Einer der Tentakelarme schlang sich um ihre Beine, kroch wie eine Schlange über ihre Unterschenkel und presste sich um ihr Knie. Dann packte sie noch ein Arm. Er wurde immer länger, glitt über ihre Oberschenkel hoch, unter das Nachthemd und umschlang ihre Hüften.
Birgit konnte nicht mehr schreien, nur unverständliche Laute kamen über ihre Lippen.
Das künstliche Wesen versuchte sich aufzurichten, doch es gelang ihm nicht. Es fiel immer wieder zu Boden.
Birgit versuchte die Arme abzustreifen, aber sie hielten sie zu fest. Es war nicht einmal unangenehm. Die Arme waren weich und taten ihr nicht weh. Es war nur ekelerregend, dieses künstliche Wesen, das ständig die Form veränderte. Im Augenblick versuchte das Ungeheuer, Birgits Gesicht nachzumachen.
Zwei weitere Arme griffen nach ihr. Einer presste sich auf ihre Brüste und ringelte sich dann um ihren Hals.
Immer stärker drückte der Arm zu. Sie spürte, wie ihre Kehle zugeschnürt wurde. Verzweifelt rang sie nach Luft. Ein anderer Arm packte ihre Schulter und sie wurde hochgehoben. Sie wollte schreien, doch es ging nicht mehr. Nur ein heiseres Krächzen kam über ihre Lippen.
Stone hatte Garwins Gehirn herausgelöst. Sie waren jetzt da
bei, die Nervenstränge zu verbinden. Das war eindeutig die schwierigste Phase des ganzen Unternehmens.
Der Schweiß rann Dassin über die Stirn. Ellen tupfte ihn ab. Der Wissenschaftler lächelte dankbar, doch sofort konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe.
Einen Großteil der Nervenstränge hatten sie schon miteinan
der verbunden. Immer wieder sprühte Ellen eine hellgrüne Flüssigkeit über das Hirn, um das Absterben der Gehirnzellen zu verhindern. Sie mussten rasch arbeiten, sonst würde das Gehirn einen Schaden abbekommen, durften aber auch keinen Nervenstrang übersehen. Dassin hatte diesbezüglich einige Experimente gemacht. Er hatte bei Tieren absichtlich einige Nervenstränge nicht verbunden und verblüffende Ergebnisse erzielt, wollte aber an einem Menschen das Experiment nicht wiederholen.
Dies war der erste Schritt zur Schaffung eines künstlichen Menschen. In dieser Richtung gingen auch seine Experimente mit der Kunsthaut. Doch er hatte zu niemandem darüber gesprochen.
Endlich hatten sie es geschafft. Garwins Hirn lag im Schädel von Baker. Stone schloss drei Elektroden an der Gehirnrinde an.
Dassin wagte nicht, den Streifen des Enzephalographen anzusehen.
»Wir haben es geschafft«, sagte Stone aufgeregt. »Das Hirn arbeitet vollkommen normal. Herztätigkeit und Pulsschlag sind in Ordnung.«
Der Professor atmete erleichtert auf.
Sein Blick fiel auf den toten Körper Ronald Garwins. Er musste die Leiche und die Kleider wegschaffen. Das würde aber keine großen
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