013 - Frankensteins Geburt
nur noch medizinballgroß.
Das Mädchen stolperte an der Kugel vorbei auf die Tür zu, riss sie auf und taumelte auf den Gang hinaus. Sie wankte einige Schritte, dann ging sie in die Knie und übergab sich.
Dassin stand vor der fußballgroßen Masse und hielt die Spraydose in der rechten Hand. Das Monster wurde zu einer dünnen, ovalen Platte und warf Blasen. Schließlich löste es sich ganz auf.
Dassin atmete schwer, stellte die Spraydose auf den Tisch und sah nach dem Mädchen.
»Wie geht es Ihnen?« fragte er.
Birgit gab keine Antwort. Sie stand auf und stützte sich gegen die Wand. Dann drehte sie sich um und zog den Morgenrock über der Brust zusammen.
»Was war das?« fragte sie und sah auf die Labortür.
»Ein Kunststoff«, sagte Dassin. »Was haben Sie hier zu suchen? Sie wissen ganz genau, dass es verboten ist, auf eigene Faust die Labors zu betreten. Sie hatten Glück, dass ich rechtzeitig gekommen bin. Was wollten Sie hier?«
Plötzlich fiel Birgit der Grund ihrer Suche wieder ein. Sie wollte doch nach Ronald Garwin sehen.
»Ein Mann ist heute ins Schloss gekommen«, sagte sie und schloss die Augen. Sie fühlte sich unendlich schwach. »Ronald Garwin. Wo haben Sie ihn …«
»Niemand ist gekommen«, sagte Dassin fest. »Niemand.«
Birgit schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass sich Ronald Garwin hier aufhält.«
»Und wo haben Sie diese Weisheit her?« fragte Dassin spöttisch.
»Tim Claxton hat ihn gesehen.«
»Das ist Unsinn«, meinte Dassin. »Er muss sich getäuscht haben.«
»Er hat sich nicht getäuscht«, sagte Birgit heftig.
Es kam ihr noch alles wie ein Alptraum vor. Der Kampf mit dem künstlichen Ungeheuer war über ihr Begriffsvermögen gegangen.
»So einfach können Sie mich nicht abschütteln«, erklärte sie. »Führen Sie mich zu Ronald Garwin! Sofort!«
»Tut mir leid, Miss Jensen«, sagte der Wissenschaftler fest. »Es kam kein Mann ist Schloss. Claxton muss sich geirrt haben. Sie sollten schlafen gehen. Sie haben einen Schock erlitten. Ich gebe Ihnen ein Beruhigungsmittel.«
»Nein!« schrie Birgit. »Ich nehme nichts von Ihnen. Führen Sie mich sofort zu Ronald Garwin!«
»Ich bringe Sie in Ihr Zimmer«, sagte Dassin bestimmt.
Er griff nach ihr, und sie trat erschrocken einen Schritt zur Seite. »Fassen Sie mich nicht an!« fauchte sie wütend. »Ich gehe jetzt und wecke Howard. Dann werden wir weitersehen.«
Dassin hob die Schultern. Er machte einen gelösten Eindruck, doch innerlich wuchs seine Erregung. Das konnte ins Auge gehen. Er hatte doch richtig gesehen, als sie den Ohnmächtigen ins Labor schoben. Er musste sich Tim Claxton vornehmen.
Ein böses Lächeln spielte um seine Lippen, als er den Gang entlangging.
Zehn Minuten später kam Howard Heston mit Birgit Jensen in das Chefzimmer von Professor Dassin. Heston schnaubte vor Wut.
»Was ist heute Nacht vorgefallen?« fragte der Milliardär aufgebracht.
»Da müssen Sie schon besser Miss Jensen fragen«, sagte Dassin. »Ich bereitete ein Experiment vor, und als ich in das Labor kam, fand ich Miss Jensen. Sie …«
»Was war das für ein Ungeheuer?«
»Eine Weiterentwicklung der Kunsthaut. Miss Jensen muss den Glasballon umgestoßen haben, und die Flüssigkeit rann aus. Dann bildete sich ein Pseudowesen. Ich habe ausdrücklich verboten, dass unbefugte Personen ins Labor kommen. Miss Jensen hat sich den Vorfall selbst zuzuschreiben.«
Heston nickte ungeduldig. »Und was ist mit dem Mann, der aufgetaucht sein soll?«
Dassin lächelte. »Ein Hirngespinst. Kein Mensch ist aufgetaucht. Ich schreibe das den überreizten Nerven von Miss Jensen zu.«
»Tim Claxton hat mich angerufen«, sagte Birgit bestimmt. »Er sah. wie Sie und Dr. Stone einen Unbekannten auf einer Bahre schoben.«
»Vollkommener Unsinn!« knurrte Dassin wütend.
»Rufen Sie den Butler an!« befahl Heston. »Er soll sofort kommen!«
Fünf Minuten später tauchte der verschlafene Butler auf.
»Haben Sie heute Miss Jensen angerufen?« fragte der Milliardär.
»Nein«, sagte der Butler verwundert. »Ich verstehe nicht …«
»Sie haben mich doch angerufen!« rief Birgit. »Sie sagten mir, dass ein unbekannter Mann …«
»Ich habe Sie nicht angerufen«, beteuerte Claxton. »Sie müssen sich irren.«
Birgit warf Heston einen verzweifelten Blick zu, der sie mit unbewegtem Gesicht ansah.
»Was wissen Sie von einem Unbekannten?« fragte Heston noch einmal.
»Nichts, Sir.«
Der Butler sah den Milliardär verständnislos an.
Heston
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