0131 - Das Versteck in der Zukunft
Hunderttausende von kurzen Impulsen, vereinigten sieh im Gehirn der Granate und schufen dort ein Bild. Das Bild zweier Raumschiffe, eines kleinen und eines großen. Haß erfüllte das Wesen und trübte das Bild für den Bruchteil einer Sekunde. Dort drüben waren sie, organische Wesen, häßliche Geschöpfe, in deren Adern rote Flüssigkeit floß - oder grüne oder weiße, auf jeden Fall Flüssigkeit. Die irgendwo unter der Haut ein widerlich es, pulsierendes Etwas trugen, das die Flüssigkeit ständig im Körper herumtrieb. Deren Verstand in einer ekelhaften, breiigen Masse weißgrauen Teigs steckte und die mit Augen aus schleimigem, trübem Saft sahen. Zorn trieb das Wesen dazu, eine Serie von Hebeln zu berühren und Vorgänge auszulösen, die denen dort drüben in Sekundenschnelle den Garaus machten.
Aber es unterdrückte den Drang. Der Befehl lautete: Ihr habt unter allen Umständen unbemerkt zu bleiben. Sie waren es vorläufig noch. Wie konnten die Häßlichen, Dummen dort draußen ahnen, in welch einem unauffindbaren Versteck sie den Gegner zu suchen hatten? Wie wäre ihr armseliger Verstand jemals auf eine solche Idee gekommen? Nein. Die Station hatte sich ruhig zu verhalten. Der Befehl war wichtiger als alle Emotionen. So konnte die Granate, um ihren Haß wenigstens teilweise zu befriedigen, sich nur über die Unbeholfenheit amüsieren, mit der die Organisation dort draußen nach etwas her umsuchte, was sie in ihrer Dummheit nie finden würde.
Der Wissenschaftler im Rang eines Captains betrat den kleinen Raum mit der angemessenen Ehrfurcht. Er hätte vielleicht nicht militärisch grüßen sollen. Denn im Augenblick trug er einen weißen Laborkittel, und in solcher Bekleidung nahm sich das komisch aus.
Aber das war das einzige, was das Bild störte. Der Raum war nur durch eine mittelstarke Tischlampe erhellt. Hinter dem Tisch, auf dem sie stand, saß der Administrator. Er sah auf, als der Wissenschaftler eintrat, und erwiderte den Gruß. „Wir haben einen Hinweis, Sir", meldete der Mann im weißen Kittel. „Nehmen Sie Platz, Akkainen. Welchen Hinweis?" Akkainen, ein schmaler, mittelgroßer Mann mit schwarzem Haar, setzte sich auf die äußerste Kante eines Stuhles. „Daß dort draußen nicht alles in Ordnung ist, Sir", sprudelte erhervor. Perry Rhodan lachte.
„Mein Gott, wie haben Sie das herausgefunden!" Akkainen merkte, daß er sich verhaspelt hatte. „Verzeihung, Sir", verbesserte er sich. „Wir haben Beweise in der Hand, daß es dort draußen ein Zeitverzerrungsfeld gibt." Perry Rhodan wurde unruhig. „Was ist das?" fragte er knapp. „Das ... das..., Sir, ich weiß es nicht", stotterte der Wissenschaftler. „Vielleicht ... ist es besser, wenn ich den Versuch beschreibe, den wir angestellt haben." Der Administrator nickte nur. Akkainen fing an zu berichten. „Wir haben ein Beiboot ausgesandt. Es war mit einem Photometer ausgerüstet. Das Photometer ist mit einer Uhr gekoppelt. Die Uhr wird von Bord der THEODERICH aus durch Hyperstrahlung getriggert. Das heißt, wir senden hier ein Lichtsignal aus.
Gleichzeitig geben wir einen Hyperimpuls, der die Uhr ohne Zeitverlust in Gang bringt. Bis das Lichtsignal das Boot erreicht, vergeht jedoch einige Zeit. Der Beobachter an Bord des Bootes kann an der Uhr, die beim Eintreffen des Lichtsignals gestoppt wird, direkt ablesen, wie lange das Signal von der THEODERICH bis zu seinem Photometer gebraucht hat. Als Signalgeber verwendeten wir einen Laser mit einer Blitzdauer von acht Nanosekunden. Wir schickten das Boot etwa eintausend Kilometer weit weg und ließen es dort so kreuzen, daß es einen Kreis von hundert Kilometern Durchmesser dicht mit Meßpunkten bedeckte. Der Robot Meech Hannigan muß sich zwischen der THEODERICH und dem Meßkreis befinden. Nach Ansicht der Peiler sind wir höchstens dreihundert Kilometer von ihm entfernt.
Die Meßergebnisse sind zum größten Teil völlig normal. Das Licht unseres Lasers braucht zum Überwinden der tausend Kilometer eine Dreihundertstelsekunde. Die gemessenen Zeiten sind zu neunzig Prozent von dieser Größenordnung. Das heißt, das Licht geht einen ganz normalen Weg. Zwischen dem Schiff und dem Beiboot befindet sich kein Hindernis." Akkainen sah forschend auf Rhodan. Da kam Perry Rhodans Frage wie aus der Pistole geschossen: „Was ist mit den übrigen zehn Prozent?"
„Keine Anzeige, Sir", antwortete Akkainen hastig. „Keine ... ?"
„Bis jetzt noch nicht, Sir. Wir haben das Boot den Kreis ausmessen
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