Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0131 - Der elektrische Stuhl wartet

0131 - Der elektrische Stuhl wartet

Titel: 0131 - Der elektrische Stuhl wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der elektrische Stuhl wartet
Vom Netzwerk:
hinfahren, bis du mir gesagt hast, aus welchem Grunde es nötig ist.«
    Evans sah das Mädchen mit einem dunklen Blick an.
    »Es tut mir leid, Ann«, sagte er leise, »aber ich kann dir nichts sagen. — Wenn du nicht mitkommen willst, so müssen wir in New York bleiben.«
    »Du fährst nicht fort?«
    »Nein«, antwortete er. »Ich muß bleiben, wenn du bleibst. Ich muß dich schützen.«
    ***
    Ein Angestellter des FBI sollte so gut um fünf Uhr Feierabend machen dürfen wie jeder Clerk in einem Büro. Vielleicht glauben Sie es nicht, aber es steht sogar in der Dienstvorschrift. Wir haben in den Staaten den Acht-Stunden-Tag, der gilt auch für Agenten des FBI.
    Hübsche Theorie, nicht wahr! Stellen Sie sich mal vor, ich hätte einen langgesuchten Gangster endlich vor die Kanone bekommen. Er hätte so lange auf mich losgeballert, bis er keine Kugel mehr im Magazin hätte, und nun wäre ich am Zuge. In diesem Augenblick schlüge irgendwo eine Uhr fünf, oder eine Sirene heulte Feierabend. Ich müßte mein Schießeisen einpacken, würde an meinen Hut tippen und auf kürzestem Wege dem häuslichen Herd und dem Feierabend zustreben. Die Gangster können das Lachen nicht lassen und alle Verbrechen würden in Zukunft auf die Zeit nach vier Uhr verlegt, weil die Cops und G-men die Verfolgung pünktlich um fünf Uhr einstellen müßten. — No, Freunde, lieber lege ich mal ‘he unbezahlte Überstunde ein.
    Das hier war keine Überstunde, wenigstens keine echte, die man im Büro absitzt. Phil und ich saßen in einer gemütlichen, kleinen Kneipe, mit einem sanften Drink vor der Nase, aber wir sprachen vom Geschäft.
    »Wann werden wir Aldous Hunter endlich hochnehmen?« fragte Phil.
    Ich spielte mit meinem Glas. Die Eiswürfel klapperten gegen die Wände.
    »Hunter?« wiederholte ich verächtlich. »Wer ist schon Hunter? Ein geschniegelter Laffe, nichts weiter.«
    Phil hielt mir den Zeigefinger unter die Nase.
    »Du irrst dich!« rief er. »Beim Henker, Jerry, du irrst dich. Schön, ich gebe zu, daß er aussieht, als wäre er einem Modejournal entsprungen, aber das beweist nichts. Er ist ein Boß, ein großer Boß, einer der größten Gangster-Chefs, die seit den dreißiger Jahren in New York herumlaufen.«
    »Quatsch«, sagte ich faul.
    Phil funkelte mich wütend an. »Du meinst, er sei ein kleiner Mann, aber du weißt genau, daß Carone, der Hafengangster, . Magengeschwüre bekommen hat, seitdem Hunter ihn gezwungen hat, mit ihm zu teilen. Draw, der die Buchmacher kontrollierte, hat sich nach Mexiko abgesetzt. Borry, der Spieler-König, starb an vier Kugeln, die seinen Rücken trafen. — In sechs Bezirken der Stadt hat Hunter heute mehr zu sagen als der Bezirksbürgermeister. Und du nennst ihn einen kleinen Fisch.«
    »Er ist viel zu eitel, um wirklich intelligent zu sein!«
    »Al Capone besaß zweihundert Anzüge. Willst du vielleicht behaupten, er wäre nicht intelligent gewesen.«
    »Er war nicht intelligent! Er war ein Genie des Verbrechertums! Eine Erscheinung wie die seine kommt alle hundert Jahre einmal vor. Hunter hat mit Capone soviel Ähnlichkeit wie ich mit einem Auto.«
    »Er befolgt sein Rezept!«
    »Welches Rezept?«
    »Capone hatte nie Schwierigkeiten mit seinen Leuten. Sie gingen für ihn durch dick und dünn. Sie gehorchten ihm aufs Wort, und selbst wenn sie in Schwierigkeiten gerieten, so verpfiffen sie ihn nie.«
    »Er bezahlte sie gut!«
    »Ja, das tat er. Das war das Zuckerbrot aus der linken Hand, aber in der rechten Hand hielt er die Peitsche in Gestalt einer funktionierenden Pistole, und wer seine Befehle nicht bis in den letzten Buchstaben hinein erfüllte, der wurde erschossen, bevor er noch den Mund auftun konnte, um sich zu verteidigen.«
    »Ich sehe keine Ähnlichkeit«, antwortete ich. »Hunter hat bis heute noch keinen seiner Leute umgelegt.«
    »Nein, aber sie wissen, daß er es tun wird, sobald sie eigene Wege gehen wollen.«
    Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht hast du recht, aber ich habe nicht eine halb so hohe Meinung von Aldous Hunter wie du. Er hat einfach nicht genug Hirn unter seinem parfümierten Haarschopf, um alle diese Schachzüge auszudenken, die seine Gang zum ersten in zudenken, die seine Gangsterbande in unserem alten New York gemacht hat.« Phil zog die Augenbrauen hoch.
    »Es gibt keinen Mann hinter Hunter«, sagte er. »Wir haben auch nicht den Schatten eines Chefs über Hunter festgestellt.«
    »Wenn du ehrlich bist, Phil, mußt du sagen, daß wir überhaupt nichts

Weitere Kostenlose Bücher