0131 - Der elektrische Stuhl wartet
festgestellt haben. — Plötzlich war ein Geflüster in New York. Carone muß mit Hunter teilen. Draw ist vor Hunter getürmt. Es war Hunter, der Borry erschießen ließ. Das flüsterten sie sich in den Kreisen der Unterwelt zu, und weil wir dort ein paar Ohren haben, die für uns hören, drang das Geflüster bis zu uns. Wir sahen uns Aldous Hunter an. Hin und wieder traf er sich mit Leuten, die ein Vorstrafenregister vorweisen können, aber das ist nicht strafbar. Wir haben unsere Finanz-Fachleute auf ihn gehetzt. Hunter behauptete, daß er ein kleines Vermögen durch glückliche Spekulationen an der Börse verdient habe. Er konnte einen Steuerbescheid vorlegen, in dem diese angeblichen Gewinne versteuert waren, und es war ihm nicht nachzuweisen, daß seine Lebenshaltungskosten höher wären als die Zinsen dieses Vermögens.«
»Du hältst Hunter für unschuldig?« fragte Phil empört.
»Ich halte ihn für einen Ganoven«, antwortete ich. »Meine Meinung über ihn ist nicht besser als deine.«
»Wann werden wir ihn uns kaufen?«
»Wenn wir ihm etwas beweisen können.«
»Zum Henker, wann werden wir ihm etwas beweisen können?«
»Wenn er einen Fehler macht, Phil. — Wir leben nicht in einem Land, in dem man einen Mann hochnehmen kann, weil er herumläuft wie ein Dandy.«
Der FBI stocherte schon lange an Aldous Hunter herum, aber niemand von uns konnte sagen, ob er nur ein kleiner Ganove war oder ein Boß, zu dem ihn die Gerüchte gestempelt hatten.
In der Unterwelt grassiert der Klatsch nicht weniger als in der Filmindustrie. Rings um Hollywood klatscht man gewöhnlich darüber, wessen Ehe im Begriffe ist, in die Brüche zu gehen, wer eine neue Filmrolle bekommen soll und wessen Firma am Rande des Ruins dahinwankt. — In der Unterwelt gibt es nur ein Klatschthema: Wer ist der Mächtigste unter den Gangführern? Diese Thema wird ständig mit allen Feinheiten ausgesponnen, und seit Monaten schon hielt sich Hunters Name an der Spitze.
Als die Gerüchte nicht verstummen wollten, hatte unser Chef, Mr. High, zu Phil und mir gesagt: »Beschäftigt euch mit dem Knaben!« Das taten wir seit Monaten, aber Aldous Hunter erwies sich für uns als so unergiebig wie Greta Garbo für die Fotografen. Wir bekamen kein vernünftiges Bild von seiner wirklichen Tätigkeit.
Phil winkte dem Kellner, und während er sein Geld aus der Tasche nahm, sagte er:
»Ich halte jede Wette, daß wir mit Aldous Hunter noch mehr Ärger bekommen, als wir uns wünschen.«
***
Thomas Evans saß in dem kleinen Hotel und wurde von Tag zu Tag nervöser. Es war acht Tage her, daß er Hunter und seinen Männern die Pistole unter die Nase gehalten hatte, und es war ihm in diesen acht Tagen nicht gelungen, Ann zum Verlassen New Yorks zu bewegen. Sie hatten sich gestritten, sich wieder vertragen und wieder gestritten. Ann verlangte, daß Evans ihr die Gründe sagte, und er fürchtete, sie zu verlieren, wenn er ihr gestand, daß er als Gangster gearbeitet und bereits im Gefängnis gesessen hatte. Er fühlte, daß seine Nerven immer schlechter wurden, und irgendwo in ihm stak eine Ahnung, daß es nicht mehr lange dauern konnte, bis Hunter ihn aufstöberte.
Er war sehr vorsichtig, verließ tagsüber sein Hotel fast nie und traf auch Ann nur nach Einbruch der Dunkelheit, aber er war sich darüber klar, daß alle seine Vorsicht nichts nützen konnte, wenn er und das Mädchen nicht New York verließen.
An einem Abend, dem zweiten Sonntagabend, den er in dem Hotel verbrachte, verließ er sein Zimmer, um Ann von ihrer Wohnung abzuholen. Als er in die kleine, schlecht beleuchtete Halle des Hotels hinunterkam, sah er einen Mann, der in einem der beiden Korbsessel saß. Der Mann war Carle Cabozzi.
Evans Hand zuckte zu der Pistole unter der Jacke. Cabozzi stand rasch auf und kam auf ihn zu.
»Laß die Kanone stecken, Tom«, flüsterte er scharf mit einem Blick auf den Hotelangestellten, der sich hinter der Empfangstheke herumdrückte. »Ich bin nicht hier, um dich abzuknallen.«
»Was willst du?« fragte Evans, ohne den anderen aus dem Blick zu lassen.
Cabozzi wechselte den Tonfall. Er lächelte.
»Wunderst du dich nicht, daß ich dich gefunden habe? Es war gar nicht einfach. Ich bin richtig stolz darauf. Wir sollten einen Drink nehmen. Es spricht sich besser bei einem Schluck.«
Er wandte sich an den Angestellten. »Können wir Whisky bekommen?«
»Selbstverständlich, Sir!«
»Zwei Doppelte. Das Sodawasser können Sie sparen.«
Er zog den
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