0131 - Königin der Wölfe
Idee.
Rasch bückte sie sich, packte den noch warmen Balken mit beiden Händen und hievte ihn hoch.
Sofort schlug sie zu. Jane hatte gar nicht richtig gezielt, sie wollte sich die Wölfin nur vom Leibe halten. Die wich dem Schlag geschickt aus und wollte Jane von der Seite her anfallen.
Die Detektivin vollführte einen gewaltigen Rundschlag, der sie fast von den eigenen Beinen riß. Wild sah sie aus. Das Gesicht verdreckt, das lange blonde Haar mit grauer Asche durchsetzt, doch in ihren Augen leuchtete nach wie vor ein ungebrochener Wille. Sie würde es durchstehen, so oder so.
Wieder hieb sie zu. Diesmal von oben nach unten, doch Lupina sprang zur Seite, und das Ende des Balkens wuchtete in den Boden.
Die Wölfin lachte.
Das Lachen verging ihr, denn Jane Collins wurde zu einer wahren Furie. Wie einen Speer, so rammte sie den Balken vor, und dieser Angriff kam so schnell, daß Lupina gar nicht mehr ausweichen konnte.
Sie kassierte den Treffer voll.
Die Wucht schleuderte sie zurück, sie knickte zusammen, ihr Gesicht verzerrte sich, Geifer sprühte über die Lippen, und ein weiterer Schritt brachte sie an den Rand des Feuers.
Die Wölfin trat mit den nackten Füßen in die Glut.
Sie heulte auf.
Schmerzgepeinigt, verzweifelt, gequält. Jane Collins lief eine Gänsehaut über den Rücken, und am liebsten hätte sie sich die Ohren zugehalten, aber sie fightete weiter.
Lupina mußte sterben.
Jane ließ den Balken fallen und suchte das Kreuz.
Es lag ganz in der Nähe.
Die Detektivin riß es vom Boden hoch, und auch Lupina sah dies.
Plötzlich vergaß sie ihre Schmerzen, sie dachte daran, daß dieses Kreuz für sie tödlich sein konnte, und es gab für sie nur noch eine Alternative.
Flucht!
Ja, sie floh. Sie sprang mit grotesken Sätzen aus dem Feuer, wollte dieser Collins entkommen.
Jane schnitt ihr den Weg ab.
»Jetzt habe ich dich, du Bestie!« kreischte sie und hielt Lupina das Kruzifix entgegen.
Das sah auch der letzte Werwolf. Er war zwar schwer angeschlagen, aber er hatte Zeit gehabt, sich wieder zu erholen. Und er wußte Lupina, die er immer noch verehrte, in großer Gefahr.
Langsam stemmte er sich hoch.
Das geschah hinter Janes Rücken. Die Detektivin rechnete überhaupt nicht mit einer Gefahr von dieser Seite.
Doch sie kam.
Schritt für Schritt näherte sich die gefährliche Gestalt der ahnungslosen Jane.
Auch Lupina war stehengeblieben. Sie konnte an Jane vorbeischauen und sah den Werwolf.
Triumph flackerte in ihren Augen.
Jane atmete schnell und keuchend. »Jetzt bist du dran, Bestie!« schrie sie. »Ich werde dich töten! Ich schicke dich dahin, wo du hingehörst! In die Hölle!«
Das hielt Lupina nicht mehr aus. »Schlag zu!« brüllte sie und meinte damit den letzten Werwolf.
Jane reagierte reflexhaft. Ihre Nerven standen sowieso unter Hochspannung.
Sie wirbelte herum.
Genau in dem Augenblick, als der Werwolf zuschlug. Da Jane das Kreuz hoch hielt und der Werwolf die Bewegung nicht mehr stoppen konnte, hämmerte er beide Pranken gegen das geweihte Silber.
Es war der Untergang.
Plötzlich umkrampften seine Tatzen das Kreuz. Sie schienen daran festgeleimt zu sein. Wenigstens schaffte er es nicht, sie zu lösen.
Er sank in die Knie.
Das Kreuz spielte seine Macht voll aus. Es zerstörte das unheilige Leben des Werwolfs.
Sein Fell wurde stumpf, grau und brüchig.
Die Bestie starb.
Jane aber trat zurück. Sie drehte sich um, suchte nach Lupina, doch die war verschwunden. Sie hatte wirklich die Gunst der Sekunde genutzt. Da wurde Jane abgelenkt. Und was sie sah, erfüllte sie mit Grauen…
***
Auch ich hörte Lupinas Schrei.
Und er wirkte auf mich wie ein Signal. Unwillkürlich zog ich den Kopf ein, meine Bewegungen schienen einzufrieren, das Fell auf meinem Rücken sträubte sich.
Lupina hatte geschrien.
Meine Lupina!
Sie befand sich in Gefahr. Für einen Moment war Myxin unter mir vergessen. Ich drehte den Kopf und schaute zur Lichtung hin, wo der Schrei aufgeklungen war.
Dort sah ich sie im Feuer stehen, und den anderen Werwolf, der das Kreuz umklammert hielt und daran buchstäblich verbrannte.
Das war zuviel.
Ich wollte hoch, doch in diesem Augenblick tauchten zwei Schatten aus dem Dunkel des Waldes auf.
Suko und Bill!
Ich sah sie, Myxin sah sie, und der kleine Magier schrie nur einen Satz.
»Das ist John!«
Am schnellsten reagierte Suko. Plötzlich stand er neben mir und ich spürte die kalte Mündung der Waffe an meiner Stirn. Auch Bill hielt eine Pistole in
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