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0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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pausbäckigen, runden Gesicht Burgers zeichnete sich maßloses Erstaunen ab. Für soviel Geld hätte der Mann ohne weiteres die ganze Flasche haben können. Der Dicke starrte mit tellergroßen Augen auf die Scheine, packte sie dann mit erstaunlicher Schnelligkeit und ließ sie blitzartig in einer Schublade verschwinden.
    Der Schauspieler denkt wohl, er kriegt sie wieder weggenommen! dachte Bill.
    »Grazie! Molto grazie, Signore Fleming…« Burger überschlug sich fast.
    »Langsam, langsam! Sind doch keine Dollarnoten. Oder habe ich etwa die Mäuse aus der lieben Heimat mit Ihrer komischen Währung verwechselt? Sollten wir nicht vielleicht besser nachsehen?«
    Burger wechselte die Farbe, während er zusah, wie Bill den restlichen Whisky herunterkippte.
    »Aber ich bin wohl nur etwas müde, Signore«, sagte Bill grinsend. »So, den Schlaftrunk haben wir für heute. Wie steht's jetzt mit meinem Bettchen? Zeigen Sie's mir?«
    Othmar Burger schluckte schwer. »Aber selbstverständlich. Mit dem größten Vergnügen. Ich hoffe, Sie werden zufrieden sein. Wenn Sie mir bitte folgen wollen…?«
    »Sicher doch.« Bill schob rumpelnd den Schemel zurück und folgte der kleinen, dicken Gestalt die Stufen zu den Zimmern hinauf.
    ***
    Professor Zamorra und Nicole Duval verließen das Château de Montagne an einem trüben, nebligen Morgen. Der leichte Wind, der langsam aufkam, lichtete die zunächst beängstigend dichten Nebelbänke, die bis dahin die Fahrt ziemlich erschwert hatten, nur sehr zögernd.
    Aber es sollte trotzdem kein schöner Sommertag über dem Loiretal werden, denn der Himmel blieb düster und wolkenverhangen - und entsprach damit genau der Stimmung Zamorras.
    Nicole jedenfalls beeindruckte das schlechte Wetter nicht sonderlich. Sie hatte wie aus Trotz eines ihrer hübschen, leichten Sommerkleider angezogen. Ein bißchen enttäuscht mußte sie jedoch feststellen, daß Zamorra ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit kaum Notiz davon nahm.
    Schon eine ganze Weile fuhren sie in recht gemächlichem Tempo über die zu dieser frühen Stunde noch sehr verkehrsarmen Landstraßen dahin. Sehr selten begegnete ihnen ein in der Einsamkeit der Landschaft wie verloren wirkendes Fahrzeug, schon von weitem an den hellen Scheinwerfern zu erkennen. Nach drei Stunden fast schweigsamer Fahrt, nur durch ein paar belanglose Worte unterbrochen, wurde es Nicole schließlich zu bunt.
    Ihr war die gedrückte Stimmung Zamorras, für die sie den Grund nicht kannte, schon seit ihrer Abreise aus Südtirol aufgefallen.
    »Was beschäftigt dich eigentlich so, Chef? Was ist los? Stand irgendwas Unangenehmes in den alten Wälzern?«
    Zamorra warf seiner hübschen Beifahrerin, die ihn besorgt ansah, einen raschen Blick zu.
    »Weißt du, Nicole«, begann er nach einer Pause, »es ist schwierig, die richtigen Worte dafür zu finden. Ich werde irgendwie das verflixte Gefühl nicht los, auf eine mir unerklärliche Weise beeinflußt zu werden. Und ich kann einfach nicht herausfinden, wer oder was dahintersteckt. So paradox es klingt - ich weiß Dinge, die ich eigentlich gar nicht wissen kann. Schon im Archiv hatte ich den Eindruck, diesem seltsamen Einfluß zu unterliegen und ihm gegenüber hilflos, ja, sogar wehrlos zu sein. Alles war verändert. Nicht äußerlich, sondern in seinem Wesensgehalt, in seiner Aussage. In den Unterlagen habe ich so gut wie nichts gefunden, und trotzdem wurde mir auf einmal klar, wer unser Gegner sein dürfte und wo wir weitersuchen müssen, um mehr über ihn herauszufinden, obwohl er sich heftig dagegen gewehrt hat.«
    Wie heftig, das verschwieg er ihr besser…
    »Es ist wie ein Mosaik, bei dem das letzte, entscheidende Steinchen fehlt, das dem Ganzen Sinn und Aussage gibt. Ich habe im Moment ein verdammt ungutes Gefühl, wie du dir sicher vorstellen kannst.«
    Und ob! dachte Nicole.
    »Was für Dinge glaubst du denn zu wissen?« fragte sie vorsichtig.
    »Namen, Daten, Geschehnisse. Zum Beispiel - und vor allem - den Namen Jean d'Alay.«
    »Jean d'Alay! Doch nicht etwa der Graf, der…?«
    »Doch Nicole, ich glaube schon. Jedenfalls erfuhr ich unter… äh, eigenartigen Umständen diesen Namen.«
    »Und welches Steinchen in deinem Mosaik fehlt, kannst du nur in Borlezzo erfahren?«
    »Hoffentlich, Cherie«, murmelte Zamorra gedankenversunken »Hoffentlich!«
    Sie hatten längst Genf passiert und befuhren nun die Route des Grandes Alpes in Richtung Schweizer Grenze. Von den gewaltigen Bergmassiven in der unmittelbaren

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