0132 - Der Schwarze Graf
Quergängen, Seitenstollen und finsteren Räumen auf. In den dunklen Nischen schien sich ein bedrohliches Eigenleben zu regen…
Bill leuchtete jeden Winkel, jede finstere Ecke aus - keine Spur von den Männern. Die Kerle konnten sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! Ihm wurde langsam aber sicher mulmig…
Und dann geschah es.
Ganz unerwartet huschte eine schemenhaft erkennbare Gestalt in nächster Nähe an ihm vorüber.
Ruckartig riß Bill die Lampe hoch und ließ sie über die feuchten, kahlen Wände schweifen. Fehlanzeige!
Aber er spürte bis ins Mark, daß etwas in der Luft lag. Er war nicht mehr allein…
»Hallo! Ist da jemand? Francisco Piecollo?« rief Bill mit fester Stimme. Keine Antwort. Aber hinter seinem Rücken scharrte etwas auf dem staubigen Boden.
»Piecollo! Sind Sie das? Melden Sie sich, verdammt!« Statt einer Erwiderung spürte Bill eine schwere Hand auf seiner Schulter.
Sein Herzschlag setzte für einen Moment aus. Jede Faser seines Körpers war bis zum Zerreißen gespannt. Erschrocken wirbelte er herum - und blickte in ein paar eisgraue, kalte Augen, die ihn mißtrauisch musterten.
Aber auch so etwas wie Freude und Erleichterung glaubte Bill darin zu lesen…
Seltsamerweise trug der Mann eine brennende Fackel in der Hand. Warum war ihm dann aber das Licht noch nicht aufgefallen? In Bills Gehirn schrillten tausend Alarmglocken…
»Sie… Sie sind sicher Francisco Piecollo?« stieß er verwirrt hervor, obwohl er sich den Gesuchten weitaus älter vorgestellt hatte.
Der Mann begann hämisch zu grinsen.
»Du hast mich gerufen«, begann er geheimnisvoll, »aber ich bin nicht der, für den du mich hältst. Mein Name ist Jean d'Alay, der Schwarze Graf. Und dein Körper, Bill Fleming, wird mir die Kraft geben, die ich brauche, um den zu vernichten, der mir noch gefährlich werden kann - Zamorra!«
Jean d'Alay!
Bill schlug mit beiden Fäusten gleichzeitig zu. In dem Schlag lag alle Kraft, die er noch aufzubringen vermochte. Doch der vernichtende Hieb verfehlte knapp sein Ziel - Fleming hatte nicht mit den blitzartigen Reflexen seines Gegners gerechnet. Mit der Gewandtheit einer Katze wich dieser aus und trat rasch ein paar Schritte zurück.
Die Hände des Dämons zuckten hoch und zerrten einen Gegenstand hervor.
Sofort stach gleißende Helligkeit wie mit glühenden Nadeln in Bills Augen. Sein gellender Schmerzensschrei durchbrach schauerlich die Stille.
Trotzdem versuchte Bill unbeirrt, den um einen Kopf kleineren Gegner zu packen. Mit einem gewaltigen Satz flog er nach vorne. Seine muskulösen Arme schlossen sich wie Schraubstöcke um den Körper der Bestie, drückten mit aller Kraft zu. Bill spürte die Eiseskälte des dämonischen Leibes, den er mit zusammengekniffenen Augen zu zerquetschen versuchte.
Mit dem Mute der Verzweiflung verstärkte er die tödliche Umklammerung. Der Atem wurde knapp. Das Blut pochte in den Schläfen. Sein Herz schlug in wildem Stakkato gegen die Brust. D'Alay war hinter Bills Raubritterkreuz völlig verschwunden. Wehre dich, oder du bist verloren! beschwor Bill eine innere Stimme. Er bringt dich gnadenlos um, denn er ist ein Geschöpf der Hölle.
Aber Flemings Verzweiflungstat war von vornherein zum Scheitern verurteilt.
Ein plötzlicher, entsetzlicher Schmerz auf seiner Stirn ließ ihn zurücktaumeln. Der Geruch verbrannten Fleisches breitete sich aus und verursachte ihm heftige Übelkeit. Höllisches Feuer durchraste seinen Körper. Er hatte das Gefühl, von innen her zu verbrennen. Bunte, wirbelnde Irrlichter drehten sich vor seinen Augen und zerplatzten funkensprühend. Die ganze Welt um ihn herum schien schnell und schneller zu kreisen und versank hinter einem pechschwarzen Horizont, während Blut von seiner Stirn floß und ihm das Gesicht verklebte.
Entsetzt mußte Bill feststellen, daß er sich nicht mehr von der Stelle rühren konnte. Er war zu einer hilflosen Marionette geworden, auf Gedeih und Verderb seinem Peiniger ausgeliefert und nicht einmal mehr dazu imstande, seine Wut und seinen Schmerz herauszuschreien.
Wie durch eine Wand hörte Bill das höhnische Gelächter des Grafen. Ohnmächtige Wut und grenzenloser Haß überkamen ihn. Immerhin hatte er seinen klaren Verstand behalten.
Und er wäre nicht Bill Fleming gewesen, wenn er diese Tatsache nicht als eine - wenn auch nur geringe - Chance betrachtet hätte.
Seine gequälten Augen brannten teuflisch. Tränen liefen ihm die Wangen herunter und vermischten sich mit dem Blut, das
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