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0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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weibliche Vorzüge starrte.
    Den hat's ja schwer erwischt! dachte Zamorra grinsend. Er tippte dem Dicken auf die Schulter. »Wenn ich Sie vielleicht noch einmal stören dürfte…?«
    Burger schrak förmlich hoch und errötete heftig, als er den stechenden Blick Zamorras auf sich spürte.
    »J… ja sicher, Professore«, stammelte er kleinlaut.
    »Wo ist Mister Fleming jetzt?«
    »Unterwegs. Für zwei bis drei Tage. Er wollte eine Bergtour unternehmen.«
    Eine Bergtour! In Zamorra stieg ein entsetzlicher Gedanke auf. »Bei diesem Hundewetter?«
    »Er ist schon heute früh aufgebrochen, und da war noch kein Wölkchen am Himmel.«
    »Hat er Ihnen gesagt, wohin er will?«
    »Nein. Ich…«
    »Weiß er etwas von der Burg Alay und von den Geschehnissen der letzten Tage?«
    »Ja, natürlich. Ich habe ihm alles ausführlich erzählt. Außerdem hat er sich bei Enzo Torrini, unserem Polizeichef, ganz genau erkundigt, soviel ich weiß. Es sollte mich nicht wundern, wenn Signore Fleming…«
    »Mich auch nicht. Komm schnell, Nicole!« unterbrach Zamorra den Wirt unsanft. »Wir müssen so rasch wie möglich zu diesem… Torrini?« Er sah Burger fragend an.
    »Ja, so heißt der Mann. Wenn Sie Glück haben, erwischen Sie ihn noch in seinem Büro. Sonst dürfte es nämlich sehr schwierig werden, ihn heute noch zu sprechen, denn er wohnt in Bozen und kommt jeden Tag mit dem Wagen hier herauf. Die Wache befindet sich übrigens genau gegenüber der Kirche.«
    Burger hörte nur noch ein gemurmeltes ›Danke‹, dann waren die beiden so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren.
    Obwohl die Entfernung bis zur Kirche nur ein paar hundert Meter betrug, benutzten Zamorra und Nicole den Alfa. Jede Minute war jetzt kostbar.
    Wenn Bill der Bestie in die Hände fiel - nicht auszudenken! Mit kreischenden Pneus schlingerte der Wagen die regennasse Straße entlang. Sekunden später war Zamorra an der Kirche.
    »Da, Chef!« Nicole wies auf den unscheinbaren Eingang, neben dem das Schild mit dem Dienstsiegel der Carabinieri hing. Aus dem kleinen, vergitterten Fenster fiel mattes Licht nach draußen.
    Zamorra hatte Glück - das Glück des Tüchtigen.
    Enzo Torrini war gerade damit beschäftigt, einige Aktenmappen, mit denen er sich an diesem Tage mehr oder minder intensiv befaßt hatte, vom Schreibtisch zu räumen.
    Er führte ein recht geruhsames Leben, denn viel ereignete sich nicht in den drei kleinen Ortschaften, für die er zuständig war. Der tragische Unfall der beiden Touristen bildete eine herausragende Ausnahme. Es lag zwar seit einigen Monaten noch eine Vermißtenmeldung vor - ein junger Deutscher war spurlos verschwunden - doch damit sollten sich die Kollegen in Meran herumschlagen.
    Nur sehr selten passierte etwas Außergewöhnliches.
    Das letzte Mal vor 15 Jahren; ein Bergsteiger war bei dem Versuch, den Burgfelsen zu erklettern, tödlich abgestürzt. Seitdem hatte sich die Dienststelle Borlezzos fast ausnahmslos mit ausländischen Falschparkern, Geschwindigkeitsübertretungen, gelegentlichen Diebstählen und der obligatorischen Schlägerei beim jährlichen Pfarrfest im Oktober beschäftigt. Kein Problem. Bis dieser Unfall passierte.
    Erstaunt blickte der Dicke auf, als die unerwarteten Besucher zu so später Stunde in sein Büro stürmten, in dem eine geradezu pedantische Ordnung herrschte. Torrinis Gesicht wurde kalt und abweisend.
    »Wissen Sie eigentlich nicht, wie spät es ist?« fuhr er Zamorra an.
    »Auf jeden Fall noch nicht zu spät, Freundchen, um mir ein paar wichtige Fragen zu beantworten. Im Rahmen Ihrer Dienstpflicht, versteht sich…«, konterte Zamorra gelassen. »Heute morgen hat Sie ein junger Mann aufgesucht, um sich nach der Ruine Alay zu erkundigen. Oder sollte ich mich irren?« In der Stimme Zamorras lag kühle Überlegenheit. Torrinis Aggressivität verschwand augenblicklich.
    Er ließ sich schwer in seinen Sessel fallen und bot den beiden Besuchern einen Platz an.
    »Äh… ja. Sie meinen sicher Signore Fleming?«
    »Genau den. Ich möchte gerne von Ihnen wissen, wohin er gegangen ist. Wollte er etwa zur Burg Alay hinauf?«
    »Das stimmt. Leider. Ich habe es versucht, aber er war einfach nicht davon abzubringen, obwohl es für den Aufstieg eigentlich schon viel zu spät war. Er ist vier Stunden nach meinen Beamten aufgebrochen, die seit heute früh mit Francisco Piecollo als Führer zur Ruine unterwegs sind.«
    Zamorra stockte der Atem. »Jetzt sagen Sie bloß, Sie Unglücksrabe haben Leute dort

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