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0132 - Der Schwarze Graf

0132 - Der Schwarze Graf

Titel: 0132 - Der Schwarze Graf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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aufpeitschenden Blitze erhellt, von denen manche, so schien es Bill, direkt in die Spitze der Turmruine einschlugen.
    Wie ein prähistorisches, auf der Lauer liegendes Ungeheuer wirkte die Burg, wenn sie von den Lichtbündeln sekundenlang aus der Finsternis gemeißelt wurde…
    Fleming war schier verzweifelt. Mit einer fahrigen Bewegung strich er sich die Haare aus der Stirn.
    Er zermarterte sich das Hirn. Welche Möglichkeiten blieben ihm noch?
    Doch dann kam ihm der Zufall zur Hilfe…
    Er glaubte, im grellweißen Licht den Eingang gesehen zu haben. Für einen kurzen Moment nur, aber lange genug, um ihn wiederfinden zu können.
    Etwa dreißig Meter weiter links, wo ein großer Trümmerhaufen am Fuße der Turmruine lag, bemerkte Bill den Schatten dichter Efeuranken, die dort wild wucherten.
    Bill knipste seine Taschenlampe an. Mit ein paar schnellen Schritten war er an der Stelle.
    Das Lichtbündel der Lampe bestätigte seine Vermutung. Er hatte endlich den verdammten Eingang in dieses Bollwerk gefunden.
    Mit einer raschen Bewegung schob er die dichten Ranken auseinander.
    Etwa einen halben Meter über dem regennassen Trümmerschutt gähnte der schmale Stollen und verlor sich in der Finsternis…
    ***
    Die engen Gassen Borlezzos waren wie leergefegt.
    Schon die Anfahrt war zur reinsten Tortur geworden, denn die einzige Zufahrtsstraße war durch die ungewöhnlich heftigen Regenfälle streckenweise förmlich weggespült worden oder von tiefen Schlaglöchern und Wasserrinnen übersät.
    »Berühmter Parapsychologe mit ebenso berühmter Assistentin hoffnungslos von der Außenwelt abgeschnitten«, flachste Nicole, als Zamorra den Alfa an der Kirche vorbei in Richtung Gasthof lenkte.
    Der Professor zog die Brauen hoch und brummte mit tiefem Baß, indem er die Stimme aus dem Autoradio imitierte, die den entmutigenden Wetterbericht verlas: »Nach Korrespondentenberichten besteht kaum noch Hoffnung auf eine Rettung dieser beiden Wohltäter der Menschheit. Sie stecken nämlich schon bis zum Hals im Wasser.«
    Er lächelte Nicole zu, und sie erwiderte sein Lächeln in einer unnachahmlich verführerischen Art.
    »Na, das wollen wir doch wohl nicht hoffen«, sagte sie nach langer Pause, ohne den Blick von ihm zu wenden.
    Dabei bemerkte sie, wie Zamorras Gesicht plötzlich einen erstaunten, beinahe ungläubigen Ausdruck annahm.
    »Das ist doch…!«
    Fast erschrocken folgte Nicole seinem Blick.
    Dann sah sie ihn auch - den chromblitzenden Chevrolet Impala mit dem New Yorker Kennzeichen.
    »Bill!« platzte es aus Nicole heraus, und die Vorfreude auf das Wiedersehen war ihrer Stimme deutlich anzuhören.
    »Dieser Satansbraten!« rief Zamorra. »Wie hat er uns bloß hier aufspüren können?«
    »Ich habe ihn angerufen. Du weißt doch - er hatte auf Sizilien, in Venedig und wer weiß wo zu tun. Wahrscheinlich will er uns überraschen.«
    »Na, das ist ihm voll und ganz gelungen!« lachte Zamorra, stoppte den Wagen und sprang schwungvoll nach draußen.
    Mit ein paar langen Sätzen überquerte er die schmale Straße und riß erwartungsvoll die Tür des Gasthofes auf.
    Das runde Gesicht Othmar Burgers begann bis über beide Ohren zu strahlen.
    »Professore Zamorra! Welche Freude, Sie wieder bei uns zu sehen! Hatten Sie eine gute Reise? Kommen Sie, trinken Sie doch erst mal einen tüchtigen Schluck. Bei diesem Wetter können Sie sicher einen gepflegten Scotch vertragen.«
    »Moment mal, Moment!« Zamorra wies mit dem Zeigefinger nach draußen auf den im strömenden Regen stehenden Sportwagen Bills.
    »Wohnt der glückliche Besitzer dieses Nobelschlittens bei Ihnen?«
    »Signore Fleming? Sicher. Er hat sich nach Ihnen und Ihrer reizenden Begleiterin erkundigt. Das wollte ich Ihnen gerade sag…« Burger stockte mitten im Satz und warf vielsagende Blicke auf Nicole, die eben pudelnaß den kleinen Gasthof betrat. Sie hatte den Wagen noch einmal gründlich unter die Lupe genommen.
    Die hauchdünne, weiße Bluse, unter der sie nichts als ihre blanke Haut trug, hatte sich durch die Nässe so eng an ihren Körper gelegt, daß ihre makellosen Formen überdeutlich zur Geltung kamen.
    Aber dem Mädchen schien das nicht sonderlich viel auszumachen.
    »Es ist tatsächlich Bills Chevy!« sagte sie mit einem so strahlenden Lächeln, daß es Othmar Burger Schauer über den Rücken jagte.
    »Ich weiß, Nicole.« antwortete Zamorra knapp. Er wandte sich wieder dem Wirt zu, der immer noch mit offenem Mund und tellergroßen Augen auf Nicole und deren

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