0132 - Die Macht der Unheimlichen
sagte zu seinem Kameraden, der auch dem Donnerwetter des Kommandanten lauschte: „Daumier, Schadenfreude ist wirklich die reinste Freude!” Und dabei rieb er sich die Hände.
Daumier erwiderte ärgerlich: „Ob die Posbis mit ihren viereckigen Raumschiffskästen heute oder morgen ihre Invasion starten, scheint dich wohl gar nicht zu interessieren, wie? Wie kann man sich in solch einer Lage nur mit derartigen Lächerlichkeiten be- schäftigen! Schadenfreude ist ein schlechter Charakterzug.” „Du lieber Himmel...!” Den Rest des Satzes behielt Eskens für sich.
Über die Verständigung wurde der Voralarm zurückgenommen; auf den anderen Beobachtungskreuzern trat auch wieder Normal- zustand ein.
„Schade”, meinte Eskens, „daß die kleine Abwechslung schon vorbei ist. Die Amplitude wird auch schwächer. Okay, langweilen wir uns weiter.” „An die Posbis denkst du wohl gar nicht?” fragte Daumier ihn im bissigen Ton.
„Warum jetzt schon? Ich lerne es noch früh genug, mich vor ih- nen zu fürchten.” Er hatte das ausgesprochen, was jeder von den Besatzungen der sechzehn Beobachtungsschiffe empfand.
Daumier schluckte. Abermillionen biopositronische Roboter sollte es im interkosmischen Raum geben. Hoffentlich nicht auch einige hunderttausend dieser riesiggroßen Fragmentschiffe.
Totztal, unumschränkter Herr über seine Sippe und autoritärer Kommandant seines Walzenraumerpulks. ließ die akonischen Techniker auf seiner TOTZTA IX unmißverständlich wissen, daß er allein zu befehlen hatte. Sie mußten sich seinen Anordnungen fü- gen wie jeder andere.
Der Gruppe Priester des Baálol-Kultes, den Antis, ging der Über- schwere aus dem Weg. Im Gegensatz zu anderen Patriarchen sei- ner Rasse konnte er sie nicht ausstehen. Er verachtete alle, die unter dem Deckmantel der Religiosität versuchten, Geschäfte zu machen. Das taten die Antis. Totztal hatte sie und ihre Machen- schaften gründlich durchschaut, und sie wußten, daß sie ihm nichts vormachen konnten.
Sie mieden ihn, solange sie sich auf seinem Schiff aufhielten, und er wich ihnen aus. Obwohl er ein sehr rauhes Handwerk be- trieb, hatte er privat für eine friedliche Atmosphäre in seiner engs- ten Umgebung sehr viel übrig.
Er hielt sich im Kommandoraum auf. Sein Ältester steckte den neuen Kurs ab. Dank der akonischen Strukturabsorber, war es ih- nen bisher gelungen, sowohl terranischen wie arkonidischen Raumstationen und ihrer Ortung ein Schnippchen zu schlagen.
Der Verband flog eine unbekannte Route. Totztal dachte nicht daran, das kleinste Risiko einzugehen. Er hatte vor der Technik der Terraner gewissermaßen Respekt. Und aus diesem Grunde war er zur Zeit immer noch nicht hundertprozentig von der Leistung der gratis erhaltenen Absorber überzeugt.
„Herr”, sprach ihn Retzto, sein Ältester, an, „wir werden nach die- ser Transition Schwierigkeiten mit unserer galaktischen Position bekommen. Es werden uns drei Bezugspunkte fehlen.” „Retzto, als ich so alt war wie du es heute bist, haben mir solche Bagatellen nie Kummer bereitet. Erarbeite dir diese Bezugspunkte.
Liegt sonst noch etwas vor?” Ratz, sein jüngster Sohn, größer als der Patriarch, und noch eini- ge Zentner schwerer, fühlte sich angesprochen. „Zwei Nachrichten aus der Zentrale, Herr.” Die Überschweren waren erstklassig organisiert. Jede Sippe hat- te ein Familienmitglied zu dieser Zentrale abgestellt, die von einem Patriarchen geleitet wurde. Die Galaktischen Händler funkten ihre Einsatzauftrage für die Überschweren fast ausschließlich an diese Zentrale, die dann blitzschnell, nach einem objektiven Verfahren, festlegte, welche Sippe den Auftrag bekam.
Totztal, der seiner Zentrale ausnahmsweise nicht gemeldet hatte, einen Auftrag der Akonen angenommen zu haben, glaubte schon an eine Einsatzorder, die er nun nicht ausführen konnte. Unbe- herrscht klang sein: „Gib her, Ratz!” Er riß seinem Jüngsten die beiden Meldungen aus den Händen.
Totztals Ahnung erfüllte sich nicht. Die Laune des Alten jedoch wurde nicht besser. Die erste Meldung informierte ihn darüber, daß er und sein Sippenverband von den Agenten der Solaren Abwehr gesucht wurde.
Die zweite Meldung trieb dem abgebrühten Totztal den Schweiß auf die Stirn. „Wann ist diese Meldung eingelaufen, Ratz?” fragte er wütend.
„Als Sie noch mit Retzto sprachen, Herr”, gab Ratz eingeschüch- tert zu.
Totztal gab sich mit der Erklärung seines Sohnes Ratz nicht zu- frieden. Er prüfte
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