0132 - Die Macht der Unheimlichen
strich sich über seine Glatze, die von einem weißen Haarkranz umrahmt war.
Der Überschwere Totztal gab ihm schwer zu denken.
Dr. Brandstroem warnte den Robotiker Moders. „Treiben Sie kei- nen Raubbau mit Ihren Kräften. Ich gebe Ihnen zum letzten Mal das Aufputschmittel. Kommen Sie noch einmal zu mir und haben vorher nicht wenigstens zwanzig Stunden geschlafen, dann zwinge ich Sie dazu. Moders, Sie sind noch zu jung, um sich mit Gewalt zu ruinieren. Hören Sie auf einen erfahrenen Arzt.” Der junge Robotiker sah ihn mit seinen entzündeten Augen an. „Ich möchte auf Sie hören, Doktor. Ich möchte mich niederlegen und einen Tag und eine Nacht schlafen. Ich hab's versucht. Aber dann tauchten in meinen Gedanken die Posbis auf, und vorbei war es mit meinem Schlaf. Sie kennen diese Roboter nicht. Ich habe sie erlebt. Jetzt verfolgen sie mich bis in meine Träume, Darin er- scheinen sie mir noch entsetzlicher, als sie in Wirklichkeit sind.
Oder sehe ich sie im Traum so, wie sie sein können?” Er machte einen apathischen Eindruck. Er war am Ende mit seinen Kräften.
Er hatte Dr. Brandstroem zum drittenmal innerhalb von sechsund- dreißig Stunden aufgesucht. Nun wartete er darauf, daß das Ara- mittel seine Energien regenerierte.
„Zigarette?” fragte Brandstroem.
„Ich habe mir das Rauchen abgewöhnt. Stellen Sie sich vor, Dok- tor, Sie wären Robotiker. Eines Tages stehen Sie vor einem Robo- ter und sehen sich das Ding mit den Augen eines Experten an.
Und Sie sehen und sehen, und Ihre Augen werden darüber immer größer. Bis zur Stunde haben Sie geglaubt, Fachmann auf Ihrem Spezialgebiet zu sein. Plötzlich müssen Sie sich eingestehen, gar nichts zu wissen.
Da steht man nun vor einem Roboter und sieht darin nur Unbe- kanntes, Unverständliches. Man entdeckt, daß ein biologischer Stoff hypertoyktisch mit der Positronik verzahnt ist. Über hyper- toyktische Verzahnungen gibt es nur Theorien, glücklicherweise eine Reihe Formeln, Aber stimmen sie? Und dann muß ich ausge- rechnet auf die Idee kommen, diese hypertoyktische Verzahnung löse mittels Enthemmung der Positronik bei den Posbis Lerneifer oder Lerninstinkt aus. Ich fühle, daß mein Verdacht stimmt, nur kann ich suchen und suchen, finde jedoch keinen einzigen Beweis für meine Vermutung. Doktor, und wenn man dann auch noch mit seinen Kräften am Ende ist, läuft man Gefahr zu verzweifeln.” Dr. Brandstroem hütete sich, van Moders zu bitten, ihm die hy- pertoyktische Verzahnung zu erklären. Er tat seinem Patienten kei- nen größeren Gefallen, als ihn einfach reden zu lassen. Dies war besser als jedes Aufputschmittel.
Wie ein Mann, der kurz vor dem Zusammenbruch steht, lag Mo- ders in dem bequemen Gliedersessel. Er hatte die Augen ge- schlossen und sah noch abgespannter aus als beim Betreten der Arztstation.
Sein ruckartiges Aufrichten kam für Brandstroem nicht unerwar- tet. „Doktor, was haben Sie mir gegeben?” fragte er wie einer, der mit unsichtbaren Feinden verzweifelt ringt.
„Schlafen Sie, Moders”, sagte Brandstroem. Seine leise Stimme besaß plötzlich Suggestivkraft. „Schlafen Sie, Moders. Fühlen Sie sich nicht jetzt schon besser?” Van Moders sank langsam in den Gliedersessel zurück. Er schi- en die Worte des Arztes zu wiederholen. „Schlafen Sie, Moders ...
Schlafen Sie ... schlafen ...” Er schlief.
Dr. Brandstroem hatte den Robotiker hinters Licht geführt. Statt eines Aufputschmittels hatte er Moders ein schnell wirkendes Hyp- notikum injiziert. Van Moders vegetatives Nervensystem arbeitete infolge Überreizung nur noch unzulänglich. Jedes Stimulans, das der Erschöpfung entgegenwirkte, konnte das Herz des Patienten noch stärker in Mitleidenschaft ziehen.
Brandstroem trat ans Visiphon, schaltete es ein und ordnete an, daß der Robotiker in das vorbereitete Zimmer geschafft wurde. „Setzen Sie zur Bettwache Rob 109 ein. Mister Moders ist morgen um diese Zeit zu wecken. Das wär's.” Er drehte sich um und blickte den jungen Experten nachdenklich an. „Morgen wird die Welt für Sie ganz anders aussehen, Moders.
Mit anderen Augen werden sie sich Ihre Posbis betrachten ... Selt- sam, dieser Name Posbi. Noch nie davon gehört. Schön klingt der Name aber nicht...” Ein Verband aus sechzehn Kreuzern der Städteklasse stand im Dunkel des interkosmischen Raumes. Vor drei Tagen hatten die Schiffe eine andere Gruppe abgelöst, die zehn Tage lang den ge- heimnisvollen Posbiplaneten Frago beobachtet hatte.
Nichts
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