0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt
war.
Halt! grellte es in seinem Geist auf.
Der Dhyarra-Kristall empfing den starken Impuls und wandelte ihn verstärkt um.
Para-Kraft weißer Magie griff nach Antar!
Der fliehende Schamane stoppte mitten im Lauf, wurde von einer unsichtbaren Faust erfaßt und herumgerissen. Sein Mund klaffte auf zu einem grauenhaften Schrei, der niemals erklang. Plötzlich raste ein weißer Finger flirrender Energie durch den Gang, während ein kurzer Ruck durch das Schwert ging. Seine geringe Masse vermochte den Energie-Ausstoß nicht ganz auszugleichen. Eine Art elektrischer Schlag ging durch Zamorras neuen Körper.
Der weiße Energiefinger weitete sich blitzschnell aus, wurde zu einem engmaschigen Netz magischer Energie, das sich mit tödlicher Präzision über den Schamanen legte und ihn einhüllte. Sekundenlang zappelte er noch wie eine Fliege im Spinnennetz, dann lag er ruhig.
Über den Dhyarra-Kristall holte Zamorra ihn ein wie ein Fischer sein Netz. Als Antar dann in der Äonen-Kammer vor ihm lag, hatte er seine humanoide Gestalt aufgegeben. Im Netz befand sich ein geiferndes schleimiges Ungeheuer, das keine Ähnlichkeit mehr mit einem Menschen, geschweige denn mit einem Falken besaß.
»Ich habe dir immer gesagt, Zamo Rra, daß den Vogelköpfigen nicht zu trauen ist«, zischte Smokie. »Sie werden eines Tages der Untergang unseres Volkes sein!«
Zamorra hob die Schulter und setzte die Schwertspitze an die Kehle des unglaublichen, dämonischen Wesens.
»Jetzt sprich! Was geschah, warum hast du mich in diese Welt geholt? Was bezweckst du? Und bedenke - ich bin nicht der, den du eigentlich riefst. Leonardo ist längst tot, seine Seele schmort in der Hölle. Er war ein Verblendeter, der mit dem Satan paktierte!«
Das Ungeheuer wand sich in dem strahlenden Netz. Überall sprühten weiße Funken auf und begannen den Körper des unglaublichen, unmenschlichen Wesens allmählich zu zersetzen. Die weißmagische Energie vertrug sich nicht mit der Struktur des Dämonischen.
»Ich wollte die Chance nutzen«, keuchte der Dunkle. »Ich wollte den Montagne noch einmal rufen, der uns vor Ewigkeiten verließ. Er verbannte die Schlafende Prinzessin, Deren Macht unsere Kreise empfindlich störte, und gab uns freie Hand. Als Zamo Rra verunglückte, sah ich meine Chance. Zamo Rra war tödlich verletzt; er starb. Nur eine andere Seele vermochte seine körperlichen Lebenskräfte neu zu entfachen, seine Wunden zu schließen. Ich… ich ahnte nicht, daß Montagne längst… tot ist…«
Immer leiser wurden die Worte des Ungeheuers, gingen über in ein klagendes Wimmern. Zamorra begriff plötzlich. Es war eine unglaubliche Duplizität der Ereignisse. In der einen Dimension starb sein Körper, in der anderen der des Zamo Rra. Und zufällig in diesem Augenblick führte der dämonische Antar seine Beschwörung durch - vollzog einen Seelen-Transfer. Zamorra erwachte in Zamo Rras Körper und erweckte ihn zu neuem Leben. Zamo Rras Geist indessen starb mit Zamorras Körper, weil auf der anderen Seite des Weltentors der Magier fehlte.
»Unfaßbar«, flüsterte Zamorra. Es war unglaublich. Diese Anhäufung von Zufällen - konnte das die Wirklichkeit einer anderen Dimension sein? Oder träumte er doch?
»Wer ist die Schlafende Prinzessin, die von Leonardo verbannt wurde?« fragte er.
Doch Antar konnte nicht mehr antworten.
Der Körper des ehemals vogelköpfigen Mensch-Dämons zersetzte sich in einem rasenden Zerfallsprozeß. Schon löste er sich förmlich auf, die Maschen des Netzes fraßen sich immer tiefer in ihn hinein. Mit seinen schwachen Telepathie-Kräften spürte Zamorra, wie das Leben aus dem fremden Körper wich. Antar starb.
Nach ein paar Minuten war alles vorüber. Nur noch ein kleines Häufchen Asche blieb zurück. Mit dem Tod Antars erloschen auch die flimmernden Bahnen des magischen Netzes, verschwanden einfach.
»Du solltest die Asche sicher verschließen und ins Meer werfen«, riet Smokie. »Man sagt, daß ein einziger Blutstropfen genügt, Wesen seiner Art wieder ins Leben zurückzurufen.«
Zamorra schüttelte langsam den Kopf.
»Ich weiß etwas Besseres«, sagte er. Er entsann sich uralter magischer Formeln. Mit dem Schwert zeichnete er einen Drudenfuß um die Asche des Schamanen und sagte dann die Sprüche auf, die Zauberworte weißer Magie, die er einst von Merlin gelernt hatte.
Kurz glommen die Aschepartikel auf, dann waren auch sie verschwunden. Nur die Konturen des Drudenfußes glühten noch einige Minuten schwach
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