0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt
nach.
»Er wird nie wiederkehren, und wenn hier tonnenweise Blut vergossen wird«, sagte Zamorra kurz. Er schob das Dhyarra-Schwert in die Scheide zurück und sah das Krokodil forschend an.
»Und jetzt«, verlangte er, »erzähle mir mehr über mich und über diese Welt, in die ich geraten bin. Wer ist dieser Zamo Rra?«
***
Die Polizisten in Roanne waren nicht die einzigen, die den Zeitungsartikel lasen und dadurch erfuhren, daß Professor Zamorra tödlich verunglückt war. Ein Wesen, das in seiner Struktur, in seinem Charakter unsagbar bösartig war, erfuhr auf diese Weise von dem Unfall. Es hielt sich in einer seiner Tarnexistenzen auf der Oberfläche der Diesseitswelt auf.
Nur für Sekunden fiel die Maske. Klauen schlossen sich um das Papier. Maßloses Erstaunen zeigte sich auf einem unmenschlichen Gesicht, das niemals von dieser Welt geformt worden war. Ein Gesicht, das so fremdartig, so grauenhaft war, daß es Menschen allein durch seinen Anblick zu vernichten vermochte - wenn Asmodis es wollte…
Der Fürst der Finsternis stieß eine Wolke kochenden Atems aus. »Zamorra«, knirschte er. »Zamorra verunglückt, schwer verletzt…« Er keuchte plötzlich. Schwarzes Blut pulsierte rascher durch seine Adern. Der Herrscher der Dämonen atmete hastig. Zamorra stand an der Spitze der Liste jener, die es vordringlich zu vernichten galt. Zu viele Dämonen hatte er bisher getötet, war einer der größten, erbittertesten Feinde der Schwarzen Familie. Und jetzt… verunglückt?
Asmodis stieß einen Triumphschrei aus, der durch die jenseitigen Sphären gellte, »jetzt ist es soweit«, stieß er hervor. »Schwer verletzt, hilflos in einem Krankenhaus der Menschen - es wird ein leichtes sein, ihn endgültig vom Erdboden zu tilgen…«
Plötzlich war da eine andere Kreatur direkt in seiner Nähe, materialisierte sich teilweise. Asmodis fuhr zusammen. Er kannte den anderen Dämon, war ihm schon einige Male begegnet. In allen dämonischen Machtkämpfen hatte er sich neutral verhalten, ging auch selten aus sich heraus. Er war zurückhaltend, arbeitete stets im Hintergrund und war schweigsam.
Ynnchaahr…
»Was willst du?« fauchte Asmodis.
»Zamorra ist bereits tot«, zischte der Drachenartige. Aus seinem Echsenmaul schoß eine Flammenwolke. »Ich habe ihn getötet!«
»Du?« stieß Asmodis ungläubig hervor. Er fixierte den Echsenartigen durchdringend. Doch, wenn er es reiflich überlegte… es mochte sein. Ynnchaahr hatte niemals gelogen, immer hatte es sich als wahr erwiesen, was er sagte.
»Wie?« fragte Asmodis begierig. »Wie ist es dir gelungen?«
Ynnchaahr kicherte hohl und rauh. »Es war so einfach, Fürst, geradezu primitiv. Ein einfacher Auto-Unfall. Zamorra fuhr schnell. Ich erstellte eine Barriere. Er wich aus, starb dabei.«
»Das ist gut«, röhrte der Fürst der Finsternis. »Das ist sehr gut. Du bist ein Genie, Ynnchaahr. Hunderte sind an Zamorra gescheitert, doch du hast es geschafft. Du bist würdig, mein Stellvertreter zu werden. An meiner Seite wirst du über die Erde herrschen!«
»Ich danke dir«, röschelte Ynnchaahr. Abermals spie er Feuer, um seine innere Erregung abzureagieren. »Ich danke dir sehr und werde mich deines Vertrauens würdig erweisen, Asmodis!«
Als seine Projektion verschwunden war, blieb Asmodis noch eine Weile starr und überlegte. Trimph loderte in seinem teuflischen Gehirn. Zamorra war tot! Nie wieder würde er sich den Zielen der Dämonen in den Weg stellen, nie mehr einen der Schwarzblütigen töten können…
Asmodis größter Feind war geschlagen, war besiegt, war tot. Tot, tot, tot -für immer dahin!
Asmodis triumphierte.
Noch ahnte er nichts von einer Beschwörung, die in einer anderen Dimension vorgenommen worden war…
Er sollte erst viel zu spät davon erfahren…
***
Unter ihnen erstreckte sich eine gigantische Stadt. Zamorra versuchte vergeblich, abzusehen, wo sie begann und wo sie aufhörte. Doch ihre Grenzen verschwammen irgendwo in den Nebeln. Die Stadt war gewaltig. Riesige Turmbauten erhoben sich, weit geschwungene Hochstraßen führten zwischen diesen Türmen hindurch über die Dächer der niedrigeren Bauten. Zwiebeltürme waren ebnso zu erkennen wie burgähnliche Konstruktionen und Türme mit riesigen, rotierenden Kugeln auf ihren Spitzen. Auf dem höchsten Punkt der Stadt, auf einer Galerie des höchsten Turmgebäudes, befanden sich Zamorra und Smokie. Zamorra schätzte, daß er sich rund fünfhundert Meter über dem Boden befand. Wenn er
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