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0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt

0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt

Titel: 0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schöne Gesicht mit den ausdrucksvollen, schwarzen Augen, die an tiefe, stille Bergseen erinnerten. Lächelnd wartete sie ab, bis Nicole ihre Musterung beendet hatte, dann sagte sie mit einer angenehmen, hellen Stimme: »Ich bin Ansu Tanaar, Nicole Duval!«
    Nicole nickte nur.
    »Du willst Zamorra helfen«, sagte die goldene Frau. »Nun, es besteht eine Möglichkeit. Wenn auch sein Körper tot ist, so lebt doch sein Bewußtsein weiter -in jener Welt, aus der ich komme. Er kann zurückkehren, solange sein Körper noch existiert und unversehrt ist. Hast du daran gedacht?«
    Abermals nickte Nicole. Sie kam sich plötzlich klein vor, obgleich Ansu Tanaar nicht größer war als sie selbst. Doch diese goldhäutige Frau wirkte überlegen, wissend und mächtig. Sie war eine Autorität.
    »Ynnchaahr stellte die Falle. Ich weiß es jetzt«, sagte Ansu Tanaar unvermittelt. »Er ist wieder aktiv, und es wird nicht lange währen, bis er in meiner Dimension erkennt, daß Zamorra noch existiert, wenn auch in einer anderen Form als bisher. Und dann…« Sie zögerte.
    »Was sollen diese Andeutungen?« stieß Nicole hastig hervor. »Was für eine Welt ist das, aus der du kommst? Wer ist dieser Ynnchaahr? Sprich endlich! Und in welcher anderen Form existiert Zamorra jetzt?«
    Ansu Tanaar machte eine kurze, abwehrende Geste.
    »Frage jetzt nicht, Nicole Duval. Meine Zeit ist begrenzt, denn für längere Zeit vermag auch das Amulett sich nicht der Aufmerksamkeit Ynnchaahrs zu entziehen. Dann aber… Willst du Zamorra helfen? Dann mußt du tun, was ich dir sage!«
    Nicole nickte zum dritten Mal. Die Ungeduld brannte in ihr wie glühende Kohle. Sie fieberte den kommenden Ereignissen entgegen.
    »So gib mir das Amulett!« verlangte Ansu Tanaar. »Denn nur in meiner Dimension vermag es jene Kraft zu entfalten, die Zamorra die Rückkehr ermöglicht. Von deiner Dimension aus ist es nicht möglich. Zuviel Kraft wird dafür verbraucht, den Korridor zu öffnen!«
    Nicole trat einen Schritt zurück.
    »Nein«, stieß sie erregt hervor. »Nein, das kann ich nicht. Ich gebe das Amulett nicht aus der Hand! Es… ich darf es nicht! Es ist die letzte Verbindung, die ultimate Waffe, das Vermächtnis…« Sie stammelte und wußte kaum noch, was sie hervorbrachte.
    Ansu Tanaar schüttelte langsam den Kopf.
    »So vermag ich dir nicht zu helfen. Es muß sein, glaube es mir. Aber warte…« Sie hielt inne, schien in sich hineinzulauschen.
    »Es gibt eine andere Möglichkeit«, sagte sie nach einer Weile. »Du mußt selbst in diese Dimension hinüberwechseln. Doch dann wird es schwerer für euch beide, denn zwei Personen zurückzubringen, erfordert doppelte Kraft. Es ist möglich, daß es mißlingt.«
    Nicole atmete hastiger.
    »Aber Zamorra lebt in dieser Sphäre, die du deine Dimension nennst?«
    Ansu Tanaar bejahte.
    »Entscheide dich schnell, Nicole Duval. Ynnchaahr erwacht. Ich spüre ihn, er hat etwas bemerkt. Nicht mehr lange, und er wird angreifen. Entscheide dich, solange es noch möglich ist, und bedenke, daß das Amulett vielleicht zwei Personen nicht zu transportieren vermag…«
    »Da gibt es nichts zu überlegen«, rief Nicole. »Lieber das Risiko eingehen, gemeinsam mit Zamorra in deiner Dimension verschollen zu bleiben, als hier allein und einsam zu bleiben… ich komme mit!«
    »So rufe dein Amulett!« ordnete Ansu Tanaar an. »Und bedenke zwei Dinge: Du kennst meine Dimension nicht - und du wirst mich suchen müssen. Denn ich…«
    Sie brach ab.
    Jähes Erschrecken zeichnete ihre Züge. Sie wirbelte herum, riß die Arme hoch, als wolle sie sich gegen etwas zur Wehr setzen. Da verspürte Nicole ebenfalls etwas Unheimliches, die Aura einer bösartigen Wesenheit die sich von irgendwoher näherte.
    »Schnell, Nicole Duval! Zögere nicht länger!« schrie Ansu Tanaar. »Ynnchaahr kommt, er ist da, ich kann ihn nicht abwehren! Er ist zu stark geworden! Schnell, du hast nicht mehr viel Zeit…«
    Nicole sah Funken sprühen. Eine gleißende Aureole umgab den Kopf Ansu Tanaars. Von den Fingerspitzen der schlanken, goldhäutigen Frau gingen weiße Energiefinger aus, die sich in einem Punkt vereinigten. Und dort, wo die Strahlen auftrafen und einen flammenden, strahlenden Feuerball bildeten, schälten sich die Konturen eines grauenhaften, gigantischen Wesens nebelhaft aus der Unsichtbarkeit. Flammen umleckten einen schuppigen Körper, der einem Saurier der irdischen Urzeit ähnelte…
    Nicole riß sich mit einem jähen Ruck aus der Schreckensstarre.

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