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0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt

0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt

Titel: 0134 - Der Goldene aus der Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gekannt hätte, Sie saß wieder in der großen Eingangshalle. Ihre Blicke lösten sich vom Amulett, glitten die Wände entlang. Einige Ritterrüstungen standen an einer Wandseite. Sie stammten noch aus der Zeit der Kreuzzüge und hatten dem Gefolge des damaligen Schloßherrn gehört. Leonardo de Montagne selbst hatte niemals eine Rüstung getragen. Ihn hatte seine Magie unverwundbar gemacht. Allenfalls, um sich anzupassen, hatte er zuweilen ein Kettenhemd angelegt. Aber an der Seite Gottfrieds von Bouillon als dessen Berater war er ohnehin selten genug in Kampfhandlungen verwickelt worden. Er hatte sich stets im Hindergrund gehalten und die Fäden seiner Intrigen gesponnen. Leonardo war ein hinterhältiger Zauberer gewesen. Damals, bei ihrer halb unfreiwilligen Reise in die Vergangenheit, hatten sie ihn kennengelernt. Nicole erinnerte sich nur ungern an die düsteren Kämpfe gegen Nichtmenschliche und Dämonen, die sich damals in den Mauern des fallenden Jerusalems abgespielt hatten…
    Immer noch fühlte sie das Amulett zwischen ihren Fingern. Was sollte sie tun, um den Kontakt mit Ansu Tanaar zu erneuern?
    Plötzlich schreckte sie zusammen.
    Deutlich hatte sie gefühlt, wie sich unter ihrer Fingerkuppe bei leichtem Druck etwas verschob!
    Sie sah konzentriert hin.
    Nichts… oder? Sah da plötzlich nicht etwas anders aus?
    Sie vollführte, plötzlich neugierig geworden, die leichte Fingerbewegung in umgekehrter Reihenfolge und sah, wie sich abermals etwas verschob.
    Ein Hieroglyph, bislang fest und unverrückbar in seiner Anordnung zwischen den anderen Schriftzeichen, hatte plötzlich eine andere Stellung eingenommen und bildete dadurch mit den anderen Zeichen ein völlig neues Gebilde, einen neuen Sinn!
    Jäh begriff Nicole!
    Das war eines der Amulett-Geheimnisse! Das geschah, wenn Zamorra mit dem Amulett manipulierte und mit seinen Fingern mehr unbewußt als kontrolliert über den Hieroglyphen-Ring strich! Zeichen verschoben sich und lösten in ihrer veränderten Bedeutung magische Handlungen aus!
    Sie starrte auf das neu entstandene Symbol.
    Und plötzlich zerriß etwas in ihr.
    Woher kam dieses unerklärliche, unheimliche Wissen in ihr, das ihr sagte, was diese Verschiebung bedeutete?
    Sie wußte es nicht, aber sie wußte plötzlich, warum dieses Symbol in dieser Form in Beziehung zu den anderen stehen mußte, um den gewünschten Effekt auszulösen!
    Jetzt war die Möglichkeit geschaffen, mittels des Amulettes einen Strukturbruch im Raum-Zeitgefüge zu schaffen und eine andere Dimension zu erreichen!
    Welche?
    Jede, die du erreichen willst, wenn du dich darauf konzentrierst! sagte das neue, unglaubliche Wissen in ihr und ergänzte dabei: Du brauchst dich nur auf einen Bezugspunkt zu konzentrieren!
    Innere Stimmen, die zu ihr redeten, vernahm Nicole heute zum erstenmal, hielt sich aber dennoch nicht für verrückt, weil in der Parapsychologie noch ganz andere Dinge möglich waren.
    Sie besaß einen Bezugspunkt!
    Ansu Tanaar!
    Sie konzentrierte sich auf die Frau, mit der sie in der Nacht korrespondiert hatte. Sie rief nach Ansu Tanaar!
    Und da war plötzlich der Strudel vor ihr.
    Das Universum riß auf. Ein Loch erschien, ein Sog. Sekundenlang sah Nicole wirbelnde Strukturen, Spiralarme, die aus dem Nichts kamen und wirr um sich griffen. Und inmitten dieses gigantischen Chaos’ entstand ein Bild.
    Eine Projektion!
    Sie zeigte eine Frau. Schlank, goldhäutig und lächelnd. Schwarzes Haar fiel ihr bis fast auf die Hüften. Die goldhäutige Frau lächelte und schritt auf Nicole zu, mit wiegenden, anmutigen Bewegungen. Nicoles Blicke sogen sich förmlich an ihr fest, an dem schlanken, geschmeidigen Körper mit den eleganten Bewegungen einer Raubkatze.
    Mein Gott, ist die Frau schön! dachte Nicole impulsiv und wunderte sich, dabei keinen Neid zu verspüren. Nicole selbst war eine ausgesprochene Schönheit, die jeden Mann bezaubern konnte, wenn sie nur wollte. Doch mit dieser goldhäutigen Frau vermochte sie nicht zu konkurrieren.
    Inmitten der wirbelnden Strukturen blieb sie stehen, und Nicole begriff, daß auch sie sich bewegt hatte und der Frau entgegengegangen war. Sie befand sich nicht länger im Château Montagne, sondern ebenfalls in diesem wirbelnden Nichts zwischen den Welten, jenem Dimensionenschlauch, der vom Amulett geschaffen worden war.
    Kurz schüttelte die Goldhäutige den Kopf, daß die langen, schwarzen Haare flogen. Haare wie Seide, und ein paar Strähnen fielen jetzt über das edel geschnittene,

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