0134 - In den Klauen der Mafia
ihn wartete?
Ich bat den Wirt, die Polizei anzurufen.
»Das ist längst geschehen«, erwiderte er. »Die Cops vom nächsten Revier werden jeden Augenblick da sein.«
Wirklich hörte man schon irgendwo in der Ferne das Geräusch einer sich nähernden Polizeisirene. Bis die Cops wenige Minuten später auf der Bildfläche erschienen, ließ ich den Mann nicht aus den Augen. Er hielt sein Versprechen und unternahm nichts mehr, gar nichts.
Ich schüttelte den Kopf. So etwas war mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert. Der Kerl machte auch noch ein Gesicht, als hätte er diese Runde nicht verloren, sondern gewonnen! Mochte der Henker aus ihm schlau werden.
Dabei hätte ich mir denken können, warum er kein bisschen ängstlich war.
Ich wusste ja, wer hier im Spiel war. Aber nicht immer fällt einem das Naheliegendste sofort ein…
***
Am nächsten Morgen musste ich natürlich zuerst Phil die ganze Geschichte erzählen. Ich hatte mit Vorwürfen gerechnet, weil ich ihn nicht angerufen, sondern allein gehandelt hatte, aber Phil sagte nur: »Gott sei Dank, dass du allein mit ihm fertig werden konntest. Dass du keine Zeit hattest, mich zu verständigen, ist klar. Niemand konnte wissen, wie lange der Bursche in der Kneipe bleiben würde.«
Zufrieden, dass auch Phil meine Situation in der Nacht verstand, machte ich mich mit meinem Freund an die Arbeit. Wir hatten uns für diesen Vormittag eine Arbeit vörgenommen, die wir beide nicht gern tun, die aber im Zuge unserer Nachforschungen gegen die Mafia getan werden musste. Wir wollten die Akten der letzten Fälle durchsehen, in denen gegen Mafia-Leute verhandelt worden war.
Der letzte Fall dieser Art lag schon eine Reihe von Jahren zurück. Die anderen waren noch älter. Wir verbrachten einen ganzen Vormittag mit dieser Schnüffelei in verstaubten Akten, ohne dass wir etwas Nennenswertes ausgraben konnten. Mittendrin telefonierte ich einmal eine Viertelstunde lang mit einem unserer Vernehmungsspezialisten, der sich eine Liste von Fragen aufschrieb, die ich von dem Mörder des Jungen beantwortet haben wollte.
Als wir gegen ein Uhr in die Kantine gingen, um etwas zu essen, trafen wir die zwei Kollegen, die die Vernehmung leiteten.
»Na, kommt ihr voran?«, fragte ich.
Sie stöhnten. Einer sagte: »Hast du schon mal versucht, Beton zu zerbeißen, Jerry?«
Wir setzten uns an ihren Tisch, und Phil fragte: »Ist es so ein harter Bursche?«
»Härter als hart. Wir haben ihn seit heute früh neun Uhr pausenlos in der Mangel gehabt. Wir haben ihn sanft behandelt wie ein verwöhntes Kätzchen, und wir haben ihn angebrüllt, dass die Bilder an den Wänden wackelten. Völlig umsonst. Seine stereotype Antwort lautet: Ich verweigere die Aussage.«
»Er hat zu keiner Frage eine Aussage gemacht?«, fragte ich.
»Nur zu den Fragen, die sich auf seine Person bezogen. Er hat seinen Namen genannt, den Richtigen, wie wir sofort feststellen ließen, und seine Wohnung, seine Arbeitsstätte und seinen Geburtstag. Aber sobald wir nach etwas fragten, was im Zusammenhang mit dem Mord, mit den Castrellos, mit den angesägten Radbolzen, mit der Mafia stand, kam seine lächelnde Erwiderung, dass er leider die Aussage verweigern müsse.«
Phil seufzte. »Schade. Der Kerl hätte uns auf die Sprünge helfen können.«
»Macht nichts«, sagte ich. »Wir kommen der Mafia auch tphne diesen Kerl auf die Spur. Es wäre das erste Mal, dass wir einen weitverzweigten Fall nicht doch von irgendeiner Seite her auf rollen könnten. Und dieser Fall ist weitverzweigt. Davon bin ich überzeugt.«
»Alle Anzeichen sprechen dafür«, bestätigte Phil. »Wenn die Mafia wirklich im Spiel ist, wird es sogar ein sehr weitverzweigter Fall. Aber wenn der Kerl aussagte, kämen wir schneller voran.«
»Wir haben Zeit«, erwiderte ich. »Viel Zeit. Ob wir ein paar Verbrecher in dieser Woche oder erst im nächsten Monat in einem soliden Zuchthaus unterbringen können, ist letztlich nicht entscheidend. Hauptsache, wir kriegen sie überhaupt. Dieser Kerl da hat jedenfalls ausgespielt. Cfochinsky wird ihn vor Gericht als den Mann identifizieren, der gestern früh gegen elf auf dem Bruckner Boulevard den kleinen Tonio Castrello erschoss. Wahrscheinlich werden auch die beiden Kinder den Mörder wiedererkennen. Gegen solche massiven Zeugenaussagen kann der Kerl nichts machen. Er sitzt schon so gut wie auf dem elektrischen Stuhl. Ob er nun aussagt oder nicht.«
Das war unser aller Überzeugung. Trotzdem sollte gerade in
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