Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0134 - In den Klauen der Mafia

0134 - In den Klauen der Mafia

Titel: 0134 - In den Klauen der Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: In den Klauen der Mafia
Vom Netzwerk:
nicht der Fall, das weiß ich genau, oder man hat diesen Mann unter Druck gesetzt, dass er seine Schadenersatzforderung besser vergessen soll.«
    »Was verstehen Sie mit ›unter Druck‹ setzen?«
    Georgie zuckte die Achseln: »Genau kann ich es Ihnen nicht sagen. Aber ich sage Ihnen, seien Sie vorsichtig mit diesem Tonio Castrello! Der Kerl hat einen verdammt langen Arm! Das ist damals bewiesen worden.«
    Phil sah mich an. Wir dachten beide das Gleiche. War Tonio Castrello Mitglied der Mafia? Dann wurde alles verständlich. Kein Bürger wird es wagen, sich gegen die Mafia aufzulehnen. Es hätte auch wenig Zweck. Vermutlich wäre es reiner Selbstmord.
    »Okay, Lieutenant«, sagte ich. »Vielen Dank für Ihre Auskünfte. Mehr wollten wir nicht wissen. So long!«
    ***
    Das Haus 114 im Bruckner Boulevard war ein Mietshaus der mittelguten Sorte. Die Castreilos wohnten, dem Einwohnerverzeichnis im Erdgeschoss nach, in der vierten Etage.
    Es gab einen Fahrstuhl, aber der war gerade unterwegs. Also machten wir uns daran, die Treppen zu erklimmen. Als wir die zweite Etage erreicht hatten, hielt der Fahrstuhl gerade und ein zehn- oder elf jähriger Knirps trat heraus.
    »Wollen die Gentlemen noch höher?«, fragte er mit schief gelegtem Kopf.
    Er hatte schöne, dunkle Augen und ein keckes Jungengesicht.
    »Sind Sie der Fahrstuhlführer?«, fragte Phil sehr ernsthaft.
    »Ja, Sir!«, erwiderte der Junge mit einer sehr eleganten Verbeugung.
    Wir sahen uns an, nickten uns zu und betraten den Fahrstuhl.
    »Vierter Stock, bitte!«, sagte ich.
    »Vierter Stock, bitte sehr!«, rief der Junge und drückte den Etagenknopf. Summend setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. Sehr ernst stand der Junge vorn an der Tür und beobachtete die vorbeihuschende dritte Etage.
    »Etwas zurücktreten, bitte«, sagte er, als wir unser Ziel erreicht hatten. »Das Scherengitter hat schon oft beim Öffnen Mäntel und Röcke eingeklemmt. Es ist ein älteres Modell«, fügte er entschuldigend hinzu.
    »Danke sehr, Mister Liftboy«, sagte Phil und drückte dem Knirps ein kleines Geldstück in die Hand. Ich tat es ebenfalls.
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden, meine Herren«, versicherte der Knirps.
    Wir schmunzelten. Der kleine Kerl war einem im Nu sympathisch. Während wir uns im Flur umsahen, sank er mit seinem Fahrstuhl bereits wieder hinab, um sich neuen Kunden zu widmen.
    Die Wohnung der Castreilos lag nach vorn zur Straße hinaus. Ein auf Hochglanz polierter Messingknopf leuchtete rechts von der Tür. Phil drückte ihn nieder. Eine schrille Klingel ertönte.
    Es dauerte ein paar Sekunden, dann hörten wir schwere Schritte von innen herankommen. Die Tür wurde geöffnet. Ein Mann stand auf der Schwelle, der eine ins Auge fallende Ähnlichkeit mit dem Fahrstuhlboy hatte. Er musste sein Vater sein.
    »Mister Castrello?«, fragte ich.
    Der starke, breite Mann mit den angegrauten Schläfen erschrak sichtlich. Er trat einen Schritt zurück. »Ja?«, erwiderte er mit einer Stimme, aus der man deutlich heraushören konnte, dass er sich vor irgendetwas fürchtete.
    Ich zückte meinen Dienstausweis.
    »Cotton, FBI. Das ist Agent Decker. Wir hätten ein paar Fragen an Sie.«
    Täuschte ich mich, oder atmete er wirklich auf? Im Allgemeinen erschrecken die Leute erst, wenn sie hören, dass wir G-men sind. Hier war’s genau umgekehrt gewesen. Es kam mir reichlich seltsam vor.
    »Bitte, treten Sie ein«, sagte Castrello mit einer sonoren, aber doch weichen Stimme.
    Wir traten über die Schwelle. Castrello führte uns durch einen dunklen Flur in ein großes Wohnzimmer. Eine ganze Wand wurde beherrscht von einem riesigen Madonnenbild. In einer Ecke hing ein Kruzifix, und darunter brannte ein ewiges Licht.
    Die Einrichtung entsprach dem Geschmack der Jahrhundertwende. Plüsch und eine Unmenge weißer Zierdeckchen beherrschten das Bild. Man wagte kaum, sich hinzusetzen, so museal wirkte alles.
    Castrello deutete auf zwei Stühle mit Rohrgeflechtsitzen, die er uns schnell zurechtgerückt hatte.
    »Wenn die Herren vielleicht Platz nehmen wollen?«
    »Danke«, sagte ich, während wir uns vorsichtig setzten. »Sie werden wahrscheinlich über unseren Besuch überrascht sein, Mister Castrello. Es handelt sich um den bedauerlichen Unfalltod Ihres Bruders.«
    »Zu dem wir Ihnen unser Mitgefühl zum Ausdruck bringen möchten«, fügte Phil sofort hinzu.
    Castreilos Gesicht verfinsterte sich ein wenig.
    »Ich hatte ihm gesagt, er sollte langsam fahren«, murmelte er verdrossen.

Weitere Kostenlose Bücher