0134 - In den Klauen der Mafia
grinste wütend.
»Bei Gott, ja!«, brüllte er. »Ich kann zwei Sorten von Leuten nicht ausstehen: die Gangster und die Schmeißfliegen! Haben Sie das jetzt ganz deutlich kapiert?«
Der Mann schnappte nach Luft.
»Wir sprechen uns noch!«, versicherte er.
Georgie lachte verächtlich. Er ließ sich auf keine weitere Diskussion ein, sondern schob den Unglückswurm einfach hinaus in den Flur. Als er die Tür hinter ihm ins Schloss geworfen hatte, seufzte er und brummte: »Das war das. Himmel, ich möchte mal einen Tag erleben, wo man nicht durch irgendeinen Dreckhaufen hindurchwaten muss! Und was wollen Sie? Machen Sie’s kurz, wenn’s eben geht! Ich muss mit vierzig Mann die Unfälle eines Gebietes bearbeiten, in dem sechshunderttausend Menschen leben.«
Ich hielt ihm meinen FBI-Ausweis hin.
»Auch das noch!«, stöhnte er. »Das FBI! Was ist jetzt wieder los? Muss ich die Hälfte meiner Leute wieder zu Straßensperren hergeben?«
Er ließ sich krachend in seinen Drehstuhl fallen, während er uns mit einer knappen Handbewegung zwei alte Stühle anbot, die zwar nicht bequem, dafür aber schreiend hässlich waren.
»Beruhigen Sie sich, Georgie«, sagte ich. »Wir wollen nur eine kleine Auskunft von Ihnen. Übrigens, das ist Phil Decker. Ich bin Jerry Cotton.«
Er beugte sich überrascht vor. »Die beiden Gangsterjäger! Ich werd verrückt! Heute gibt’s eine Überraschung nach der anderen! Jetzt bin ich gespannt, um was es geht!«
»Um Roberto Castrello.«
»Roberto Castrello…«, wiederholte er nachdenklich. »Ach so, weiß Bescheid. Der Kerl, der gestern wie ein Verrückter durch den Regen und direkt ins Jenseits raste. Was ist mit ihm?«
»Wir möchten nur die Einzelheiten der Sache wissen. Vorläufig ist noch gar nichts.«
»Kann ich Ihnen sagen. Roberto Castrello, 23 Jahre alt, Amerikaner von Geburt, aber von eingewanderten Italienern abstammend, ledig, kinderlos, unvorbestraft, Tod durch selbst verschuldeten Verkehrsunfall infolge wahnsinnig hoher Geschwindigkeit«, schnurrte Georgie herunter, als hätte er’s extra für uns auswendig gelernt.
»Gar nichts Besonderes an dem Fall?«
»Gar nichts.«
»Was hatte er bei sich?«
»Achtzehn Zigaretten, Marke Camel, Gasfeuerzeug, Taschentuch, Wagen- und Wohnungsschlüssel, vierhundertsechzig Dollar in Noten, dreizehn Dollar fünfundsechzig in Münzen, eine Brieftasche mit zwei bezahlten Wäscherei-Rechnungen und einem Führerschein, zwei abgerissene Kinokarten des Metropolitan-Theaters und die Fahrzeugpapiere des Wagens, den er fuhr.«
»Keine Briefe? Nichts sonst?«
»Absolut nichts. Auch keine Schuss-' waffe.«
»Der Kofferraum und das Handschuhfach waren leer?«
»Der Kofferraum. Im Handschuhfach lagen die Fahrzeugpapiere. Übrigens gehörte der total demolierte Wagen seinem Bruder.«
»Wer ist das?«
»Tonio Castrello, 42 Jahre alt, wohnhaft 114 Bruckner Boulevard, Bronx. Von Beruf Handelsreisender.«
Ich stand auf.
»Vielen Dank, Lieutenant. Wir werden uns mal mit diesem Bruder unterhalten.«
Georgie hob die Hand.
»Da empfehle ich Ihnen Vorsicht. Der Bursche scheint einen langen Arm zu haben.«
»Wie meinen Sie das?«
»Der Mann war vor einem halben Jahr mal in einen Unfall verwickelt. Ein nagelneuer Ford Lincoln ging dabei zu Bruch. Das tollste daran war, dass dieser neue Wagen nicht einmal versichert war. Aber dieser Tonio Castrello hatte eindeutig die Schuld an diesem Unfall.«
»Dann musste er doch auch für den zerstörten Wagen aufkommen, ob der nun versichert war oder nicht!«, warf Phil ein. »Der Besitzer konnte ihn ebenso schadenersatzpflichtig machen wie die Versicherung.«
Georgie schob die Unterlippe vor und nickte. »Stimmt. Theoretisch hätte es der Besitzer des zertrümmerten Fords natürlich tun können. Bei der ersten Vernehmung kündigte er auch wütend an, dass er natürlich von dem verrückten Kerl, der den Unfall verschuldet hatte, den Wagen vollständig ersetzt und noch ein Schmerzensgeld fordern würde.«
»Und?«, fragte ich gespannt.
Georgie zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, warum er es unterließ. Fest steht, dass er keinen Dollar verlangte und auch keinen bekam.«
»Wollen Sie damit sagen, dass er seinen Wagen in Trümmer fahren ließ, ohne auch nur einen Dollar Schadenersatz zu verlangen?«
»Genau. Und ich sage Ihnen noch etwas: Der Mann war zunächst fest entschlossen, Schadenersatz zu verlangen. Wenn er es dennoch nicht tat, hat man entweder außergerichtlich eine Einigung erzielt, das ist
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