0135 - Die unheimliche Gräfin
Professor?«
»Selbst die gefährlichsten Geister und Dämonen haben irgendwo ihren wunden Punkt. Wenn man den gefunden hat, kann man sie zur Hölle schicken«, erwiderte Zamorra. »So, und nun machen Sie, daß Sie zu meinem Bentley kommen.«
»Und Sie…?«
»Ich gehe zum Frontalangriff auf Jorma Maduse über.«
Sally Buzzell küßte den Professor auf die Wange. »Der Himmel möge Sie beschützen.«
Sie wandte sich um und wollte davoneilen, doch schon nach dem ersten Schritt blieb sie erschrocken stehen.
Schuhe polterten über die Stufen, die zum Schloßhof hinaufführten, herunter. Sally Buzzell warf Zamorra einen beunruhigten Blick zu.
Ihre Augen fragten: Wer kann das sein?
Zamorra wußte es genausowenig wie sie. Beide bekamen einen Augenblick später die Antwort. In ihrem Blickfeld tauchte Thorley de Hory auf.
Zamorras Miene nahm einen ärgerlichen Ausdruck an. »Habe ich Sie nicht gebeten, während meiner Abwesenheit auf Nicole aufzupassen?« fragte der Professor schroff.
»Sie war der Meinung, daß meine Anwesenheit auf Watford Castle dringender erforderlich sei als in meinem Haus. Deshalb hat sie mich hierhergeschickt.«
De Hory streifte Sally Buzzell mit einem kurzen Blick. Er erwähnte den Todesschrei, den er vorhin gehört hatte.
Zamorra klärte den Hellseher rasch auf, dann legte er dem Mädchen nahe, endlich das Schloß zu verlassen.
Sally Buzzell zögerte damit nun nicht mehr länger.
»Sie würden mich jetzt am liebsten fressen, was?« fragte de Hory.
»Freude habe ich mit Ihnen keine, wenn ich ehrlich sein soll.«
»Sie hätten allein nicht die geringste Chance gegen die unheimliche Gräfin.«
»Das läßt sich ja nun auf Grund Ihrer Anwesenheit nicht mehr widerlegen«, brummte Zamorra. Er seufzte. »Na schön, dann werde ich jetzt eben versuchen, auf uns beide achtzugeben. Hoffentlich schaffe ich es auch. Kommen Sie mit.«
Die Männer schwenkten nach rechts in einen düsteren Gang ein. Sie erreichten glitschige Stufen, stiegen diese hoch und gelangten wenig später in den großen Rittersaal.
Thorley de Hory liefen grundlos kalte Schauer über den Rücken. Die unheimliche Gräfin war weder zu sehen noch zu hören.
Aber er spürte mit jeder Faser seines Körpers, daß sie in diesem Raum anwesend war. Der Hellseher sah sich in einem großen venezianischen Wandspiegel, der neben dem offenen Kamin hing, und stellte fest, daß er blaß war -und seine Miene wirkte verkrampft und zu einer eigenartigen Maske erstarrt.
Die Angst vor Jorma Maduse war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Seine Vision hatte ihm nicht gezeigt, zu welchem Ergebnis die Konfrontation mit der unheimliche Gräfin führen würde.
Würde es dem Professor gelingen, Jorma Maduse zu vernichten? Oder würde die unheimliche Gräfin den Spieß umdrehen und ihrerseits die beiden Männer töten, die es gewagt hatten, ihr auf Watford Castle den Kampf anzusagen?
Die Temperatur sank merklich ab.
Und plötzlich vernahmen die Männer die keifende Stimme des Spuks. »Ihr werdet sterben!« schrie Jorma Maduse voller Haß. »Euer Mut wird euch euer Leben kosten! Ihr hättet Watford Castle fernbleiben sollen! Aber ihr denkt ja, ihr seid mir gewachsen…«
Die hallende Stimme schien von überallher zu kommen.
Professor Zamorra und Thorley de Hory drehten sich um die eigene Achsel. Ihre Augen suchten die unheimliche Gräfin.
Doch noch war Jorma Maduse unsichtbar. Noch zeigte sie sich den Männern nicht, die sie vernichten wollte.
»Ich werde euch mit Vergnügen umbringen!« geiferte sie. »Und wenn ihr tot seid, werde ich auch Sally Buzzell töten. Sie ist nun schon zum zweitenmal ausgerückt. Ich habe ihr gesagt, was mit ihr geschieht, wenn sie es noch einmal tut. Sie hat auf meine Warnung nicht gehört. Wer nicht hören will, muß fühlen. Ich mag sie nicht mehr. Deshalb werde ich ihr Leben nicht mehr länger verschonen. Ich werde ihr die Seele aus der Brust reißen - genau wie euch. Und in den nächsten Tagen werde ich mir ein anderes Mädchen aus Dunstable holen, das sich für meine Zwecke besser eignet als Sally Buzzell.«
Gelächter.
Selbst Zamorra bekam davon eine Gänsehaut.
Und dann erschien Jorma Maduse!
Zamorra wandte der Treppe den Rücken zu, als der Spuk an der Balustrade sichtbar wurde. Der Professor hörte, wie Thorley de Hory die Luft hektisch einzog.
Zamorra warf dem Hellseher einen raschen Blick zu. Plötzlich stutzte er. Thorley de Hory stand reglos da.
Wie eine Statue!
Der Hellseher konnte nicht
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