0136 - Clan der Vampire
richtete sich wieder auf. Der Wind, der von der nahen Küste kam, spielte mit ihrem schulterlangen schwarzen Haar. Ihre Augen leuchteten schwach, aber befriedigt. Es war geschafft.
Immer noch hielt sie ihre Abschirmung aufrecht. Deshalb war sie um so erstaunter, nicht mehr allein zu sein. Ein inneres Gespür verriet es ihr.
Ruckartig wandte sie sich um.
Hinter ihr stand ein hünenhafter Mann.
Doch das allein war es nicht, das ihr kaltes Entsetzen verursachte. Mit einem Mann, gleich, wie stark er war, wäre sie jederzeit fertig geworden. Doch hier war es anders.
Er war kein Mensch.
Denn kein Mensch brachte das Kunststück fertig, inmitten lodernder Flammen zu stehen und nicht von ihnen verbrannt zu werden!
***
Und noch jemand war in dieser Nacht unterwegs, hier, an dieser Stelle… War es Zufall oder Schicksal? Später vermochte niemand es mehr mit Gewißheit zu unterscheiden.
Zwei Menschen waren es, die sich zufällig in dieser Gegend aufhielten. Mike Carohn und Alice Costa, seine derzeitige Flamme! Nach seiner Rückkehr hatte der Secret-Service-Beamte die junge Lady tatsächlich noch wartend vorgefunden.
»Ich wußte, daß es nicht allzu lange dauern würde«, hatte sie ihn empfangen und ihn mit einem Kuß begrüßt.
Mike Carohn sah das zweiundzwanzigjährige Girl nachdenklich an, mit den Händen ihre Schultern streichelnd. »Ein anständiger Mensch hat auch sein Anrecht auf Feierabend«, murmelte er. »Weißt du was, Girly? Ehe man uns noch mal stört, fliegen wir einfach aus. Was hältst du von einem Starlight-Trip an der Küste entlang?«
Ihre Augen weiteten sich unmerklich. »Ideen entwickelst du«, stellte sie fest, was aber gar nicht abgeneigt klang. Der Agent grinste. »Dafür bin ich erstens zuständig und zweitens berüchtigt. Na?«
»Klar!« sagte sie. »Hauptsache, es regnet nicht!«
»Wenn das deine Sorge ist…«, murmelte er. »Ich habe mir sagen lassen, daß es sich im Regen besonders gut küßt, und falls du Angst hast, daß dein Kleid naß wird, kannst du es ja ausziehen! Bloß«, fügte er bedauernd hinzu, als er es in ihren Augen aufblitzen sah, »sieht es so aus, als ob es die ganze Nacht über trocken bleibt…«
Wenig später hatten sie mit Hilfe seines Kleinwagens Brighton verlassen und erreichten nach einiger Zeit die Küste, die sich an dieser Stelle in einer gemäßigt aussehenden Felswand äußerte, gegen die das Wasser des Ärmelkanals anbrandete. Sie ließen den Wagen am Straßenrand stehen und wanderten Hand in Hand im Sternenlicht und Mondschein an dem Rand des steil abfallenden Felshanges entlang.
Irgendwann blieb das Mädchen, Tochter eines halbwegs bekannten Kommunalpolitikers, stehen. »Eigentlich«, überlegte sie halblaut, »möchte ich mal da hinunterklettern und in der Brandung schwimmen.«
Sie traten dicht an den Rand und sahen hinunter. Unten gab es ein paar Meter weißen Sandes, der schwach im Mondlicht schimmerte. Der Agent schätzte die Wand ab. Doch, man konnte bequem hinunter und wieder hinauf…
»Zu gefährlich«, warnte er dennoch. »Die Unterströmung ist hier sehr stark.«
Sie sah ihn an. Er schloß sie in die Arme und erstickte ihren schwachen Protest mit einem Kuß.
»Wir könnten woanders hinfahren«, schlug sie plötzlich vor. »Wo es nicht so gefährlich ist.«
»Auf der anderen Seite«, sagte er. »Bei Newhaven. Dort mündet ein kleines Flüßchen in den Kanal. Dort ist es flach und ruhig. Wir…«
»Laß uns hinfahren!« sagte sie. »Ich möchte schwimmen.«
Er fühlte die Spannung förmlich, die sich in ihr aufgebaut hatte, und wußte, daß bald etwas geschehen würde. Die Nacht war noch nicht zu Ende, und sowohl er als auch das Mädchen wußten, ohne es auszusprechen, daß sie erst im Morgengrauen in ihre Wohnungen zurückkehren würden. Der Teufel sollte den Dienstbeginn holen… Carohn war wild entschlossen, notfalls sogar ein paar Stunden zu spät zu kommen.
Seine Hand fuhr sanft durch ihr weiches Haar. »Nackt?« flüsterte er.
Sie stieß ihn an. »Na klar!« sagte sie. »Oder glaubst du, ich nehme für alles meinen Badeanzug mit?«
»Das erlaubt die Polizei aber nicht«, schmunzelte er.
»Ha!« zischte sie ihn mit lachenden Augen an. »Du - du Polizist, du! Du Geheimpolizist!«
Sie wand sich blitzschnell aus seinem Griff und begann zu laufen. Zurück, dorthin, wo der Wagen stand. Er setzte sich in Bewegung und lief ihr nach.
»He, fang mich doch!« rief sie. »Wenn du mich fängst, darfst du dir was wünschen!«
Er setzte
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