0136 - Clan der Vampire
verrechnet…«
Seine Hände schossen vor, wollten nach ihr greifen.
Akuna ahnte nicht, welche Gedanken in diesem Augenblick durch das Gehirn der Frau rasten. Ahnte nicht, daß ein böser, unterschwelliger Instinkt in ihr verlangte, ihn zu töten, ihre Vampirzähne in seinen Hals zu schlagen. Auch nicht, daß es da etwas anderes gab, das stärker war als der Drang nach Blut. Etwas, das sie die Flucht ergreifen ließ…
Seine Hände erreichten sie nie. Mitten in der Bewegung verharrte er, als sei er vor eine Mauer geprallt.
Jetzt wußte er, warum ihre Kleidung auf dem Rücken zerrissen war!
In Sekundenschnelle wuchsen die Flughäute aus dem Rücken hervor, breiteten sich aus. Ein verlorenes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
»Du tust mir leid, Akuna«, hörte er sie sagen.
Im nächsten Moment stieß sie sich ab, glitt in die Höhe. Die Flughäute klatschten wie nasses Leder, während sie mit hoher Geschwindigkeit am Nachthimmel verschwand.
Entgeistert starrte Akuna ihr nach und begriff nicht, warum er noch am Leben war. Denn im letzten Moment hatte sie sich ihm offenbart und den Mund geöffnet.
Überscharf hatte sich der Anblick in seinem Gedächtnis festgebrannt. Der Anblick nadelspitzer Vampirzähne!
Warum hat sie mich nicht getötet? rotierte in ihm die Frage, während er sah, wie die Vampir-Lady Tanja irgendwo am Himmel verschwand…
***
Kurze Zeit zuvor glomm das Amulett auf Professor Zamorras Brust kurz auf.
Der Professor hatte es aktiviert, um die Impulse des Vampirs aufzuspüren. Für eine oder zwei Sekunden erfaßte er ihn, wollte triumphierend durchatmen, als der Impuls wieder verlosch. Und gleichzeitig grellte über das Amulett eine weitere Information in Zamorras Bewußtsein auf. Der Vampir war vernichtet worden. Das Amulett hatte seinen telepathischen Todesschrei aufgefangen.
»Was war?« fragte Nicole interessiert. Auch ihr war das kurze Aufglühen nicht entgangen. Sie befanden sich im Hotel in Zamorras Zimmer. Der Professor hatte die eingebaute Schrankbar geöffnet und eine Flasche Sekt geköpft. Die perlende Flüssigkeit leuchtete in den Gläsern zwischen ihnen auf einem niedrigen Tisch.
»Der Vampir«, erklärte Zamorra. »Er ist soeben vernichtet worden.«
Nicoles Augen weiteten sich. »Von wem? Hat das Amulett über wer weiß welche Distanzen…?«
Doch der Parapsychologe schüttelte den Kopf. »Nein. Es muß noch eine andere Macht im Spiel sein. Es wird immer komplizierter. Ein weiterer Dämonenjäger und Vampirkiller?« Seine Gedanken gingen zu jenem legendären Oberinspektor Sinclair von Scotland Yard. Doch wenn dieser eingeschaltet worden wäre, hätte er sich mit Sicherheit mit Zamorra in Verbindung gesetzt. Die beiden Männer kannten sich, hatten schon zusammengearbeitet. [2]
Sinclair schied also aus. Aber wer konnte dann den Vampir getötet haben?
»Satan?«
Zamorra schüttelte langsam den Kopf. Das war kaum anzunehmen.
Etwas zerstörte die Gedankenkette.
Das Amulett erwärmte sich. Warmes Pulsieren ging von ihm aus und strömte durch Zamorras Körper.
Irgendwo geschah etwas, und das Amulett versuchte, es ihm mitzuteilen. Zamorra erfaßte die Ausstrahlung eines furchtbaren, dramatischen Geschehens. Ein Impuls raste durch sein Bewußtsein.
Vampire!
Er sprang auf, stand mit geballten Fäusten da. Doch das Amulett stellte seine Aktivitäten wieder ein. Es war vorbei, nichts rührte sich mehr.
Was war geschehen?
***
Nicht nur Zamorra hatte Fedor Bralinskijs Todesimpuls mittels seines Amuletts aufgenommen. Auch andere Wesen hatten ihn empfangen. Wesen, deren Aufnahmefähigkeit durch frisches Menschenblut in diesen Momenten geradezu unglaublich gesteigert worden war.
Die Jagd war beendet. Fünf Vampire hatten ihre Opfer gefunden.
Jetzt, durch das frische Blut geradezu unglaublich sensibilisiert, fingen sie den Todesimpuls ihres Gefährten auf. Und jeder von ihnen begriff sofort, was das bedeutete.
Ein Vampirjäger war aktiv! Einer hatte sie als das erkannt, was sie waren, und wußte ihnen zu begegnen.
Aber wer?
Der letzte der japanischen Agenten?
Die fünf Vampire brauchten sich nicht untereinander zu verständigen. Mit rasenden Flügelschlägen hetzten sie durch die Nacht, dem Ort entgegen, an dem ihr Gefährte gestorben war.
Rachedurst erfüllte ihre untoten Gehirne. Der Tod des Gefährten durfte nicht ungesühnt bleiben!
Und nicht nur das!
Fedor Braiinskij war der zweite, der gestorben war. Anatol Popoffs Tod hatten sie nicht spüren können, da ihre Sinne
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