0136 - Clan der Vampire
ihn faszinierte.
Er war sicher, daß das Böse keine Macht mehr über sie hatte. Mit ihrer Psi-Kraft hatte sie die Schwarze Magie besiegt.
Er löste sich langsam von ihr, ließ aber die Hypnose erhalten.
»Wer ist ›Satan‹?« fragte er.
***
Eine Viertelstunde später wußten sie, was geschehen war. In der Hypnose hatte die Vampir-Lady über alles berichtet, was sie erlebt hatte, und sah nicht die verwunderten Blicke, die der Nachtportier zu der kleinen Gruppe herüberwarf. Er wischte sich mit einem Seidentuch ein paar Schweißperlen von der Stirn. Sein Versuch, Tanja unter Hypnose zu halten, war zum Schluß immer schwerer und fast unmöglich geworden, weil ihr para-orientiertes Unterbewußtsein die Situation erkannt und sich immer stärker gegen die fremde Beeinflussung gewehrt hatte. Zamorra war förmlich hinausgeworfen worden.
Jetzt sah sie ihn aus wachen Augen an, hatte sich selbsttätig aus der Hypnose gelöst.
»Ich danke dir, Tanja«, nickte Zamorra ihr zu. »Ein Titan, von Flammen umlodert…«, wiederholte er ihre Worte.
»Das sieht doch verdammt nach Beelzebub aus«, warf Carohn ein, doch Zamorra schüttelte nur den Kopf.
»Nein!« entschied er. »Es ist nicht der Teufel persönlich. Es ist ein anderer Dämon, der nur den Namen ›Satan‹ vorübergehend angenommen hat. Aus Tamungsgründen oder, was weiß ich, weshalb. Denn Luzifer handelt nicht so, hat es nicht nötig, auf diese Weise aufzutreten und zu solchen Mitteln zu greifen, um zur Weltmacht zu gelangen. Denn - in gewisser Hinsicht hat er die Macht, die er benötigt… Nein, da ist ein anderer. Wahrscheinlich ein Emporkömmling in der Schwarzen Familie, der den anderen mit Heldentaten imponieren will. Ein Halbstarker, sozusagen.«
Carohn runzelte die Stirn.
»Schön, Mister Professor. Jetzt erhebt sich für uns nur noch die Frage: Wie kommen wir an diesen Burschen heran? Und wie machen wir ihn unschädlich?«
Zamorra grinste.
»Hat der Secret Service da nicht so einen Spezialagenten? James Bond heißt er, oder irre ich mich da?«
Der Agent sah ihn böse an. »Ich glaube, Sie gehen zu oft ins Kino. Lesen Sie lieber mal ein gutes Buch!«
»Aber im Fernsehen werden so wenig Bücher gezeigt…«, murmelte Zamorra, und seine Augen funkelten vergnügt.
Carohn winkte heftig ab, »Kulturbanause…«
Zamorra sah die Vampir-Lady an. »Es gibt da also noch ein paar Vampire, die nicht ahnen, daß die Unterlagen verschwunden beziehungsweise vernichtet sind, und noch danach suchen. Ich glaube, es gibt da eine Möglichkeit, zwei Schlagen mit einer Fliege zu klappen - pardon, umgekehrt: Eine Klappe mit zwei Fliegen…«
»Brechen Sie sich nicht die Zunge ab«, unterbrach Carohn. »Zufällig kenne ich das Sprichwort. Es heißt richtig: Zwei Kartoffeln mit einer Gabel aufpicken… Bloß interessiert mich brennend, wie wir das machen sollen.«
Zamorra sah auf die Uhr. »Für diese Nacht dürfte es zu spät sein. Die Herren Vampire werden sich der Tagesruhe hingeben. Wir werden also die nächste Nacht nehmen. Und zwar dergestalt, daß wir einen Köder auslegen. Der Köder heißt Tanja Semjonowa. Sie wird am Abend durch die Stadt streifen und dabei intensiv an einen Aktenkoffer mit den kritischen Unterlagen denken, den sie in der Hand trägt, und an einen Koffer mit wertlosem Papier, der verbrannt wurde - Attrappe! Sowohl unsere Freunde als auch ›Satan‹ werden anbeißen und sich um den Besitz des Koffers streiten. Ich werde ständig in Tanjas Nähe sein und mit dem Amulett im geeigneten Augenblick eingreifen. Ich werde ›Satan‹ zum Kampf stellen. Wesentlich einfacher wäre es natürlich, wenn ich genau wüßte, um wen es sich dabei handelt. Dann könnte ich mich auf ihn einstellen. So weiß aber niemand, wer wirklich kommt.«
Carohn nickte langsam. »Klingt vernünftig«, sagte er. Auch sein Augenmerk konzentrierte sich jetzt auf die Vampirin, »Was ist Ihre Meinung dazu?«
Sie strich sich durch das schwarze Haar.
»Das Risiko ist hoch«, sagte sie leise. »Doch ohne Risiko werden wir nichts erreichen…«
Sie erhob sich.
»Ich bin der Köder«, sagte sie.
***
Der Rest der Nacht und der folgende Tag vergingen irgendwie. Zamorra versuchte, in der örtlichen Bibliothek Werke über Okkultismus und Dämonologie zu finden. Da England bekannt für seine Gespenster und Hexen ist, wurde er halbwegs fündig; die Stadtbücherei war mit etwa fünfzehn Büchern ausgestattet, die sich auch in Zamorras Bibliothek im Château de Montagne befanden,
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