0136 - Falsche Spuren - echte Mörder
Ganz sicher?«
»Ja, weil ich nämlich Augen im Kopf hab, Mister.«
»Hm, sagen Sie mal, warum haben sich Moore und Settskail damals eigentlich gestritten?«
»Gestritten?«, bellte der Alte. »Erstes Wort, das ich höre. Moore und Settskail? Warum sollen die sich denn streiten? Die waren immer freundlich zueinander. Kunststück! Alle beide waren überhaupt immer und zu jedem freundlich.«
»Aber Moore kannte Settskail doch ziemlich gut, was?«
»Woher denn? Glauben Sie, Settskail spielt soziales Gewissen und lädt seine Tankwarte zum Wochenende ein? Müsste ja einen Vogel haben!«
Phil gluckste. Auch mir machte der. Alte langsam Spaß.
»Aber irgendwie müssen Moore und Settskail doch mal Meinungsverschiedenheiten gehabt haben!«, beharrte ich.
»Warum denn, zum Teufel? Wieso müssen sie? Settskail wollte Joe vor einem Jahr ungefähr doch sogar zur AE wegholen!«
Ich spitzte die Ohren, bildlich gesprochen. Hier zeichnete sich etwas ab.
»Und warum wurde nichts daraus?«
»Weil Settskail von dem dämlichehrlichen Joe gesagt bekam, dass er vorbestraft ist. Da verzichtete der feine Herr auf eine Wiederholung seines Angebotes.«
Ich sah Phil schweigend an. Er nickte unmerklich. Das konnte ein Motiv sein. Rache - das war schon mehr als einmal das Motiv eines kaltblütigen Mordes.
***
Detective-Lieutenant Norman Huckson biss sich auf die Lippen, als man McMallone auf einer Bahre hinaustrug.
»Beeilt euch«, sagte er zu dem Fahrer des Ambulanzwagens. »Vielleicht - na ja, ihr wisst schon, was ich meine.«
Der Fahrer war schon zur Tür hinaus. Huckson wandte sich der jungen Frau zu.
»Ich verstehe, dass es für Sie fürchterlich gewesen sein muss«, sagte er mit seiner warmen, männlich sonoren Stimme. »Aber Sie begreifen sicher auch, dass wir diesen verdammten Halunken möglichst schnell haben möchten, der das getan hat, wie?«
Margy Moore wurde von einem krampfartigen Beben geschüttelt.
»Haben Sie ’nen Brandy im Haus?«, fragte Huckson.
Margy nickte.
»Im Wohnzimmer. In dem kleinen Schränkchen.«
»Ich werd’s schon finden.«
Huckson ließ die junge Frau auf der Bettkante sitzen und ging ins Wohnzimmer. Mit raschem Blick durchstreifte er das Zimmer, fand das Schränkchen und die Flasche. Er nahm ein Wasserglas und ließ ein wenig von dem Schnaps hineinlaufen. Damit ging er zurück ins Schlafzimmer.
»Da, trinken Sie das! Es tut Ihnen bestimmt gut!«
Margy wollte ablehnen, aber Huckson brachte sie soweit, dass sie einen Schluck von dem scharfen Schnaps trank. Sie schüttelte sich, und die Tränen stiegen in die Augen.
»Das ist richtig so«, sagte Huckson. »So was reißt die Nerven mal ordentlich zusammen. Gut so. Können Sie mit ins Wohnzimmer kommen?«
Margy stand auf. Huckson stützte sie. Im Wohnzimmer rückte er ihr fürsorglich einen Sessel zurecht. Er hielt ihr seine Zigarettenpackung hin.
»Rauchen Sie?«
Margy zögerte.
»Nehmen Sie ruhig. Zigaretten beruhigen, sagt man doch.«
Sie steckten sich Zigaretten an.
»Jetzt erzählen Sie mal«, sagte Huckson. »Und erzählen Sie es so, als hätten Sie es in einem Film gesehen, verstehen Sie? Sich nicht dabei aufregen!«
Margy nickte. Sie machte noch ein paar Züge an ihrer Zigarette, dann berichtete sie das ganze grausige Erlebnis. Als sie geendet hatte, schob Huckson seine Unterlippe vor.
»Dachte mir’s«, brummte er. »Immer dasselbe bei den Anfängern. Sie überlegen erst hinterher. Rast wie eine Rakete in die Bude! Was ich noch fragen wollte: Sie kannten also den Kerl?«
»Ja. Ich hatte ihn vor vielen Jahren einmal kennengelernt. Es mag zehn Jahre her sein. Ich merkte schon damals, dass mit ihm nicht alles in Ordnung war…«
»Wie meinen Sie das?«, fiel Huckson sofort ein.
»Na, er war in seinem ganzen Wesen nicht so, dass man sich als Frau bei ihm wohlfühlen konnte. Wenn man mit ihm ins Kino ging, bedauerte er immer die Gangster und war gegen die Polizei, mit Geld konnte er überhaupt nicht umgehen. Arbeiten war so etwas wie eine Sünde in seinen Augen…«
»Okay, okay«, nickte Huckson. »Den Typ brauchen Sie mir nicht weiter zu beschreiben. Den kenne ich in- und auswendig. Also diesen Burschen lernten Sie vor ungefähr zehn Jahren kennen?«
»Ja. Eines Tages brachte er einen Freund mit. Joe - der war ganz anders. Ich traf mich ein paar Mal mit ihm. Da merkte ich, dass auch Joe auf einer gefährlichen Bahn war. Ich versuchte alles, was ich nur tun konnte, um ihn von diesem Walter loszureißen, aber es war schon
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