0136 - Falsche Spuren - echte Mörder
Theorien helfen könnten. Ich gebe zu, sie umreißen Möglichkeiten. Aber sie geben uns keine Handhabe für die konkrete Arbeit.«
Ich lächelte leicht.
»Aber doch! Ich denke, sie geben uns sogar allerhand. Ganz gleichgültig, welche unserer beiden Möglichkeiten der Wahrheit am nächsten kommt, eines haben doch beide gemeinsam: Der Täter muss auf jeden Fall in all den Lokalen verkehrt haben, in denen die verschwundenen Mädchen beschäftigt waren.«
Phil runzelte die Stirn. Dann erhellte sich plötzlich sein Gesicht.
»Natürlich! Jerry hat recht, Chef! Ob erste oder zweite Möglichkeit - der Täter muss in all den Lokalen verkehrt haben, in denen unsere gesuchten Mädchen arbeiteten.«
»Und demzufolge«, sagte ich, indem ich die Konsequenz aus unseren Spekulationen zog, »demzufolge müssen wir diese Lokale überwachen..Ich würde vorschlagen, wir stellen getarnte Lieferwagen vor oder in die Nähe der Lokale und lassen aus den Lieferwagen mal eine ganze Woche lang alle Leute fotografieren, die in den Lokalen verkehren. Nach einer Woche werten wir die Filme aus. Alle die Leute, die in allen von uns beobachteten Lokalen verkehren, nehmen wir unter unsere besondere Obhut. Auf diese Art müsste man doch an die Täter herankommen können.«
»Das ist ein guter Gedanke«, meinte Mister High. »Bitte, stellen Sie einen Plan für die Überwachung auf, damit wir den Einsatz der Leute organisieren können.«
»In Ordnung, Chef«, sagte ich und stand auf.
***
Als der Einsatz organisiert war, begann für uns eine langweilige Zeit. Lieferwagen, die mit verschiedenen Firmennamen getarnt waren, standen, sich ständig abwechselnd, vor den betreffenden Lokalen. Hinter den Lüftungsschlitzen aber waren Phil, ich oder die Kollegen mit Schmalfilmkameras verborgen und filmten jeden Menschen, der die Lokale betrat. Das taten wir über eine Woche lang. Nachts arbeiteten wir mit Spezialfilmen. Dafür verzichteten wir nachts auf das Filmen und gaben uns mit Fotografien zufrieden.
Und dann kam eines Tages der Augenblick, wo Mister High uns sagte: »Ich glaube, wir sollten jetzt an die Auswertung der Aufnahmen und Filme gehen. Wenn das Material noch nicht ausreicht, können wir ja die Beobachtung immer noch verlängern.«
Wir waren nur zu gern damit einverstanden, hörte doch damit endlich dieser eintönige Dienst auf, den wir nun bis zum Erbrechen leid waren. Es ist alles andere als ein Vergnügen, vier bis sechs Stunden in einem Lieferwagen zu sitzen und durch einen schmalen Lüftungsschlitz immer auf dieselbe Tür zu starren.
Wir begaben uns also in den Vorführraum, nahmen Notizblöcke mit und ließen uns die Filme und Bilder vorführen.
Damit verging der ganze Tag, denn wir sahen uns das ganze Material insgesamt fünfmal an, um jedes Gesicht genau ins Gedächtnis zu bekommen.
Als wir uns dann im Office an die Auswertung machten, kamen wir auf vier Männer, die in allen Lokalen verkehrten in denen Mädchen verschwunden waren.
Wir gaben unserer Bildstelle den Auftrag, von diesen vier Männern Einzelbilder herzustellen, erbaten diese Bilder für den nächsten Morgen und verließen wie gerädert das Districtgebäude.
Am nächsten Morgen blätterte ich beim Frühstück, wie ich das gewöhnt bin als Junggeselle, in meinen Morgenzeitungen.
Eine der Schlagzeilen lautete:
Moores Begnadigung abgelehnt! Hinrichtung auf Montag, den 16. November, morgens 5.30 Uhr, festgesetzt!
Als ich das las, war Donnerstag der 12. November.
***
Wir nahmen die vier Bilder in Empfang und fuhren zu Mrs. Vanders, der Frau, die Ellen Store ein Zimmer vermietet hatte.
»Guten Morgen, Mrs. Vanders«, sagte ich. »Haben Sie eine Minute Zeit?«
»Ach, die G-men«, sagte sie. »Ich dachte schon, Sie kümmerten sich gar nicht mehr um die Geschichte, weil man nichts mehr davon hört.«
»Ganz im Gegenteil«, versicherte Phil. »Seit Sie Anzeige erstattet haben, beschäftigen wir uns mit nichts anderem.«
»Treten Sie ein, meine Herren. Was kann ich für Sie tun?«
Ich legte ihr die vier Bilder auf den Tisch.
»Kennen Sie zufällig einen dieser Herren?«, fragte ich gleichmütig.
Mrs. Vanders runzelte die Stirn, stand auf, ging zu einer Kommode und zog eine Schublade hervor. Dann setzte sie sich umständlich eine Brille auf die Nase und kam zurück zum Tisch. Interessiert beugte sie sich über die Bilder.
Auf einmal stieß sie einen leichten Schreckensruf aus.
»Das ist er! Kein Zweifel! Der da! Das ist er!«
»Wer?«, fragten Phil und ich wie
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