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0136 - Falsche Spuren - echte Mörder

0136 - Falsche Spuren - echte Mörder

Titel: 0136 - Falsche Spuren - echte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: echte Mörder
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sah.
    »Darf ich Sie hinüber zum Fenster bitten, meine Herren?«
    Er schritt uns voran. Dem Gesicht nach musste er an die Siebzig sein, aber er ging so kerzengerade wie ein Soldat des Wachregiments.
    An der Fensterfront bot er uns Sessel an und setzte sich selbst in einen Lehnstuhl, der etwas niedriger war als der andere.
    »Sie kommen vom FBI?«, eröffnete er das Gespräch. »Darf ich um Ihre Legitimation bitten?«
    Ich reichte meinen Dienstausweis hinüber, Phil den seinen. Van Goren nahm sie gründlich in Augenschein. Dann gab er sie zurück.
    »Cotton und Decker«, brummte er. »Viel von Ihnen gehört. Ich spreche gern mit tüchtigen Männern. Leider«, fügte er in beißendem Hohn hinzu, »leider mangelt es in diesem Haus an solchen Leuten.«
    Er schwieg einen Augenblick, dann gab er sich einen Ruck und fuhr fort: »Sie wollten meinen Sohn sprechen, wurde mir gesagt. Darf ich mir die Frage erlauben, in welcher Angelegenheit?«
    Phil sah mich mit einem fragenden Blick an. Ich nickte. Warum sollte man diesem alten Mann etwas verschweigen? Stimmte unser Verdacht, würde er es aus den Zeitungen ohnehin eines Tages erfahren - abgesehen davon, dass er als Vater ja ein gewisses Recht darauf hatte, die Wahrheit über seinen Sohn zu erfahren.
    »In New York sind in den letzten Wochen fünf Mädchen verschwunden«, erläuterte Phil. »Diese Mädchen waren alle in Nachtlokalen beschäftigt.«
    »Verschwunden?«, wiederholte der Alte.
    »Ja.«
    »Weiter? Was wollen Sie noch sagen?«
    »Eines dieser Mädchen wurde brutal ermordet, Mister van Goren«, fuhr Phil fort. »Aber nach ihrem Tod erschien bei ihrer Wirtin ein Mann und brachte die Miete für die nächsten drei Monate -angeblich im Auftrag der Ermordeten.«
    »Der Mörder?«
    »Zumindest ein Komplize der Mörder.«
    »Bitte weiter!«
    »Dieser Mann erschien auch bei den Vermieterinnen der anderen vier Mädchen und brachte die Miete für drei Monate. Inzwischen war aber der Leichnam der ersten gefunden worden, und wir interessierten uns natürlich für den Mann.«
    »Sind Sie ihm auf die Spur gekommen?«
    »Ja. Wir ließen alle die Nachtlokale beobachten, in denen die verschwundenen Mädchen einmal beschäftigt waren. Es gab vier Männer, die in allen diesen Lokalen verkehrten. Wir fotografierten diese vier heimlich und gingen mit den Bildern zu den Vermieterinnen. Dieser Mann wurde einstimmig als derjenige identifiziert, der nach dem Verschwinden der Mädchen die Miete für drei Monate gebracht hat.«
    Ich legte ihm das Bild auf den Tisch.
    Er beugte sich ganz langsam vor. Kein Muskel zuckte in diesem greisenhaften Antlitz. Nur seine Stimme klang ein wenig rauer als er sagte: »Das ist mein Sohn.«
    »Ich weiß«, nickte ich. »Deshalb kommen wir ja.«
    Ein paar Herzschläge lang herrschte Totenstille. Dann kam ein gequälter Atemzug aus der Brust des Alten. Und auf einmal fragte er: »Die anderen Mädchen sind noch nicht gefunden?«
    »Nein.«
    »Sie haben auch von den anderen Leuten, die an der ganzen Geschichte beteiligt sein könnten, noch nichts in Erfahrung bringen können?«
    »Nein.«
    »Das bedeutet praktisch, dass Sie auf die Aussagewilligkeit meines Sohnes angewiesen sind?«
    Ich nickte.
    »Ja, genau das bedeutet es.«
    Er presste die Lippen aufeinander. Nach einem kurzen Nachdenken erkundigte er sich: »Haben Sie etwas dagegen, dass ich mit meinem Sohn ein paar Worte spreche, bevor Sie sich mit ihm beschäftigen?«
    Verwundert sah ich ihn an. Was wollte der alte Mahn? Was bezweckte er? Phil zuckte die Schultern, als er meinen fragenden Blick auffing. Wir konnten es dem Alten wohl nicht gut verweigern.
    »Bitte«, sagte ich.
    Van Goren drückte auf eine Klingel, die auf einem Tisch stand. Es dauerte keine Sekunde, da erschien der Butler in der Tür.
    »Jean, ich möchte meinen Sohn hier im Arbeitszimmer sprechen. Sofort.«
    Der Butler öffnete seinen Mund, bekam aber keinen Ton über die Lippen. Er sah aus, als hätte er das Unglaublichste gehört, das er je vernommen hatte.
    »Ja, zum Teufel!«, wiederholte van Goren. »Meinen Sohn. Sofort.«
    »Sehr wohl«, krächzte der Butler. Seine Stimme klang heiser vor Verwunderung.
    Van Goren erhob sich, als der Butler gegangen war. Er ging an eine Wand, wo ein schwarzes Seil über zwei Haken zu Schleifen gelegt war. Mit einem Griff riss er es herunter.
    »Das ist eine Peitsche aus geflochtener Nilpferdhaut«, erklärte er. »Sie ist sechzehn Meter lang. Man sagt, dass die Sklavenjäger früher solche Instrumente

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