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0137 - Luzifers Ende

0137 - Luzifers Ende

Titel: 0137 - Luzifers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht in einem Lichtblitz vergehen wollte, weil er sich mit sich selbst traf. Das Wissen um diese Tatsache blitzte in ihm auf, als habe es ihm jemand von einem Moment zum anderen eingepflanzt.
    Zamorra zeigte sich durch die Begegnung mit seinem eigenen Ich nicht so geschockt, wie das immer in Romanen beschrieben wird. Er hatte nur Augen für die Bestie aus der Tiefsee.
    Groß wie ein Transporthubschrauber der Armeee, der komplette Panzer in seinem Rumpf transportieren konnte, kroch das Ungetüm zwischen den Menhiren heran und hatte stellenweise Schwierigkeiten, sich zwischen ihnen hindurchzuzwängen. Dabei kam es dennoch Zamorra-1 und Bill Fleming immer näher, während Zamorra-2 diese Annäherung seelenruhig beobachtete.
    Er brauchte keine Stoppuhr.
    Er konnte jetzt genau vorausberechnen, wann der Angriff erfolgte und sich von seiner Seite aus darauf vorbereiten.
    An Bill Fleming dachte er nicht zuletzt. Der war ungeschützt und würde das nächste Opfer dieses Fantasie-Monsters sein. Der Farbe nach, in der das nasse, glitschige Biest im Mondlicht schimmerte, war auch ein Papagei mit bei der Entstehung beteiligt gewesen.
    Facettenaugen starrten bösartig drohend in die Runde. Insgesamt sieben Stück davon gab es. Dazufolge hatte die Bestie auch etwas von einer Spinne, die zwar keine Facettenaugen besaß, deren Punktaugen in der Gesamtzahl aber auch auf sieben kam.
    Nach allen Regeln der Biologie durfte die teuflische Kreatur gar nicht existieren. Und doch tat sie es und war sogar äußerst angriffslustig.
    Zamorra bereitete sich vor.
    In der allerletzten Sekunde sprang er wieder in seine Gegenwart zurück und verlor dabei vielleicht vier Sekunden, in dessen die beiden Tentakel ins Leere zischten und sich berührten.
    Als sie sich wieder entwirrten und emporzischten, materialisierte Zamorra in geduckter Haltung. Aus dem Amulett raste eine Folge von silbernen Energieblitzen und fuhr in den nassen grünblaugelb schillernden Quallenkörper. Das Ungeheuer brüllte ohrenbetäubend auf und richtete sich auf seinen Tentakeln steil auf. Im weit aufgerissenen Haifischmaul blitzten vier bis fünf scharfe Zahnreihen auf.
    Zamorra verschwendete keinen Gedanken an die Vorstellung, wie man sich zwischen diesen Zähnen fühlen konnte. Er sah nur den Sekunden-Aufschub, den ihm dieses Aufbäumen gab, und schrie Bill an.
    »Auf, hau ab…«
    Wie in seinen besten Gl-Zeiten sprintete der Historiker los und hetzte davon. Zamorra konnte diese Sportliche Bestleistung, hinter der panische Todesangst steckte, nur bewundern und gleichzeitig das Vertrauen. Manch anderer wäre liegengeblieben, weil er sich auf dem Boden sicherer fühlte und in erhobenem Zustand dem Ungeheuer leichter zum Opfer fallen konnte.
    Wieder benutzte Zamorra das Amulett als Angriffswaffe. Wieder raste eine Blitzserie aus dem Scheibenzentrum, als das Ungeheuer gerade wieder zuschlagen wollte. Wieder brüllte es auf, fuhr empor, und fassungslos sah Zamorra, daß die energiereichen Blitze keine andere Wirkung erzielten. Das Untier schluckte sie förmlich, die entstehenden Wunden schlossen sich sofort wieder.
    Ihm blieb nur die Flucht. Mit dem Amulett konnte er das Ungeheuer nur aufhalten. Das nutzte er aus, soweit er konnte, und legte dann ebenfalls einen weltrekordreifen Sprint auf die Bühne. Er schaffte es tatsächlich, aus dem unmittelbaren Sichtbereich der sieben Facettenaugen zu entkommen. Ein paar Megalithen weiter fand er Bill keuchend in der Deckung eines dieser Steine vor.
    »Was ist denn das für ein Teufelsding?« keuchte der Historiker.
    Zamorra war in punkto Atemtechnik nicht viel besser dran. »So ungefähr wie mir muß sich Siegfried gefühlt haben, als er Fafnir begegnete«, stieß er hervor. »Lieber Himmel…«
    Aus ihrer Deckung heraus beobachteten sie das Ungeheuer. Es setzte seinen Weg jetzt fort, kroch wieder in der ursprünglich eingeschlagenen Richtung zwischen den Felsen seinem Ziel entgegen. Doch es mußte über einen ausgeprägten Geruchssinn oder telepathische Fähigkeiten verfügen. Denn immer wieder verharrte es und tastete mit einigen Fangarmen in die Richtung der beiden Menschen, als wisse es ganz genau, hinter welchem Felsen sie sich verborgen hielten.
    Beide ahnten nicht, daß sie in diesem Moment nur dem absolut fremden Denken des Ungeheuers ihr Leben verdankten. Die Bestie stufte sie im Sinne seiner eigenen Logik als unvollkommen geformt ein und beachtete sie daher nur am Rande. Vordringlich war es, das Opfer an und in sich aufzunehmen.

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