0137 - Wir und die Diamanten-Gang
pompösen Schlafrock, und war schwer beleidigt, dass er gestört wurde. Seine Angaben stimmten mit denen des Portiers und des Managers überein. Wir verzichteten darauf, auch seine Freundin zu befragen. Sie hätte uns doch nichts anderes gesagt.
Dann klopften wir Tom, Rix und Alf heraus. Wir mussten sehr lange klopfen, und als die drei erschienen, waren sie bestimmt noch nicht ganz nüchtern. Sie verwahrten sich energisch dagegen, das Hotel verlassen zu haben, und riefen den Portier zum Zeugen dafür an. Es schien wirklich so, als ob die Gangster ausnahmsweise reine Westen hätten. Wenigstens konnten wir ihnen das Gegenteil nicht beweisen.
Es war halb sechs und es begann schon hell zu werden, als wir eine kurze Besprechung abhielten. Wir mussten, selbst auf die Gefahr hin, dass er uns das schrecklich übel nehmen würde, Mr. Rockerfield wecken. Zu diesem Zweck benutzten wir das Haustelefon. Der hohe Herr schien einen leichten Schlaf zu haben, denn er meldete sich sofort. Allerdings war er über die Störung ungehalten.
»Ich bitte um Entschuldigung, dass wir Sie um diese Zeit belästigen«, sagte ich. »Wir sind G-men und in Begleitung des örtlichen Polizeichefs. Wir brauchen Ihr Zeugnis. Es ist heute Nacht in unmittelbarer Nähe des Hotels ein Mord geschehen, und es wäre möglich, dass Sie uns einen Hinweis geben könnten.« Für ein paar Sekunden schwieg er, und dann sagte er kurz:
»Ich bin in zehn Minuten unten. Seien Sie so freundlich, mir ein Frühstück zu bestellen. Übrigens sind Sie dazu eingeladen.«
Das sah absolut nicht nach Schuldbewusstsein aus. Wir gaben den Auftrag weiter und setzten uns ins Frühstückszimmer. Die Einladung kam mir ganz gelegen. Ich hatte Kaffeedurst und Hunger.
Ich ließ die Zigarettenpackung rundgehen, und wir warteten. Kaum fünf Minuten waren vergangen, als der Portier, einen der zurückgelassenen Cops im Schlepptau, an der Tür erschien. Lieutenant Haverley sprang auf und ging hinaus. Als er nach einer Minute zurückkam, konnte ich ihm ansehen, dass etwas Besonderes los sein musste.
»Hier«, sagte er und legte ein Kärtchen auf den Tisch, »das lag unter dem Toten. Entweder er hatte es in der Hand, als er niedergeschlagen wurde, oder es fiel ihm aus der Tasche. Man fand es, als die Leiche abtransportiert wurde.«
Wir beugten die Köpfe darüber.
»Na also«, sagte Phil. »Jetzt kann uns der tüchtige Mr. Rockerfield nichts mehr vormachen.«
Es war eine-Visitenkarte, die in feiner Lithographie nichts als den Namen und einen handschriftlichen Schnörkel trug, der dessen Anfangsbuchstaben bedeuten sollte. Die Verbindung zwischen dem Toten und dem Millionär war hergestellt. Ich war neugierig, wie er uns diese erklären wollte.
Nach weiteren fünf Minuten kam er, frisch, munter und rasiert. Er grüßte mit gönnerhaftem Lächeln und nickte, als wir ihm unsere Namen nannten.
»FBI, New York District«, meinte er. »Ich habe schon von Ihnen gehört. Jedenfalls freue ich mich, Sie kennenzulernen.«
Phil versicherte, dass die Freude durchaus gegenseitig sei, und dann kam er sofort zur Sache.
»Es ist keine hundert Meter von hier heute Nacht, ungefähr um ein Uhr, ein gewisser Jack Pride ermordet worden. Diese Pride war früher Leibwächter und später Diener eines Mannes, der früher Scota hieß und sich, seitdem er in Palm Springs wohnte, Marino nannte. Er starb vor einigen Tagen eines natürlichen Todes, wenn auch unter merkwürdigen Umständen. Seit dieser Zeit war eine sübeme Zigarrenkiste, die Brillanten im Wert von 500000 Dollar enthalten haben soll, verschwunden. Der Diener Jack Pride wurde heute Nacht in unmittelbarer Nähe des ›Oasis‹ ermordet. In seiner Aktentasche befand sich der bewusste Silberkasten, aber er war leer. Der Tote war im Besitz dieser-Visitenkarte, die imbedingt von Ihnen stammt. Können Sie uns dafür eine Erklärung geben?«
Mr. Rockerfield lächelte überlegen.
»Ich bin stets bereit, mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Der Mann, den Sie Pride nenne, der sich mir jedoch als Miller vorstellte, bot mir eine Anzahl loser Steine zum Kauf an und erklärte sich bereit, einen Revers zu unterschreiben, der besagte, diese seien sein ehrlich erworbenes Eigentum. Er war gestern bei mir, das heißt, er sprach mich in der Halle an. Sie müssen begreifen, dass der Portier Anweisung hat, niemanden bei mir vorzulassen, der sein Anliegen nicht vorher schriftlich niedergelegt hat. Ich könnte mich sonst vor Bittstellern nicht retten. Ich sagte
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