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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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bald, und du sollst besondere Qualen erleiden, wie noch niemals ein Mensch vor dir. Ich schwöre es bei der Finsternis, du wirst Dschafar al Kharums Opfer!«
    Zamorra hätte nicht sagen können, welche Sprache der Dämon redete. Aber er verstand jedes Wort.
    »Stell dich mir, Dschafar al Kharum!« rief er.
    Aber die Fata Morgana wich, nur eine dunkle Wolke stand noch am Himmel, und sie verschwand rasch. So als werde sie ins Jenseits gezogen. Die unheimlichen Laute verstummten. Zamorra senkte sein Amulett.
    Er bemühte sich um Bill Fleming, er tätschelte ihm die Wangen.
    Endlich schlug Bill wieder die Augen auf und schaute sich überrascht um.
    »Wo bin ich? Was ist passiert? Ich hatte einen herrlichen Traum und empfinde jetzt noch ungeheure Sehnsucht.«
    Zamorra erzählte ihm alles. Bill stellte sich wieder auf die Füße und massierte sein Kinn.
    »Du hast aber einen äußerst unakademischen Schlag am Leib, Professor. Der würde selbst Cassius Clay beeindrucken. Ich glaube, mir sind ein paar Gesichtszüge entgleist.«
    Bill gab sich rauhbeinig wie immer.
    »Nur dein Kinn ist geschwollen«, sagte Zamorra. »Aber das gibt sich wieder. Deine männliche Schönheit wird keinen bleibenden Schaden zurückbehalten.«
    »Nur kein Neid«, brummte Bill Fleming. »Mann, was für eine Hitze, ich bin völlig ausgetrocknet. Wie weit ist es denn noch bis zu den Oasen von In Salah?«
    »In weniger als einer Stunde können wir sie erreichen.«
    Seine Brandwunden peinigten Bill Fleming, aber er äußerte kein Wort darüber. Nicole Duval saß beim Wagen und schaute den beiden Männern entgegen. Auch sie entsann sich an die Fata Morgana wie an einen herrlichen Traum. Die Sehnsucht quälte sie noch, obwohl sie wieder bei klarem Verstand war und das dämonische Spiel durchschaute.
    Der Professor befreite Nicole von ihren Fesseln.
    »Dschafar hat seine Fata Morgana zurückgezogen«, sagte Zamorra. »Diese Auseinandersetzung endete unentschieden. Der Dämon und ich haben beide gemerkt, daß mit dem anderen nicht zu spaßen ist. Der Dämon vermochte mich nicht zu vernichten, aber ich konnte gegen ihn auch nichts ausrichten.«
    »Immerhin hast du ihm zwei Opfer entrissen«, sagte Nicole Duval, stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte den hochgewachsenen Professor.
    »An Zamorras Stelle würde ich dich auch keinem Dämon abgeben«, meinte Bill Fleming. »Jetzt wollen wir endlich den Reifen wechseln und weiterfahren. Und der Teufel soll mich stückweise holen, wenn ich noch einmal Dscha… wenn ich diesen Grünkopf noch einmal beim Namen nenne.«
    Nicole Duval half Zamorra beim Reifenwechsel, denn Bill Fleming mußte sich wegen seiner Verbrennungen schonen. Zehn Minuten später konnten sie weiterfahren.
    ***
    In Salah war am südlichen Rand des völlig unfruchtbaren Plateaus von Tademait aus roter Lehmerde im sudanesischen Stil erbaut. Die Rote Stadt hatte knapp 6.000 Einwohner und war von Schutzwällen und -wehren umgeben. In früheren Zeiten hatten die räuberischen Tuaregstämme sie oft heimgesucht.
    Die Foggaras, das Netz der Bewässerungskanäle, versorgten die Tausende von Dattelpalmen, den Stolz und den wertvollsten Besitz der Einwohner von In Salah, mit Wasser. Hohe Hecken aus ineinandergeflochtenen Palmenblättern sollten den alles zerstörenden Flugsand abhalten, der unablässig von Osten heranwehte.
    Auch Hafer, Weizen und Gerste, ein wenig Tabak und Wein, Melonen und Haine mit Orangen und Zitrusfrüchten gediehen um In Salah. Die große Gefahr war der Flugsand, gegen dessen Zerstörungen die Einwohner Jahr um Jahr ankämpften.
    Wenige Kilometer von In Salah entfernt lag ein großer Salzsee, der Schott al Dschinn, der wegen seiner trügerischen Oberfläche verrufen war.
    Die Nacht brach abrupt ein, als Zamorra, Bill Fleming und Nicole Duval In Salah endlich erreichten. Durch enge Straßen zwischen den Würfelförmigen roten Häusern gelangten sie nach einigem Fragen zu einem Hotel.
    Das Hotel hieß Fantasia, der Name war auch das Schönste daran.
    Es hatte bis vor ein paar Jahren als Karawanserei gedient und war in bescheidenem Rahmen renoviert worden. Als Toiletten dienten Stehaborte im Hof. Für insgesamt dreißig Zimmer gab es nur zwei Duschen. Sie waren verrostet und gaben eine trübe Brühe ab, wenn sie funktionierten.
    Im Café-Restaurant im Erdgeschoß spielte bis spät in die Nacht die schrille arabische Musik. Die Männer saßen beisammen und schwatzten endlos. Ein Imdiazen, ein wandernder Märchenerzähler, hatte sich

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