0138 - Der Höllensohn
Zamorra bereits ein gefährliches dämonisches Abenteuer bestanden. [1]
Am späten Nachmittag unterhielten sich der Professor, Nicole Duval und Bill Fleming mit einem Fellachen. Der Mann ernährte sich, seine Frau, deren unverheiratete Schwester und vierzehn Kinder von einem hektargroßen Flecken Land.
Die Großfamilie teilte ihre bescheidene Hütte auch noch mit Schafen und Ziegen. Da purzelte und wimmelte, schrie, quäkte und blökte es den ganzen Tag. Aber die siebzehn Leute waren zufrieden und glücklich.
»Allah hat es gut mit mir gemeint«, sagte der Fellache, der gebrochen Französisch sprach.
»Der Mann sollte auswandern«, sagte Bill Fleming, als sie zum Ford Bronco zurückkehrten. »In Europa oder Amerika könnte er nur mit dem Kindergeld schon steinreich werden.«
Als sie auf die Straße zurückfuhren, die zu der Roten Stadt führte, bemerkten sie einen völlig erschöpften Reiter. Sein Kamel stolperte, der Kopf des Tieres pendelte hin und her, und Schaumflocken flogen ihm von den Nüstern.
Der Reiter hing mehr im Kamelsattel, als daß er saß. Wenige Meter vor dem Ford Bronco knickte das Reitkamel mit den Vorderbeinen ein, stieß einen fast menschlichen Stöhnlaut aus und fiel.
Der Reiter in der schmutzigen und verschwitzten Djellabah wurde aus dem Sattel geschleudert und blieb im Staub liegen. Zamorra hielt an, er und seine beiden Begleiter sprangen aus dem Wagen.
»So ein blöder Kerl!« empörte sich Bill Fleming. »Reitet das arme Kamel völlig zuschanden!«
Zamorra untersuchte zunächst den Mann. Er drehte ihn auf den Rücken.
»Das ist kein Araber«, sagte er, »sondern ein Europäer oder Amerikaner. Er muß Furchtbares hinter sich haben.«
Das Gesicht des Mannes war von einer dicken, vom Schweiß festgebackenen Staub- und Sandkruste überzogen. Die blutunterlaufenen Augen lagen tief in Höhlen. Seine Lippen waren rissig.
»Wasser«, stöhnte er mit schwacher Stimme auf Französisch.
Nicole Duval holte schnell die Thermosflasche. Sie flößten dem völlig Erschöpften vorsichtig das Wasser ein.
»Der Kamelsattel ist Tuaregarbeit«, sagte Bill Fleming, der etwas davon verstand. »Der Mann muß auf der Flucht oder aus einem andern Grund in großer Eile sein.«
Zamorra und Bill trugen den Erschöpften zum Ford Bronco, wo sie ihn auf die hintere Sitzbank legten. Der Professor fühlte seinen Puls und hörte den Herzschlag ab.
»Der Mann ist völlig am Ende«, sagte er. »Sein Körper glüht vor Hitze. Wir müssen ihn schnell zu einem Arzt bringen, sonst kann er sterben.«
Als Nicole das Gesicht des blonden Mannes mit einem feuchten Tuch reinigte, schlug er die Augen auf. Er mußte noch jung sein, aber die mörderischen Strapazen und eine große innere Anspannung hatten tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben.
»Ich muß Hadda retten!« rief er mit heiserer Stimme. »Oder ich will ihr Schicksal teilen. Der große Dschinn hat sie in seiner Gewalt.«
»Der Karawanenfresser?« fragte Zamorra sofort.
»Jawohl, sie fiel der Fata Morgana des Grauens zum Opfer. Die Tuareg… Sheik Abd el Malek …«
Der Mann begann zu phantasieren. Er mußte ein Franzose sein, und er hatte ein Erlebnis mit dem großen Dschinn gehabt. Zamorra rief nach Bill Fleming. Der Amerikaner stand neben dem nur noch schwach schnaubenden Kamel, die Colt-Pistole in der Rechten, die er zuvor in der Halfter unter der Tropenjacke getragen hatte.
Ein Schuß krachte und erlöste das Tier von seinen Qualen. Es war nicht mehr zu retten gewesen. Bill Fleming schnallte den Sattel samt Satteltasche ab und legte ihn auf die Ladefläche des Ford Bronco. Er stieg vorn ein, Nicole hatte den Kopf des phantasierenden Kranken in ihren Schoß gebettet.
»Fahr los, Zamorra«, sagte Bill Fleming. »Den Kamelkadaver sollen andere von der Straße räumen.«
***
Zamorra, Nicole und Bill brachten den Mann zum Tabib, zum Arzt in In Salah. Sie warteten in einem Privatzimmer, während der Tabib sich um den Fiebernden bemühte. Als er erschien, war sein Gesicht zuversichtlich.
»Er wird durchkommen«, sagte er. »Er hat eine sehr gute Konstitution. Er hatte einen Hitzschlag erlitten und war völlig erschöpft. Ich habe ihm kreislaufstärkende Mittel gespritzt und ihm Arznei eingegeben. In einer Woche wird er bestimmt wieder auf den Beinen sein. Folgeschäden sind kaum zu befürchten.«
»Wann können wir mit ihm reden?« fragte Zamorra den Tabib, einen älteren Mann mit weißer Djellabah und grauem Bart.
»Morgen vielleicht«, antwortete der
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