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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Tabib bestimmt. »Er wird mindestens zwanzig Stunden schlafen. Das ist das Beste für ihn. Ich spritze ihm Kochsalzlösung, um den Flüssigkeitsverlust des Körpers auszugleichen, und gebe Vitaminpräparate. Ich kenne diesen Mann übrigens. Er ist ein Kaufmann aus Caracas, der mit zwei Gehilfen zu den Adscher-Tuareg fuhr, um ihnen Kunstgegenstände abzuhandeln.«
    Den Namen des Händlers kannte der Tabib nicht. Er wollte ihn in einem seiner Krankenzimmer behalten.
    »Sie sollten ihm auch Beruhigungsmittel geben«, sagte Zamorra zum Tabib. »Sonst könnte es sein, daß er phantasiert und einen Namen nennt, den man nicht erwähnen darf.«
    »Doch nicht den des Sohns der Hölle?« fragte der Tabib und wurde aschfahl. Zamorra nickte. »Wen haben Sie mir da in mein Haus gebracht?« rief der Tabib und rang die Hände. »Bei Allah, wenn die Fata Morgana des Schreckens über In Salah erschiene, wären die Folgen nicht auszudenken. Der Prophet stehe uns bei!«
    »Er wird Ihnen helfen, wenn Sie sich selber helfen«, antwortete Zamorra trocken.
    Er erzählte dem Tabib, was ihn nach In Salah geführt hatte. Doch wenn er glaubte, von dem Arzt etwas zu erfahren, dann irrte sich der Professor. Am liebsten hätte der Tabib den schwerkranken Franzosen, der keinerlei Papiere bei sich trug, wieder wegbringen lassen.
    Zamorra mußte den Arzt deutlich auf seinen hippokratischen Eid hinweisen.
    »Sie sollten uns umgehend wieder verlassen«, sagte der Tabib zu seinen drei Besuchern. »Sie werden hier nur Unheil stiften. Daß der Dämon seine Opfer fordert, ist furchtbar, gewiß, aber ihre Zahl bleibt doch in Grenzen. Wenn Sie ihn herausfordern, wird er entsetzlich wüten, und wir alle müssen es büßen.«
    Ähnliches hatte schon der Polizeileutnant Ahmed ben Abbas befürchtet. Zamorra verabschiedete sich. Der Tabib war immerhin bereit, seinen Patienten zu behalten.
    »Man sollte diesem Volk seinen Dämon lassen«, sagte Bill Fleming auf der Fahrt zum Hotel. »Wenn sie sich so an ihn gewöhnt haben…«
    »Die Leute haben entsetzliche Angst«, erklärte ihm Zamorra geduldig. »Das kannst du ihnen nicht vorwerfen. Die Furcht und das Wissen um die Unbesiegbarkeit des Dämons sind ihnen von klein auf eingeimpft worden. Was kannst du da anders erwarten?«
    »Nicht gerade, daß sie uns einen roten Teppich ausrollen«, antwortete Bill Fleming. »Aber auf ein wenig Unterstützung und Hilfe hätte ich schon gerechnet.«
    Sie wußten nicht viel über den Dämon. Dabei war es wichtig, seine Gewohnheiten und mögliche Schwachpunkte zu kennen. Jede Kreatur der Finsternis hatte ihre schwache Stelle. Einen Vampir tötete ein Holzpflock ins Herz, den Werwolf die Silberkugel.
    Wieder andere dämonische Wesen konnte man mit bestimmten Bannsprüchen, magischen Mitteln oder Ritualen vernichten. Welchen Weg aber gab es, die Macht Dschafar al Kharums zu brechen?
    Oder war der Sohn der Hölle am Ende wirklich unbesiegbar und unverwundbar?
    ***
    An diesem Abend trafen die drei Dämonenbekämpfer den Makhzen, den Mufti, den Kadi und den Polizeileutnant im Haus des ersteren. Sie saßen im Innenhof, dessen Boden mit bunten Kacheln belegt war, am Zierteich.
    Nach orientalischer Sitte benutzten sie Sitzkissen. Zwei verschleierte Frauen bedienten an der niederen Tafel. Es war angenehm kühl in dem Innenhof. Die Sterne funkelten. Bunte Lampions beleuchteten die Szene. Es hätte ein romantischer Abend sein können.
    Aber der Anlaß des Treffens war ein sehr ernster. Zunächst erkundigte man sich bei Tisch höflich nach den Heimatländern der Besucher, ihren persönlichen Verhältnissen und ihren Eindrücken von Algerien.
    Das Essen war gut, es gab Brick, eine Vorspeise, die aus Eiern mit würzigen Kräutern in Blätterteigtaschen bestand. Das ganze wurde in heißem Öl gebacken. Dann gab es Mechoui, zartes Lamm, am Rost gebraten, und Merguez, dünne, scharf gewürzte Würstchen aus Hammelfleisch.
    Als Nicole schon mehr als satt war, wurde erst das Hauptgericht aufgetragen. Ein Festtags-Kuskus mit den edelsten Teilen von Wild und Geflügel. Anschließend servierten die beiden verschleierten Frauen süße Dattelplätzchen und klebriges Honiggebäck mit kandierten Früchten.
    Bei jedem Gang nötigten die Einheimischen die Gäste, tüchtig zuzugreifen. Als Getränk gab es für die Besucher den starken algerischen Wein der schon nach zwei Gläsern benebelte. Als fromme Mohammedaner durften die Einheimischen keinen Alkohol trinken.
    Für sie standen Fruchtsäfte, geeister Tee

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