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0138 - Der Höllensohn

0138 - Der Höllensohn

Titel: 0138 - Der Höllensohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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und Kaffee zur Verfügung.
    Der Leutnant aber meinte, er habe schon seit Tagen hartnäckige Verdauungsbeschwerden. Da war der starke Rotwein nach seiner Ansicht die beste Medizin.
    Er trank den Roten und scherte sich den Sheitan um die mißbilligenden Blicke des Muftis. Zum Schluß wurden Schalen mit Früchten auf den Tisch gestellt.
    »Wenn ich noch einen einzigen Bissen esse, platze ich«, stöhnte Nicole Duval.
    Sie zündete sich eine Zigarette an. Sofort fuchtelte der Mufti mit dem Zeigefinger in der Luft herum. Er redete auf Arabisch wie ein Wasserfall.
    »Was meint der ehrwürdige Greis?« fragte Zamorra in blumiger Redeweise den Leutnant.
    »Er sagt, in einer Frau, die ihr Gesicht unverschleiert den Blicken der Männer preisgibt, die schamlos ihre Waden zeigt und sogar noch Zigaretten raucht, stecken ganze Horden von Sheitanen. Lieber würde er einen Kamelhintern küssen, als eine solche Frau auch nur anzufassen.«
    »Jeder nach seinem Geschmack«, konstatierte Zamorra. »An Kamelen ist in In Salah kein Mangel.«
    Nicole hatte an diesem Abend extra ein langes Kleid angezogen.
    Aber das paßte dem verknöcherten Mufti immer noch nicht. Zamorra kam jetzt direkt auf das Thema des Abends zu sprechen. Die Präliminarien waren erledigt.
    Der Mufti riß wieder das Wort an sich. Er holte einen Koran unter seiner Ghandoura hervor, deutete darauf und zeigte mit dem Finger zum Himmel, als wolle er den Mond aufspießen.
    »Er sagt, es ist Allahs Wille, daß der große Dschinn sein Unwesen treibt, es ist die Strafe für unsere Sünden«, übersetzte der Makhzen, der Bürgermeister. »Bismillah, im Namen Gottes! Wenn Allah in seiner Allmacht und Güte die Zeit für gekommen hält, wird er den Karawanenfresser in die Dschehenna schicken. Wer sich vorher gegen den Sohn der Hölle auflehnt, versündigt sich gegen den Willen Allahs.«
    »Wenn ich mit einen Splitter in den Fuß trete, muß ich ihn auch selbst herausziehen und kann nicht auf Allah warten«, antwortete Zamorra. »Oder wenn ein Ochse in die Grube fällt, hat man ihn herauszuheben. Allah hat uns die Kraft und das Wissen gegeben, damit wir es gebrauchen. Der Karawanenfresser ist ein Feind, den es zu bekämpfen gilt.«
    Er zeigte sein magisches Silberamulett.
    »Das ist der Talisman eines mächtigen Magiers, der mir verliehen wurde. Er erhebt mich zum Herrn über die Dschinns und Dämonen und zum Kämpfer für das Gute. Damit will ich den Sohn der Hölle vernichten.«
    Das Amulett wanderte von Hand zu Hand. Zamorra hatte es zuvor mit einer Beschwörung magisch aufgeladen, so daß es prickelte und leichte Energiestöße in die Körper der Männer sendete, die es hielten.
    Der Talisman strahlte silbern.
    »Baraka«, murmelten die Männer ehrfürchtig.
    Das war die heilige Segenskraft auserwählter Menschen und Gegenstände. Nur der Mufti blickte voll Zorn auf das Amulett Merlins.
    Er legte den Koran darauf.
    »Verflucht, verflucht und dreimal verflucht!« schrie er dann und spie das Amulett an.
    Ein grelles Licht gleißte auf, ein silberner Blitz traf den Mufti, der aufschrie und wie gelähmt dasaß. Die Männer bemühten sich um ihn. Zamorra nahm sein Amulett zurück. Die beiden verschleierten Frauen flüsterten im Dunkeln beim Hauseingang. Ein junger Mann schaute aus einer anderen Tür.
    Der Mufti erholte sich rasch wieder. Er würde in der nächsten Zeit lediglich Kopfschmerzen und Sehschwierigkeiten haben. Das bremste seinen Fanatismus aber nicht.
    Er stand da und wetterte und drohte Zamorra, Nicole und Bill mit der Faust. Dann wandte er sich ab, raffte seine Ghandoura zusammen und marschierte ins Haus und davon. Der Makhzen begleitete ihn hinaus.
    Als er zurückkehrte, sagte Bill Fleming: »Diesem alten Holzkopf würde ich gern einmal kräftig auf den Turban hauen. Vielleicht würde dann der Kalk aus seinen Arterien rieseln.«
    Bill hatte Englisch gesprochen, da er nach einem zuvor durchgeführten Test annahm, daß keiner der anwesenden Einheimischen diese Sprache beherrschte.
    Er täuschte sich, der Makhzen sagte in fließendem Englisch und mit Brooklynakzent: »Was glauben Sie, wie lange ich schon diesen Wunsch habe, Mr. Fleming. Mit Mufti Ibrahim ist es manchmal kaum auszuhalten. Überall redet er mit seinen Koransprüchen hinein, obwohl er von den wenigsten Dingen eine blasse Ahnung hat. Wenn er damals nicht in Oran zur Kur gewesen wäre, hätten wir heute noch keine Wasserleitung in In Salah. Aber als hoher Würdenträger des Islam hat er nun einmal einen

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