0138 - Der Höllensohn
dreitausendzweihundert Jahre an.
Sie hatten alle das gleiche Schicksal erlitten. Sie waren durch die Sahara gezogen und der dämonischen Fata Morgana verfallen. Bei den meisten Opfern handelte es sich um Araber, Berber oder Beraber, das Mischvolk beider Völker.
Die Seelen der Verlorenen wimmerten und klagten. Hinter dem Schloß aber war riesengroß die Fratze des Dämons Dschafar al Kharum zu sehen. Sie war dunkelgrünlich und verzerrt. In den Augenhöhlen nistete die Schwärze des kosmischen Abgrunds, und aus dem aufgerissenen Rachen wehte ein phosphoreszierender giftgrüner Atem.
Dschafar al Kharum betrachtete seine beiden neuen Opfer- und weidete sich an ihrer Angst.
»Kommt in mein Schloß!« forderte er sie höhnisch auf.
Seine Stimme erklang in ihren Gehirnen. Sie mußten der Aufforderung folgen, Schritt um Schritt trieb es sie voran, ob sie nun Gebetssuren des Korans aufsagten oder fluchten oder wimmerten.
Immer mehr näherten sie sich dem Schloß, aus dem ihnen ein eisig kalter und stinkender Hauch entgegen wehte. Der breite Eingang erschien ihnen wie ein riesiges gefräßiges Maul.
Schloß Foggora und das Reich des Dämons hatten ihre Reise durch die Dimensionen inzwischen beendet. Dschafar al Kharums Reich schwebte als eine magische Sphäre im Nichts. Neblige Dämpfe in manchmal düsteren, manchmal flammenden und auf der Erde völlig unbekannten Farben umwogten sie.
Oft waren Sphärenklänge zu hören, und seltsame Fratzen, Konturen und Gestalten bildeten sich vor den Grenzen von Foggora. Der kosmische Abgrund lag unter dem Reich des Dämons, soweit man im Kosmos von oben und unten sprechen konnte, und hoch oben waren die Sphären des Lichts.
Dschafar al Kharum hatte sich im Zwischenreich angesiedelt.
Auf schwarzen Steinstufen stiegen Hadda bent Fatima und Ali ben Raid zum Horrorschloß hinauf. Der Targi umklammerte seinen Säbel wie der Ertrinkende den Strohhalm. Sein Gewehr lag irgendwo.
Er schwitzte trotz der Kälte, und auch Hadda bent Fatima rann der Angstschweiß übers Gesicht.
Mit rollenden Augen sahen die beiden die vielen Statuen, die einmal gleich ihnen Menschen mit warmem Fleisch und Blut, mit Hoffnungen, Wünschen und Gefühlen gewesen waren. Das giftgrüne Licht umstrahlte den Mann und das Mädchen.
Viele graue Steinstatuen standen in der riesigen Wandelhalle mit ihren verzerrten Säulen und dem schwarzen Becken, aus dem giftiger Dunst kroch. Schwer legte er sich auf die Atemwege und sandte Todesangst ins Herz.
Unheimlich hallten die Seufzer und das Klagen der vielen Verdammten in den Hallen und Gängen von Schloß Foggora. Hadda fragte sich nicht, weshalb sie noch atmen konnte. Der Dämon sorgte für seine Opfer, daß sie nicht vorzeitig am Sauerstoffmangel starben.
»Das ist die Hölle!« stöhnte Ali ben Raid. »Der Sheitan hat uns geholt.«
Eine Treppe mit zwei Aufgängen führte zur Rechten nach oben.
Über der Tür oben am Treppenabsatz leuchtete düsterrot ein magisches Symbol. Es stammte nicht von der Erde, es war das Siegel und Symbol jener Kräfte, die seit Urzeiten das Licht und das Gute in vielerlei Gestalt bekämpften.
Als blutiger Huitzilopochtli der Azteken, als kinderverschlingender Baal Moloch der Karthager, als gefräßiger Dambala des brasilianischen Macumba-Glaubens, als lügnerischer Drugvant der Parsen, als allesverschlingender Fenriswolf der Germanen, als Baron Samedi, der Herr der Gräber, des Voodoo-Glaubens und in vielen anderen Formen und Gestalten traten jene Mächte auf der Erde auf.
Der Berber-Ras Dschafar al Kharum hatte das Symbol übernommen, als er einen Brocken dämonischer Urmaterie an die Stelle seines Herzens setzte und ein Über-Dämon wurde.
Hadda bent Fatima und Ali ben Raid sträubten sich, doch sie mußten die Treppe hinaufsteigen, an den Statuen ihrer unglücklichen Vorgänger vorbei. Dann standen sie vor dem schwarzen Tor. Der Türgriff hatte die Form von Dschafar al Kharums Dämonenschädel über dem Schloß.
Blutrot strahlte das Siegel. Eine Totenstille kehrte ein. Dann dröhnte ein disharmonischer Gong, hallte in der weiten Wandelhalle wider und ließ die beiden unglücklichen Menschen bis ins Innerste erschrecken.
Ali ben Raid brach in die Knie.
»Nein!« wimmerte er. »Nein, nein, nein, ich will nicht hineingehen!«
Er wollte sich in seinen Säbel stürzen, aber seine Glieder gehorchten seinem Willen nicht. Gerade ihn zwang der Sohn der Hölle, sein erstes Opfer zu sein. Der Targi packte den Türgriff. Er zuckte und
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